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Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte namens „Erfindung einer Sprache“ von Wolfgang Kohlhaase. Aber es gibt hunderte ähnlicher Geschichten, in denen Menschen durch Witz und Verstand den Nazi-Terror überlebten. Ich fände es schön, wenn PERSISCHSTUNDEN eine Zusammenfassung all’ dieser Schicksale wäre. Tatsächlich erzählte ein Freund von Wolfgang Kohlhaase ihm einige Jahre nach dem Krieg eine ähnliche Geschichte, mit nur einigen Überschneidungen. Kohlhaases Zugang konzentrierte sich auf ganz andere Elemente. Es gibt Geschichten, die nur eine Sache verbindet: Eine totale Verrücktheit, eben weil sie Mut, Glück, schnelle Reaktionsweise erforderten und die Hilfe von Einzelnen, um der unerbittlichen Verfolgung deutscher Faschisten und ihrer Unterstützer zu entkommen.
Mein Film sollte realistisch sein, deshalb haben wir uns genau informiert wie die Transit-Lager gebaut waren, wie sie aussahen, wie lange die Menschen dort untergebracht waren. Das Lager Natzweiler-Struthof nahe der deutsch-französischen Grenze im Nordosten Frankreichs hat uns sehr inspiriert. Es flossen aber auch weitere Konstanten verschiedener Lager ein: Die Haupttore in unserem Film entsprachen beispielsweise denen aus Buchenwald. Die Rekonstruktion unseres Überganglagers basiert auf unterschiedlichem Foto- und Videomaterial. Uns war daran gelegen, durch die Bilder eine wahrheitsgetreue und authentische Atmosphäre zu schaffen.
Die Erinnerung ist eines der wichtigsten Themenstellungen im Film wie auch der menschliche Einfallsreichtum. Wie menschliche Erfindungsgabe und menschlicher Geist beim Überleben helfen, das ist wirklich unglaublich. Ich denke, das ist schon im Drehbuch zu spüren. Es ist doch unfassbar in dieser Geschichte, wie Gilles die Namen von Gefangenen in eine fremde Sprache transformiert und sie damit unsterblich macht. Während des Krieges gab es so viele Menschen, die, ohne Spuren zu hinterlassen, von der Bildfläche verschwanden und unbekannt blieben, weil die zur Aufklärung notwendigen Archive und Auflistungen in den Lagern von den Nazis verbrannt wurden. Vadim Perelman |
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