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Berlinale Blog 2014 |
64. Internationale Filmfestspiele Berlin (06. - 16.02.2014) |
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Stolz wie Bolle |
Der Andrang war erwartungsgemäß riesig. Die Erwartungen waren es auch. Welch eine Melange. Lars von Trier, pornoverdacht, Exklusivität und das alles am Sonntag früh, wenn in Kreuzberg die meisten Menschen noch schlafen. Nicht so am Potsdamer Platz. Auf der Pressekonferenz will Herr Trier nichts sagen. Kann also nichts schief gehen. Beim Photocall trägt er ein schwarzes T-Shirt, auf dem das Symbol des Filmfestivals Cannes, eine stilisierte Palme, zu sehen war. Darunter stand „Persona non grata“. Irgendwie ein bisschen pubertär, aber wenn er es braucht. Stattdessen stellte sich die Darsteller/innen Uma Thurman, Shia LaBeouf, Christian Slater, Stacy Martin und Stellan Skarsgård den Fragen der Presse. Bei nachfolgendem Gespräch auf der Straße gab es jedenfalls interessanterer Gespräche, als auf der Pressekonferenz. War das jetzt eine Komödie (die Szene mit Uma Thurman), oder war das jetzt ein Drama, die Sterbeszene des Vaters. Ich freu mich schon auf Teil zwei. Nur die Musik von Rammstein ist wirklich Geschmackssache. Danach ein argentinischer Film. Vorher noch was essen. Jetzt gibt es ja leckeres Streetfood aus der Kreuzberger Markthalle Neun. In der ist der Dieter auch schon gesehen worden. Der weiß halt wo es schmeckt. Ob er auch den argentinischen Film im Wettbewerb mit zu verantworten hat, man weiß es nicht. Eigentlich wüsste man ja schon ab und zu ganz |
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gerne, wie der eine oder andere Film in den Wettbewerb kommt. In Historia del miedo geht um die Angst einer gesellschaftlichen Klasse, die sich immer mehr abschottet. Immer wieder passieren Sachen, die einem sorgen machen sollen. Da manche Sachen öfters passieren, wie ein Fahrstuhl, der feststeckt, wird es irgendwann langweilig. Das sind die Filme, in denen die Zeit still zu stehen scheint. Ein Regiedebüt, welches wunderbar ins Forum gepasst hätte. Jetzt aber mal was richtig lustiges. A Long Way Down, die Leinwandadaption von Nick Hornbys Beststeller, auf die Leinwand gebracht von Pascal Chaumeil. (Der Nächste, bitte! / 2012 | Der Auftragslover/ 2010) Zwei Kritikerinnen schimpften die verbleibende Zeit vor dem Film tüchtig über die Berlinale. In Cannes und Venedig wäre alles besser. (Ob das Lars von Trier auch so sieht.) Berlin mit seinem dauernden politischen Anspruch würde sie total nerven und man sieht ja was man davon hat. Lauter miese und viel zu viele Filme in viel zu vielen Sektionen. A Long Way Down war dann das richtige Futter für die kranken Seelen. Sweet as Candy und kein bisschen politisch. Uma Thurman hat übrigens gesagt: "Ihr könnt stolz sein, eines der ältesten Filmfestivals in eurer Stadt zu haben." Na sind wa doch, stolz wie Bolle. |
Hirnwindungen als Animation |
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In einem pulsierenden Fantasiestrom aus handgezeichneten Animationen entfaltet Michel Gondry in seinem neuen Dokumentarfilm Eindrücke aus Gesprächen mit dem amerikanischen Sprachwissenschaftler und Aktivisten Noam Chomsky. Der weltberühmte Linguist erzählt von seiner ersten frühkindlichen Rebellion, verknüpft Sprachaneignung und Erinnerungsbildung und beschreibt seine Faszination von Isaac Newtons Entdeckung okkulter Kräfte, die das mechanische Funktionieren der Welt widerlegen. In der unverwechselbaren . |
Handschrift seiner Musikvideos übersetzt Gondry tricktechnisch mit einer 16mm-Kamera Chomskys Ideenwelt in unwissenschaftliche archaische Bilder und koppelt sie spielerisch zu einem organischen surrealen Reigen. Bäume sprießen aus Gehirnwindungen und verwachsen zu geometrischen Elementen mit ausbrechenden Menschengruppen. Mit großem Einfallsreichtum und liebevollem Humor begegnet Gondry immer wieder seiner eigenen Verunsicherung gegenüber Chomskys Diskursen und visualisiert unvergesslich träumerisch das sprachliche Erfassen der Welt |
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Hirnwindungen als Job |
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Der Film spielt in einer von allen Nebensächlichkeiten befreiten „Berliner Republik“ heute, es geht um Kunstproduktion, Kreativwirtschaft – insbesondere aber um Film und Kino – ein politisches Manifest im Spielfilmformat. Im Zentrum steht Asta, theoriegestählt, tough, bis in die Embleme ihrer Lederjacke gestylt, das gängige Vokabular der Kulturszene perlt ihr elegant von den Lippen. Sie ist eine moderne Kämpferin, keine Hippiebraut, die sich mit der legendären Schauspielerin Hannelore Hoger als ihrer „Filmmutter“ einen Schlagabtausch über ihr Hobby, das „urban |
gardening“ liefert. Im unerbittlichen Konkurrenzkampf der Kuratoren um die Finanzierung ihrer Ausstellung „Das Kino! Das Kunst“, für das Hannelore Hoger unhörbare Empfehlungen in das Ohr des Bundespräsidenten flüstert, sucht sich Asta dann doch lieber internationales „backing“ bei einem indischen Freund. Der ist zum Glück zufällig vor Ort, als es irgendwo im Grünen zur folgenreichen Begegnung mit ihrer Hauptfeindin, Frau Ober-Kultur-Dezernentin kommt … . |
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Körperwindungen |
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An einem kalten Winterabend findet der einsame Junggeselle Seligman (Stellan Skarsgård) die zusammengeschlagene Joe in einer Gasse. Er nimmt sie mit in seine Wohnung, wo er ihre Wunden versorgt und |
.ihr Fragen über ihr Leben stellt. Er hört ihr aufmerksam zu, während Joe über die nächsten acht Kapitel die lustvolle, verzweigte und facettenreiche Geschichte ihres Lebens erzählt. |
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