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Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran |
Der
junge Momo ist plötzlich ganz auf sich allein
gestellt. Er hat nur einen Freund - einen einzigen
- und das ist Monsieur Ibrahim, der arabische
Lebensmittelhändler aus der Rue Bleue. Aber
die Dinge sind nicht so, wie sie scheinen: Denn
die Rue Bleue ist nicht blau, Monsieur Ibrahim
ist kein Araber. Und das Leben ist nicht zwangsläufig
ein Trauerspiel...
Die Buchvorlage von Eric-Emmanuel Schmitt ist mittlerweile
ein Bestseller. Für eine Verfilmung ist das in
der Regel eine gute Voraussetzung, gilt der Stoff doch
allgemein als bekannt. Neben der Parabel einer Freundschaft
zwischen alt und jung, spielt das Comeback von Omar
Sharif und eine wunderbare bildliche Umsetzung der
Romanvorlage eine große Rolle für den Erfolg
von "MONSIEUR IBRAHIM UND DIE BLUME DES KORAN".
INHALT
Eigentlich steht ihm die Welt
offen. Denn Moses (PIERRE BOULANGER) hat als Teenager
das Leben noch vor sich. Doch bei genauem Hinsehen
entpuppt sich sein Dasein als ziemlich traurige
Angelegenheit. Die Mutter des Jungen hat sich vor
vielen Jahren aus dem Staub gemacht, sein Vater
(GILBERT MELKI) begegnet ihm mit einer gefühllosen
Mischung aus Unverständnis und Autorität.
Wie zwei Fremde leben die beiden in einer düsteren
Wohnung nebeneinander her.
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Moses
geht einkaufen und kocht und wenn der alte
Herr abends nach Hause kommt, provoziert
höchstens das laut plärrende
Transistorradio, das der Junge auf seine
Lieblingssendung "Salut les copains" eingestellt
hat.Einsam ist Moses, auch wenn er sich
das nicht eingestehen würde und die
einzige Abwechslung im grauen Alltag ist
das Auf und Ab der Straßenmädchen
in der Rue Bleue, die er heimlich von einem
Wohnungs- fenster aus beobachtet. Eines
Tages schlachtet Moses sein Sparschwein,
zieht sein bestes weißes Hemd, behauptet,
schon 16 Jahre alt zu sein und verwandelt sich in einen charmanten Freier, der schon
bald zum Liebling der Huren im Viertel wird.Auch
mit Monsieur Ibrahim (OMAR SHARIF), dem Lebensmittelhändler,
der sein Geschäft von früh bis spät,
ja sogar am Sonntag, geöffnet hat, freundet
Moses sich an. Der klärt ihn als erstes darüber
auf, dass er - obwohl es jeder in der Nachbarschaft
behauptet - beileibe kein "Araber" ist,
sondern aus der Türkei stammt. |
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Und
dass man sich und anderen das Leben immens
erleichtert, wenn man häufiger lächelt.
Moses, der sich schnell daran gewöhnt,
von Monsieur Ibrahim Momo genannt zu werden,
befolgt diese Lektion - und stellt fest,
dass sein stoppelbärtiger Freund in
der grauen Kittelschürze Recht hat:
Lächeln macht tatsächlich glücklich.
Plötzlich ist die Lehrerin in der
Schule nur noch halb so garstig, wenn er
mal wieder eine Mathematikaufgabe nicht
begreift, und selbst die pferdeschwänzige
Concierge-Tochter, die ihn sonst immer
so abweisend behandelte, lässt sich
auf einmal von Momo den Hof machen. Ein paar Küsse später
- und die beiden sind ein Paar. Doch die Jugendliebe
ist nur von kurzer Dauer, denn Myriam schenkt ihre
Gunst schon bald einem anderen. Gewiss, Mädchen
in der Pubertät benehmen sich manchmal höchst
seltsam, doch dass seine Freundin ihn so schnöde
abblitzen lässt, verletzt Momo trotzdem zutiefst. |
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Weniger hart trifft es ihn, als er eines Tages
zu Hause einen hastig voll gekritzelten Zettel
vorfindet, auf dem sein Vater ihm mitteilt, dass
er nicht mehr wiederkommen wird. All seine Ersparnisse
liegen auf dem Tisch, damit soll Momo eine Zeit
lang über die Runden kommen.Ganz
auf sich allein gestellt, wird die Freundschaft
zu Monsieur Ibrahim immer enger. Der beschließt
irgendwann, seine Ersparnisse für
einen Neuwagen auszugeben. Bevor die beiden,
wie geplant, in die Heimat des alten Mannes
fahren können, muss er jedoch seinen
Führer- schein machen - eine nicht
ganz leichte Ange-legenheit, die nur deshalb
ein glückliches Ende nimmt, weil Momo
und Ibrahim in der Fahrprüfung schummeln.Zwischenzeitlich
erhält Momo die Nachricht vom Selbstmord
seines Vaters, und es kommt zu einer denkwürdigen
Begegnung mit seiner Mutter, der gegenüber
er sich allerdings nicht zu erkennen gibt. |
Denn Momos und Monsieur Ibrahims
Gedanken werden beherrscht von der Vorfreude auf
die weite Reise ans andere Ende von Europa. Es
scheint, als würden der alte Mann und das
Kind, die eigentlich nichts und niemand in der
Pariser Rue Bleue hält, alle Zelte hinter
sich abbrechen, um in ein neues Leben aufzubrechen,
wie auf einem fliegenden Teppich...
