Berlin,
 

MY SUMMER OF LOVE


Zeitgenössische Menschen interessieren mich nicht sehr–denken Sie nur an all diese Durchschnittstypen, die man täglich im Fernsehen sieht, bei Big Brother und all dem anderen Zeugs. So laut und trivial! Wie kann man dem also entkommen? Wie findet man Figuren und Schauspieler, die nicht von diesem Zeitgeist durchdrungen sind? Das ist einer der Gründe, warum ich Filme wie diesen–und Filme im Allgemeinen – mache: um wegzukommen von der modernen Realität… Pawel Pawlikowski

 Der Inhalt

Ein langer heißer Sommer, irgendwo in Yorkshire. Mona rollt mit ihrem motorlosen Mofa über die staubigen Landstraßen. Dort begegnet sie eines Tages Tamsin, die auf ihrem Schimmel ausreitet. Die beiden stammen aus verschiedenen Welten: Tamsin ist eine wohlbehütete Tochter aus gutem Hause: weit gereist, gebildet, selbstsicher. Gerade ist sie von ihrem teuren Privatinternat suspendiert worden, wegen des schlechten Einflusses, den sie auf andere hat. Mona dagegen ist seit dem Krebstod ihrer Mutter Waise, den Vater hat sie nie gekannt. Mit ihrem Bruder Phil lebt sie über dem heruntergekommenen Pub, den einst ihre Mutter führte. Früher ließ Phil nichts anbrennen: Raub, Einbruch, Schlägereien. Doch seit er aus dem Knast entlassen wurde und Gott entdeckt hat, ist er Mona fremd geworden – und sie noch verlorener. So unterschiedlich Mona und Tamsin auch sind, so sehr spüren sie eine Seelenverwandschaft. Zusammen sind sie stark und glücklich. Sie schwören, einander nie zu verlassen.




 ÜBER DEN FILM


Als Vorlage für seinen Film MY SUMMER LOVE diente Pawel Pawlikowski der gleichnamige Roman von Helen Cross. Der Regisseur war auf Anhieb begeistert von ihrer Beschreibung der besonderen Beziehung zweier so gegensätzlicher, faszinierender und dabei ausgesprochen realistisch gezeichneter Teenager. Pawlikowski und Tanya Seghatchian, seine Partnerin in der gemeinsamen Produktionsfirma Apocalypse Pictures, optionierten daher die Filmrechte der Geschichte und holten David M. Thompson von BBC Films zur weiteren Finanzierung mit an Bord.

Die Dreharbeiten fanden on location in und um Todmorden statt – während des heißesten Sommers, den Yorkshire in über fünfzig Jahren erlebt hatte.




 INTERVIEW MIT PAWEL PAWLIKOWSKI

Was hat Sie bewogen, MY SUMMER OF LOVE zu drehen?

Als Vorlage und Inspiration diente in erster Linie natürlich der gleichnamige Roman von Helen Cross. Die beiden Hauptfiguren faszinieren nun mal ganz einfach: Es sind sehr lustige, komplizierte und gegensätzliche Mädchen; sie sind romantisch, zynisch, gewitzt und poetisch. Da gab es jede Menge Aspekte, die ich auf Anhieb liebte.

Wie eng hält sich Ihr Film an den Roman?

Romane bieten eine guten Ausgangspunkt für Filme, obgleich ich denke, dass man ein Buch nie wirklich verfilmen kann. Was man in einem Roman findet, findet man mehr oder weniger im Leben. Insofern ist das beinahe so als würde man eine Dokumentation drehen, mit zwei Protagonisten, einer Situation und einem Hintergrund. Oft weckt ein Roman überhaupt erst die Idee, einen bestimmten Film zu drehen. Doch wenn der kreative Prozess beginnt, löst man sich immer mehr von der Vorlage. So ging es mir bei MY SUMMER OF LOVE, ich hatte schließlich teilweise ganz vergessen, was in der ursprünglichen Vorlage geschah. Ich glaube, die Geschichte spielte vor dem Hintergrund der Streiks der Minenarbeiter in den 80er Jahren, und es gab zwei Morde, die an den Yorkshire Ripper erinnerten. Nichts von  all dem kommt im fertigen Film noch vor, aber das Ganze hatte einen Effekt auf mich, und ich entdeckte dabei eine wunderbare Figur, die mich durch den ganzen Film trug. Manchmal wird man inspiriert von einer wahren Geschichte oder einer Person oder erinnert sich an etwas aus der eigenen Vergangenheit. Ein Roman ist bloß ein Mittel, dafür einen Hintergrund, eine Landschaft zu finden.

Wieviel haben Sie improvisiert?

Improvisation ist ein Werkzeug, das man auf gegensätzliche Weisen nutzen kann: entweder um Klischees zu erzeugen oder um etwas Originelles und Persönliches zu erreichen. Oft verheddert man sich beim Improvisieren in Karikaturen menschlichen Verhaltens mit all den Ticks und Macken, manchmal aber entwickelt sich auch etwas völlig Unvorhergesehenes und Überraschendes. Manche Menschen können so nicht arbeiten. Wir haben soviel improvisiert, dass ich oft sogar in die Szenen hinein gesprochen habe. Manchmal fielen mir beim Beobachten gute Dialoge ein, die ich den Schauspielern einfach zuwarf. Weil meine beiden Hauptdarstellerinnen sehr smarte Girls sind, entwickelten sich Dialoge oft auf eine überraschende Weise, sehr witzig und intelligent. Es geht eigentlich darum, dass man eine Situation schafft und bloß noch aufpassen muss, dass sie nie ins Langweilige abrutscht. Stattdessen muss man seine Schauspieler stimulieren.




 
   My Summer of Love 
 
Land/Jahr: GB 2004
Regie: Pawel Pawlikowski (Last Resort 2000)
Darsteller: Natalie Press, Emily Blunt, Paddy Considine
Drehbuch: Pawel Pawlikowski Michael Wynne (nach dem gleichnamigen Roman von Helen Cross)
Kamera Ryszard Lenczewsk, David Scott
Musik Alison Goldfrapp
Kostüm Julian Day
86 Min. FSK:
BAFTA 2005 als Bester Britischer Film
WINNER – MICHAEL POWELL AWARD, EDINBURGH FILM FESTIVAL 2004
Kinostart: 30.06.2005
VERLEIH Prokino Filmverleih GmbH
http://www.mysummeroflove.co.uk
http:// www.my-summer-of-love.de
   
 
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