 ls der 17-jährige Ben (Samuel Schneider) seinen Vater Heinrich (Ulrich Tukur), den gefeierten Regisseur, der in Marrakesch an einem internationalen Theaterfestival teilnimmt, besucht, beginnt für ihn kein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Seine Umgebung ist ihm genauso fremd wie sein geschiedener Vater, mit dem er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder seine Sommerferien verbringen soll. Während die beiden immer weiter auseinanderdriften, öffnet sich Ben mehr und mehr dem ihm fremden Land und sucht sich, fernab von Vaters |
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Luxushotel, seine eigenen Wege in der unbekannten Welt. Er verliebt sich in die junge Karima (Hafsia Herzi) und folgt ihr in ihr entlegenes Heimatdorf im Atlasgebirge. Als Ben sich tagelang nicht meldet, macht sich Heinrich erst widerwillig, dann zunehmend besorgt, auf die Suche nach seinem verschwundenen Sohn. Während sie beide das ihnen fremde Land bereisen, scheint alles möglich zu sein: sich endgültig zu verlieren oder einander wieder neu zu finden… |
Bevor ich wusste, wie meine Geschichte genau verlaufen würde, wusste ich bereits, dass sie in Marokko spielen sollte. Vor über zwanzig Jahren hatte ich eine Reise mit Dominik (Graf, Caroline Links Ehemann, Anm. d. Red.) dahin gemacht und hatte sie sehr intensiv in Erinnerung. 2011 bin ich dann mit Peter Herrmann, meinem Produzenten, nochmal an die gleichen Orte gefahren. Er hat mir die Freiheit gegeben, erst einmal das Land auf mich wirken zu lassen und Ideen zu sammeln und er hat gesagt: „Guck mal, was Dir dazu einfällt.“ Wir hatten einen Serviceproduzenten vor Ort, der uns viele Anekdoten und Geschichten über sein Land erzählt hat und der mich ziemlich inspiriert hat. Die gleiche Story hätte mich wahrscheinlich an einem anderen Platz nicht so interessiert. Marokko, die arabische, fremde Kultur bringt ein Gefühl von Gefahr und Sinnlichkeit in diesen Vater-Sohn-Konflikt, das hat mich gereizt.
Für mich beginnt jedes Drehbuch mit einer starken Konstellation. Es geht nicht nur um einen Protagonisten, sondern ebenso sehr geht es um sein Gegenüber. In der Literatur können das verschiedene Figuren sein. Ich glaube, im Kino sollte sich der Kern der Geschichte vor allem um zwei Menschen drehen. Zu mehr reicht die Zeit meistens nicht! 8 Bisher waren das in meinen Geschichten meist Familienkonstellationen. Vaterfiguren spielen eine große Rolle, ich kann nicht wirklich beantworten warum. Ich hatte eine intensive und herzliche Beziehung zu meinem Vater. Aber es sind diese Emotionen, die mich bewegen, wenn ich mir eine Geschichte überlege. Dieser Ben ist ein pubertierender junger Erwachsener, der seinen Vater eigentlich gar nicht kennt. Und damit einen Teil von sich selbst. In meinem Umfeld gibt es erstaunlich viele Kinder, die ohne Väter aufwachsen. Was wird aus dieser Generation, die extrem geprägt ist von alleinerziehenden Müttern? Vor allem Jungs fühlen sich ihren Müttern gegenüber oft verpflichtet. Manchmal überfordert sie diese Situation. Caroline Link |
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"Caroline Link erzählt in ihrem episch bebilderten Familiendrama „Exit Marrakech“ eine zunächst schablonenhafte Vater-Sohn-Geschichte vor exotischer Kulisse, die gegen Ende deutlich an Format gewinnt und in ein auch schauspielerisch packendes Finale mündet". Carsten Baumgardt filmstarts |
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"Mit Nahaufnahmen, Handkamera und harten Schnitten gestaltet sie (Caroline Link) Sequenzen von einer verblüffenden schauspielerischen Intensität und Direktheit auf der Suche nach der Poesie des Augenblicks." Luitgard Koch programmkino |
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„Exit Marrakech“ ist ein beim großen Publikum sich anbiedernder Trip, überladen mit Klischees vom gerüche- und farbintensiven Orient, an dessen befreiendem Ende der eine des Selbsterfahrungs-Duos erwachsen und der andere ein Fünkchen weiser und verantwortungsbewusster erscheint." Alexandra Wach filmdienst |
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"Das Schönste an diesem Film aber sind die Phasen, in denen er jede kalkulierte Dramaturgie von Coming-of-Age links liegen zu lassen scheint, um genau wie seine Hauptfigur ins Offene, Unbekannte zu driften und dort erst zu entdecken, wie es weitergehen könnte." Patrick Seyboth epd film |
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"Eine vollkommene Desillusionierung mutet Link ihrem Publikum allerdings nicht zu, trotz der feinen Risse bleiben Marrakesch und die weiten Berglandschaften Marrokos pittoreske Kulisse für das Drama um die dysfunktionale Familie." Carsten Moll critic.de |
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