Berlin,
 



Nach " Die Geschichte vom weinenden Kamel "drehte Byambasuren Davaa einen Film der ebenfalls in der Mongolei spielt, mit wunderschöne Bildern und einer fast schon dokumentarisch anmutenden Klarheit. Wem das weinende Kamel gefallen hat, darf sich diesen Film nicht entgehen lassen. Geradezu fantastisch sind die Landschaftsaufnahmen  und eine Kamera, die anscheinend immer im richtigen Augenblick lief. MMM

 Der Inhalt

   In der endlosen Weite der mongolischen Landschaft führt eine fünfköpfige Nomadenfamilie ein Leben fernab der Zivilisation. Nach alter Tradition leben sie von der Schafzucht – und im Einklang mit der Natur. Bei einem ihrer Spaziergänge findet die sechsjährige Nansa in einer Felsenhöhle einen kleinen, schwarzweißgefleckten Hund, den sie „Zochor“ nennt und mit nach Hause nimmt. Statt den Hund wieder auszusetzen, wie es der Vater verlangt, wird er ihr treuer Begleiter. Doch eines Tages verliert sie in der Steppe seine Spur – und begegnet bei ihrer Suche einer alten Nomadin, die ihr die bewegende Legende von der Höhle des gelben Hundes erzählt...




 Nach dem Erfolg von DIE GESCHICHTE VOM WEINENDEN KAMEL


   Im Januar 2004, als der sensationelle Erfolg ihres Films DIE GESCHICHTE VOM WEINENDEN KAMEL noch nicht abzusehen war, begab sich Byambasuren Davaa bereits auf die Suche nach einem Produzenten für ihr nächstes Projekt, ihr Abschlussfilm an der Münchner Filmhochschule. Er sollte wieder in ihrer mongolischen Heimat gedreht werden – und mit dokumentarischem Blick eine fiktive Geschichte erzählen. Eine Geschichte, die einerseits auf Erinnerungen an ihre Großmutter basierte, andererseits auf einer Erzählung von Gantuya Lhagva. Die Zeit drängte, denn nachdem in der betreffenden Region im Winter Temperaturen von minus 30 Grad Celsius herrschen, wollte die Regisseurin den Film schon im Sommer desselben Jahres realisieren. Produzent Stephan Schesch, selbst ein Absolvent der Münchner HFF, ließ sich dank eines eindrucksvollen Treatments für das Projekt begeistern – und nach dem phänomenalen Publikumsecho auf Byambasuren Davaas Kino-Erstling gelang es ihm, die Finanzierung in kürzester Zeit auf die Beine zu stellen.

    Im April 2004 flog Byambasuren Davaa in die Mongolei, um eine geeignete Nomadenfamilie für ihren Film zu finden: Eine Familie, die einerseits noch ein ganz traditionelles nomadisches Leben als Selbstversorger führte, andererseits aber offen genug war, ein Filmteam an sich heranzulassen. „Vor allem brauchte ich für meine Geschichte zwei Kinder“, erläutert die Regisseurin, „ein Mädchen im Alter von etwa sieben Jahren, das in einer Höhle einen jungen Hund findet, und ein Kleinkind, das noch nicht sprechen kann und am Schluss von dem Hund gerettet wird.“ Sie reiste zwei Wochen lang durch die Gegend, in der ihre Mutter aufgewachsen war, und sprach mit diversen Familien, bis sie glaubte, die richtige gefunden zu haben – ein junges Nomadenpaar mit drei Kindern: „Alle drei hatten für ihr Alter bereits ausgeprägte Persönlichkeiten“, stellt Byambasuren Davaa fest. „Allen voran Nansa, die älteste Tochter. Ich spürte sofort: Die hat das gewisse Etwas. Es gab nur ein Problem: Sie mochte mich anfangs überhaupt nicht und wollte nicht einmal mit mir reden.
    Ich beobachtete sie eine Weile und bemerkte, dass sie eine geradezu unglaubliche Tier-Expertin war, die nicht nur reiten und Ziegen melken, sondern auch jedes einzelne Schaf der großen Herde auseinanderhalten konnte. Also fing ich an, mit ihr über Tiere zu sprechen. Sie war ganz überrascht, dass ich zu dem Thema auch etwas beizutragen hatte – so habe ich allmählich ihr Vertrauen gewonnen.“