INTERVIEW MIT ERIC-EMMANUEL SCHMITT
Wie
autobiographisch ist Ihre Erzählung "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran"?
Die Figur meines Großvaters prägt
das Buch sehr stark. Er war zwar weder Lebensmittelhändler
noch Moslem, aber genau so unbeweglich wie
Monsieur Ibrahim. Er arbeitete als Edelsteinfasser,
stellte Schmuckstücke her. Was er sagte,
hatte Gewicht, selbst sein Schweigen sprach
Bände. Er drückte sich einfach aus,
sagte jedoch intelligente Dinge, die von Herzen
kamen. Er saß wie angenagelt auf einem
Schemel in seiner Werkstatt. Abends schüttelte
er sorgfältig den Goldstaub aus seiner
großen Schürze und bewahrte ihn
in Tüten auf. Schließlich reichte
die Menge aus, um daraus ein paar Goldbarren
zu schmelzen. Er starb mit 60 Jahren und meine
Großmutter konnte nach seinem Tod von
dem gesammelten Goldstaub leben. Ich stelle
mir gerne vor, dass ich einer ähnlichen
Beschäftigung nachgehe: Ich schreibe,
ich bin unbeweglich, und ich hoffe, dass ich
ein bisschen Goldstaub herstelle. Mein Großvater
ist mein Vorbild.
Und
wie entstand Momo, das ungeliebte
Kind?
Ich selbst hatte eine sehr glückliche
Kindheit. Aber ich bin von Menschen umgeben,
die nicht geliebt wurden und deren Geschichten
ich gut kenne. Momos Schicksal wurde hauptsächlich
von jenem Schauspieler inspiriert, dem ich
das Buch gewidmet habe - Bruno Abraham-Kremer.
Ihr
Buch ist Teil einer Trilogie über
die Religionen.
Religionen sind wie Fremdsprachen - man kann
nie genug davon lernen. Ich denke, man sollte
unbedingt andere Religionen studieren, um die
eigene besser begreifen zu können. In
meinem Buch ist die Rede vom Sufismus. Dabei
handelt es sich um eine poetische Religion
ohne jedes Dogma, ihre Lehre wird durch Humor,
Erzählungen und Märchen vermittelt.
Es ist eine sehr konkrete Religion, die Geist
und Körper nicht voneinander trennt. Das
Gebet wird mit dem Tanz verknüpft. Die
körperliche Arbeit erlaubt es, den Geist
zu reinigen. Und während man seinen Körper
belastet, arbeitet der Geist. Ich mag diesen
Gedanken, dass Körper und Geist untrennbar
miteinander verbunden sind.
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Als Sie das Buch schrieben, dachten
Sie da an eine mögliche Verfilmung?
Als ich die Theaterversion in
Avignon sah, kam mir der Gedanke, dass sich eine
Kinoadaption lohnen und die Geschichte davon profitieren
könnte, wenn sie in bewegte Bilder umgesetzt
wird. Durch die Verfilmung hat sie wirklich an
Lokalkolorit gewonnen. François Dupeyron
hat das Paris der 60er Jahre und die Rue Bleue,
in der ich früher wohnte, wunderbar rekonstruiert.
Der Film kann Momos wahres Alter zeigen. Auf der
Bühne erinnert sich ein Erwachsener.
Im Kino
hingegen sieht man ein Kind, das viel durchmacht
und bereits sexuelle Triebe verspürt. |
Und
dann ist da noch Omar Sharif...
Ich war begeistert, als ich erfuhr, dass er die
Titelrolle spielen würde. Für mich repräsentiert
er "Lawrence von Arabien" und "Doktor
Schiwago". Und er weckt Erinnerungen an meine
Mutter. Wenn sie ihn sah, geriet sie förmlich
in Trance. Er war der erste Araber, über den
ich hörte, dass er schön sei. Durch ihn
habe ich gelernt, dass Schönheit nicht nur
von blonden Märchenprinzen verkörpert
wird. Das war meine erste Lektion in Toleranz.
