OSLO, AUGUST 31ST ist die Geschichte einer einfallsreichen Person von düsterem Gemüt. Das Paradox von Anders Charakter liegt darin, dass er zwar begabt und eigentlich sehr ehrgeizig ist, jedoch durch seinen kräftezehrenden Lebensstil einige Lebensjahre verlo - ren hat. Je mehr ich mich in Charakterstudien vertiefte, umso größer wurde meine Faszi - nation für das Leben der Mittelklasse. Ich war immer sehr an den unterschiedlichen Schicksalen der Leute um mich herum interessiert. So habe ich beispielsweise beobach - tet, wie sich die Leben meiner Freunde aus meinen Teenager-Jahren als Skateboarder in sehr gegensätzliche Richtungen entwickelt haben. Einige wurden drogensüchtig, andere schlugen äußerst erfolgreiche Laufbahnen ein. Auch den Leben derjenigen, die eine Wahl haben, liegt ein großes Drama zugrunde. Ich habe mich stets als einen Filmemacher gesehen, der die Dinge von einem kritischen Standpunkt aus betrachtet, gleichzeitig mache ich Filme über die vermeintlich Glückli - chen und Privilegierten. Es macht mich immer etwas traurig, wenn die Leute sagen, dass das Leben hier in Norwegen so gut ist und dass es nichts zu erzählen gibt, dass wir keine Konflikte hätten. Das sehe ich komplett anders. Es gibt auch in den Mittelklasseleben große Tragödien.

OSLO, AUGUST 31ST wurde geschrieben mit dem Gedanken an Anders Danielsen Lie als Hauptdarsteller. Bevor wir mit dem Schreiben anfingen, hatte ich ihm die Rolle angebo - ten, und zu meinem großen Glück akzeptierte er. Anders ist kein im klassischen Sinne ausgebildeter Schauspieler. Tatsächlich war er damals mitten im Medizinstudium, als wir ihn für REPRISE casteten. Heute ist er Arzt. Er ist nicht nur eine sehr intelligente Person, sondern auch sehr emotional. In OSLO, AUGUST 31ST wollte ich mit ihm in die Tiefe ge - hen. Ich wusste, er würde sich besonders anstrengen für diesen Part. Er veränderte seine Figur, legte Gewicht zu. Er untersuchte Drogensüchtige aufs gründlichste, damit der Pro - zess seines Charakters realistisch sein würde. Es war eine sehr harte Zeit für ihn. Wäh - rend der meisten Zeit der Drehzeit blieb er für sich alleine in seinem Wohnwagen.  Joachim Trier