Ich bin zufällig auf eine Doku im Fernsehen gestoßen, die die Arbeit dieser Leute zeigte – und sie hat mich komplett umgehauen. Gleich am nächsten Morgen habe ich beim Sender angerufen, um Kontakt mit dem Regisseur aufzunehmen. Ich wollte von ihm wissen, an wen man sich wenden muss, um an die Beamten der Jugendschutz-Einheit heranzukommen. Bevor ich mir sicher sein konnte, dass ich wirklich ein Drehbuch über die Jugendschutz-Einheit schreiben wollte, musste ich erst einmal das Leben dieser Polizisten kennen lernen. Mein Plan war, eine gewisse Zeit bei der Einheit zu verbringen, um den Leuten zuzuhören und sie zu beobachten. Aber das stellte sich als sehr schwierig heraus. Aber als ich dann endlich die Genehmigung für mein „Praktikum“ hatte, habe ich keine Zeit mehr vergeudet: ich bin von Gruppe zu Gruppe gewechselt und habe immer Notizen gemacht. Ich war wie ein Schwamm; ich habe alles in mich aufgesaugt, was ich mitbekam. Und auch während der Pausen oder in der Kneipe nach Feierabend habe ich versucht, nichts von ihren Diskussionen zu verpassen und ich habe ihnen tausende von |
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Fragen gestellt. Ich bin ohne Ausnahme von Geschichten ausgegangen, die die Polizeibeamten mir erzählt haben. Ich habe manche Details abgeändert, aber nichts gänzlich erfunden. Ich hatte eine Liste mit all den Dingen erstellt, die den Alltag einer solchen Einheit ausmachen. Mir ging es darum, dass die Liste auch wirklich vollständig sein würde, und dazu gehörte auch, Dinge wie Pädophilie, Inzest in einer bürgerlichen Familie und die Situation straffälliger Jugendlicher anzusprechen. Außerdem war es mir wichtig zu zeigen, dass die Polizisten, wenn sie an einem Fall dran sind, ihn bis zum Verhör des Verdächtigen verfolgen, aber dass sie nicht unbedingt mitbekommen, wie die Sache schließlich vor Gericht ausgeht. Sie müssen aber auch einfach zur nächsten Sache übergehen können, um sich nicht zu sehr emotional mit den Fällen zu belasten. Und weil das Leben nun einmal so ist, war es mir auch vorher klar, dass man im Film nicht immer erfährt, wie sich ein bestimmter Erzählstrang zu diesem oder jenem Verdächtigen bis zum Ende entwickelt. Maïwenn Le Besco/Regie |