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Ich habe mich schnell aufs Dokumentarische spezialisiert mit „365 Tage in Clichy-Montfermeil“, der 2005 während der Randale entstand. Die Aufstände explodierten, genau vor dem Haus, in dem ich wohnte, und da ich immer und alles filme, ist der Film ganz natürlich entstanden. Ich hatte ungefähr hundert Stunden Material. Ich hatte Angebote von Medi-en, die meine Bilder kaufen wollten, da sie die einzigen waren aus der Sicht eines Insiders. Ich entschloss mich aber, nichts zu verkaufen und meinen eigenen Film zu machen. Alle unsere Kourtrajmé-Filme standen kostenlos im Internet zur Verfügung – damit haben wir vor YouTube oder Dailymotion angefangen. Ein paar Jahre später drehte ich „365 Tage in Mali“ nach den gleichen Prinzipien. Die Zeitungen schrieben, dass Mali der gefährlichste Ort der Welt geworden wäre wegen Al Quaida und dem sogenannten Islamischen Staat, aber ich kann-te das Land gut, und mein Bild stimmte nicht mit dem in den Medien Bild verbreiteten überein. Ich beschloss, hinzufah-ren und begann, planlos zu filmen. Bei meiner Rückkehr habe ich das Material Fernsehsendern angeboten, aber keiner war bereit, es so zu zeigen wie es war. Also stellte ich es ins Internet.
Es ist richtig, dass ich in diesem Film etwas über mein Leben erzähle, meine Erfahrungen und die meiner Verwandten. Alles in die-sem Film basiert auf aktuellen Ereignissen: Der Jubel beim Weltmeisterschafts-Sieg natürlich, die Ankunft des neuen Cops im Viertel, die Drohne, selbst der gestohlene Löwe und die Zigeuner. 8 Fünf Jahre lang habe ich alles gefilmt, was in meinem Viertel vor sich ging, vor allem die Polizisten. In dem Moment, wenn sie auftauchten, habe ich meine Kamera eingeschaltet und sie gefilmt, bis zu dem Tag, an dem ich einen wirkli-chen Polizei-Schnitzer aufgenommen habe. Ich wollte die unglaubliche Diversität zeigen, die das Leben dieser Viertel bestimmt. Ich lebe immer noch dort: Es ist mein Leben, und ich liebe es, dort zu filmen. Es ist mein Set! Ladj Ly |
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