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Fragt man die alten Leute auf der Straße, können sich alle an das Tivoli erinnern und jeder weiß auch um die Bedeutung der unansehnlichen Ruine, die seit 1995 in der Berliner Straße 27, Berlin Pankow, vor sich hingammelt. Im November 1895 führten die Brüder Max und Emil Skladanowsky im damaligen Ausflugslokal "Feldschlößchen" erstmals öffentlich einen Film mit bewegten Bildern vor.
Der historische Moment bestand aus Szenen wie die Kinder Ploetz-Larella;die einen italienischen Tanz vorführten, der Jongleur Paul Petras, die Milton Brothers in einer am Reck und die sich vor dem Publikum verbeugenden Brüder Skladanowsky. Gedreht wurden diese Szenen im Mai 1895 im Garten der Berliner Straße 27 in Pankow.
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Das endgültige
Aus
Die Wilmersdorfer Vermögensberaterin Gabriele
Schloß-Gräbert hatte das Gelände für 1,68 Millionen Mark ersteigert.
Ihr Plan war wieder ein Kino mit fünf Sälen und 800 Plätzen zu errichten.
Zusätzlich sollten 180 Plätze in einem Freiluftkino hinter dem Gelände
ein Wintergarten, ein Café und einen Biergarten geschaffen werden.
Damit wäre an wäre damit an die Tradition des Kinos angeknüpft
worden. Cinemaxx und Ufa machten dem Plan zumindest buchhalterisch,
einen Strich durch die Rechnung. Auch andere alte Kinos im Nordosten
mussten aufgeben.
Die Discountkette
"Lidl" wird hier eine Filiale eröffnen
Wie Martin Federlein (CDU), Pankows neuer Stadtrat
für Stadtentwicklung, vor kurzem den bezirklichen Ausschuss für
Stadtentwicklung informierte, steht eine Investor bereit, der dort
ein solches Center bauen will. Dazu soll das Gebäude, besser gesagt
der Rest des Gebäudes.des ehemaligen Kinos abgerissen werden.
"Mit dem Neubau hätten wir ein Signal für
die Berliner Straße",
sagt der Stadtrat.
"Vielleicht sollte man mit der neuen Entwicklung zufrieden sein".
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m |
Dieses
Zitat ist typisch für den Kleingeist Berliner Kulturpolitik,
im speziellen dem Umgang mit der Geschichte des Films in Berlin.
Das diese Stadt eine großartige Vergangenheit in Sachen
Film hat, und das dieser Ort mehr sein könnte als ein weiterer
billiger Standort für einen Supermarkt, will in die Köpfe
der Provinzhäuptlinge nicht rein.
Kultur definiert sich dann eben doch über den Begriff Museum
und vielleicht gibt es ja dann im Museum irgendwann einemal
eine schöne Austellung über das Tivoli, oder irgendjemand
dreht einen schönen Film über das erste Kino von Berlin...Für die alten Leute auf der Straße ist
der Umgang mit der Geschichte am Beispiel des Tivoli nur ein weitere
Beweis dafür, daß nur eins zählt:
"Am Ende wird halt alles abgewickelt was kein Geld einbringt..."
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