Omar Sharif stellt Monsieur Ibrahim mit majestätischer
Würde dar. Es brauchte einen Prinz in dem
Lebensmittelgeschäft, einen Mann mit königlicher
Haltung und magischer Aura, kurz: mit Charisma.
Omar Sharif bei den Dreharbeiten zuzusehen, war
sehr bewegend.
OMAR SHARIF - Hauptdarstelller
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Omar Sharif, bürgerlicher Name: Michael Shalhoub, kam am 10. April 1932 in Alexandria als Kind wohlhabender ägyptisch-libanesischer Eltern zur Welt. Er studierte Mathematik und Physik und arbeitete im holzverarbeitenden Familienbetrieb, bevor er seine erste Rolle in einem ägyptischen Film übernahm.
Damit
begann eine Karriere, die ihn innerhalb
weniger Jahre zum größten
Filmstar seiner Heimat machte.
Der britische Regisseur David Lean wählte
ihn 1962 für die Rolle des Sherif
Ali in seinem Wüstenepos "Lawrence
von Arabien" aus - über Nacht
avancierte Sharif zum Weltstar, erhielt
für seine Leistung eine Oscar-Nominierung
als bester Nebendarsteller und galt fortan,
dank seines exotischen Aussehens, seiner
glühenden Augen und seiner samtweichen
Stimme, als das männliche Sexsymbol
der 60er Jahre. Es folgten die mit einem
Golden Globe ausgezeichnete Titelrolle
in David Leans legendärem Russland-Epos "Doktor
Schiwago" (an der Seite von Julie
Christie). |
Beim Filmfestival in Venedig 2003 wurde Omar
Sharif nicht nur mit einem Goldenen Löwen
für sein Lebenswerk ausgezeichnet, er erhielt
auch den Publikumspreis als bester Schauspieler
für "Monsieur Ibrahim und die Blumen
des Koran".
INTERVIEW MIT OMAR SHARIF
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Stimmt
es, dass Sie dem Kino den Rücken kehren
wollten?
Das ist richtig. Nach meiner kleinen
Rolle in "Der 13. Krieger" mit
Antonio Banderas sagte ich mir: "Schluss
mit dem Unsinn, Angebote nur deshalb
anzunehmen, weil ich dafür bezahlt
werde. Schluss mit dem Kino! Es sei denn,
ich stoße auf einen Film, der mich
wirklich umhaut und dazu bringt, meine
vier Wände zu verlassen." Schlechte
Filme sind ungemein demütigend,
ich habe häufig darunter gelitten.
Es ist schrecklich, stümperhafte
Texte aufsagen zu müssen unter einem
Regisseur, der nicht weiß, was
er tut, und der so miserabel arbeitet,
dass es nicht einmal lohnt, ihn darauf
hinzuweisen. |
Offen gestanden habe ich
nicht mehr damit gerechnet, einen Film
oder eine Rolle zu finden, die mich von
meinem Schwur abbringen würden. Es ist nicht leicht, gute Rollen zu finden,
wenn man alt ist, einen vagen Akzent
hat und eher orientalisch aussieht. Als
ich im vergangenen Winter Urlaub in Kairo
machte, hatte ich das "Monsieur
Ibrahim"-Drehbuch mit dabei. Nichtsdestotrotz
lese ich alle Drehbücher, die man
mir schickt - man kann ja nie wissen.
Ich habe sofort von Kairo aus angerufen.
Die Filme von Dupeyron kannte ich zwar
nicht, weil ich aufgehört habe,
ins Kino zu gehen. Aber Eric-Emmanuel
Schmitt war mir ein Begriff, denn ins
Theater gehe ich noch.
Cast
Monsieur Ibrahim ...........................................................Omar
Sharif
Momo ......................................................................Pierre
Boulanger
Momos Vater ..................................................................Gilbert
Melki
Momos Mutter .........................................................Isabelle
Renauld
Myriam .........................................................................Lola
Naymark
Sylvie .............................................................................Anne
Suarez
Fatou ...............................................................................Mata
Gabin
Eva ...............................................................................Céline
Samie
Stab
Regie ...................................................................François
Dupeyron
Drehbuch ..............................................................François
Dupeyron
Dialoge ............................François
Dupeyron, Eric-Emmanuel Schmitt
nach der Erzählung........von
Eric-Emmanuel Schmitt, Ammann Verlag
Kamera .........................................................................Rémy
Chevrin
Ausstattung ...............................................................Katia
Wyszkop
Schnitt ..................................................................Dominique
Faysse
Besetzung .................................................................Brigitte
Moidon
Ton ............................................................................François
Maurel
Land/Jahr: Frankreich
2003 94 Minuten -
Format 1.66 - Dolby SRD/DTS ab
25. März 2004 im Kino
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