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Als Kind hat es mich immer fasziniert, wie in der Wüste Gobi ein kleines Sandkorn die Welt als Fata Morgana spiegeln kann. Ich meinen Filmen versuche ich, ähnlich dem Sandkorn, die Welt in der kleinsten menschlichen Einheit, der Familie, zu spiegeln. DIE ADERN DER WELT ist eine Fiktion auf einem dokumentarischen Hintergrund. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Wir haben mit Schauspielern gearbeitet, aber keine unserer Filmumgebungen außen war für den Film gebaut. Sie war einfach genauso da in der Realität: Wir drehten mittendrin im Schürfland. Der Baum im Film auf dem Hügel steht genau auf der Grenze zwischen noch nicht lizensiertem Gebiet und Schürfgebiet.
Wir planten für manche Szenen eigentlich VFX-Anteile, die wir dann gar nicht brauchten, weil z.B. die Goldschürfer schon viel näher gerückt waren, als wir dachten. Das ist ein großes Glück für mich als Filmemacherin, aber eine große Tragödie für mich als Mongolin. Denn es geht ja nicht nur um Landraub und -zerstörung. Es geht um Traditions- und Kulturraub: Es wird Kultur- und Naturwissen zerstört, wenn die Lebensräume zerstört werden.
Die Rollenverhältnisse in der klassischen mongolischen Nomadenfamilie sind anders als hier in Europa. Die Mutter hat die wirtschaftliche Hoheit in der Jurte, während der Mann eher außerhalb der Jurte seinen Schwerpunkt hat. In den meisten Kulturen spielen Frauen eine eher untergeordnete Rolle, während mongolische Frauen sich, neben der wirtschaftlichen Oberhand, um die Kinder und den Einklang mit der Natur gleichermaßen kümmern. Dieses Nebeneinander hat sich leider im jetzigen Ulaanbaatar aufgelöst. Dort sind Männer an der Macht und das Ergebnis ist offensichtlich. Byambasuren Davaa |
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