 „Weit und breit ließ sich nur ein orangefarbener Hund auftreiben“

   Vor Ort wurde die deutsche Filmcrew von einem kleinen einheimischen Team unterstützt, wobei vor allem dem mongolischen Produktionsleiter Batbayar Davgadorj eine Schlüsselrolle zukam: „Vor ihm ziehe ich meinen Hut“, gesteht Stephan Schesch. „Er hat unter abenteuerlichen Verhältnissen die gesamte Logistik organisiert – und sich dabei als Meister der Improvisation erwiesen. Den abgebrochenen Arm unserer Steadycam hat er zum Beispiel von einem Schweißer, der drei Dörfer weiter wohnte, wieder neu zusammenflicken lassen: aus einer alten Schrotflinte!“ Seinen größten Coup landete der Produktionsleiter, als Byambasuren Davaa ihn beauftragte, einen Plüschhund in Pink zu besorgen. „Weit und breit ließ sich nur ein orangefarbener Hund auftreiben“, erinnert sich die Regisseurin. „Aber Orange ist eine Farbe, die zur Welt der Nomaden gehört; mir hingegen war es wichtig, dass der Hund eine giftige, künstliche Farbe hatte. Schließlich fand unser Produktionsleiter einen pinkfarbenen Hasen aus Plüsch, zog ihm das Fell ab und nähte daraus kurzerhand eine neue Hülle für den Hund!“

Den Beginn der gemeinsamen Zeit nutzte die Regisseurin, um eine Vertrauensbasis zwischen ihren Protagonisten und dem Filmteam aufzubauen – erst, als sich die verschiedenen Parteien aneinander gewöhnt hatten, begann sie mit den Dreharbeiten. „Dabei hatte sie zum einen sehr genaue Vorstellungen davon, was vor der Kamera geschehen sollte, zum anderen hat sie große Freiräume geschaffen und Dinge sehr spielerisch passieren lassen“, berichtet Stephan Schesch. „Gerade bei den Kindern gibt es eigentlich nur eine Arbeitsweise, die funktioniert: Man muss mit ihnen spielen“, ergänzt Byambasuren Davaa. „Und man muss Geduld haben. Ich habe die Kinder also oft einfach in eine bestimmte Stimmung versetzt und mit der Kamera beobachtet – und sie haben mir dafür wunderbare dokumentarische Momente geschenkt. Als ich die Kinder zum Beispiel mit der kleinen Buddha-Statue vor dem Spiegel gefilmt habe, fiel plötzlich der Satz: ,Lass’ das – man darf nicht mit Gott spielen!‘ So etwas hätte man nie inszenieren können.“
   Für Schesch zeigt sich hierin gerade die besondere Qualität der mongolischen Regisseurin: „Einerseits erzählt sie eine fiktionale Geschichte, andererseits aber so authentisch und echt, wie kein Autor jemals schreiben könnte. Solche Reaktionen aus den Menschen herauszukitzeln – das ist die große Kunst von Byambasuren.“



 Das Buch zum weiterlesen


   Auch in ihrem ersten Buch bringt uns Byambasuren Davaa gemeinsam mit ihrer Regieassistentin Lisa Reisch den faszinierend fremden Alltag der letzten nomadisch lebenden Mongolen nahe, wie sie ihn selbst in ihrer Kindheit noch kennen gelernt hat: Sie erzählt vom freien Leben in der Steppe, von der sechsjährigen Nansaa, die zum erstenmal gegen ihren Vater rebelliert, als sie einen streunenden Hund zu sich nimmt – und von den Gefahren, denen sie ihre Familie dadurch aussetzt. Voller Poesie und dokumentarischer Präzision eröffnet dieses Buch Dimensionen, die weit über den Film hinausgehen. Eindrucksvoll zeigen Davaa und Reisch das Miteinander der Generationen in einer Jurte, die unerhört reichen Traditionen ihrer Landsleute und ihre alles bestimmende Achtung vor der Natur.

Byambasuren Davaa/Lisa Reisch Die Höhle des gelben Hundes. Eine Reise in die Mongolei Ca. 224 Seiten mit 32 Seiten Farbbildteil. Gebunden € 18.90 (D)/ sFr 33.40 ISBN 3-89029-304-2 Erscheint voraussichtlich Anfang September bei Malik


   Höhle des gelben Hundes, Die 
 
Land/Jahr: D 2005
Regie: Byambasuren Davaa („Die Geschichte vom weinenden Kamel“ 2004 )
Darsteller: Urjindorj Batchuluun, Buyandulam Daramdadi Batchuluun 
Drehbuch: Byambasuren Davaa
Kamera Daniel Schönauer
Musik Boerte Group
Sarah Clara Weber Schnitt
90 Min. FSK: 
Kinostart: 28. Juli 2005
im Verleih von: X FILM
  www.gelberhund-derfilm.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Mongolei
Die Höhle des gelben Hundes Buch Preis: EUR 18,90
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