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73. Internationale Filmfestspiele Berlin
MMEANSMOVIE Berlinale Blog - A . Schäfer 
 



     
     
       
      73. Berlinale  
      Berlinale Blog   2023  
      Berlinale Bären 2023  
       
       






 
 Meene Droschke ist gelb
  16.02.2023  
     

Die Berlinale ist eines der wichtigsten Festivals für internationale Filmkunst. Seit der ersten Ausgabe im Jahr 1951 hat sich das Festival stetig weiterentwickelt und ist heute ein wichtiger Treffpunkt für Filmemacher und Filmfans aus aller Welt. Auch für die Berlinale hatte sich der Potsdamer Platz als idealer Ort erwiesen. Seit 2011 findet das Festival dort statt.

In den letzten Jahren war der Potsdamer Platz somit eng verbunden mit dem Festival. Man schaute die Filme, ging zu den Pressekonferenzen, aß dort zu Mittag und traf sich abends. Der Platz war geschmückt und versuchte auf Berliner Art ein Hauch von Glamour und emsiger Geschäftigkeit zu vermitteln. 2023 haben wir Baustelle, Schienenersatzverkehr und von Jahr zu Jahr weniger Kinosäle.

Einer der Hauptsponsoren ist dieses Jahr Uber. Mit der Berlinale putzt Uber sein Image etwas auf. Sämtliche Berlinale-Limousinen werden mit Wasserstofftechnologie betrieben, sind also emissionsfrei unterwegs.

Der Bundesgeschäftsführer des Taxi- und Mietwagenverbands Deutschland, Patrick Meinhardt ist über diese Einbindung von Uber aber „entsetzt, verärgert und maßlos enttäuscht“.

Nun ist es aber endlich soweit und im Berlinale Palast findet der Auftakt zu den 73. Internationalen Filmfestspielen Berlin statt. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Claudia Roth, die Regierende Bürgermeisterin von Berlin Franziska Giffey, die diesjährige Jurypräsidentin Kristen Stewart sowie die Berlinale-Leitung Mariëtte Rissenbeek und Carlo Chatrian werden das Festival glanzvoll eröffnen.

Als Eröffnungsfilm wird im Anschluss die Weltpremiere She came to Me von Rebecca Miller als  Berlinale Special Gala präsentiert.

Am Freitag  geht das Festival dann endlich für alle los. Vergessen sind dann hoffentlich aufgerissene Straßen und unmögliche Verbindungen zu den über die Stadt verteilten Kinos. Das Kino muss nach zwei Jahren Pandemie neu durchstarten. Wenn das Berliner Publikum wie gewohnt zurückkommt, kann da eigentlich nichts mehr schief gehen.








© Protagonist Pictures
 
 Alles wird gut
  17.02.2023  
     

Der Eröffnungsfilm der Berlinale ist nach langer Zeit ein gelungener Einstieg in das Festival, mit Stars und allem, was dazugehört. Ein Opernkomponist in der Schaffenskrise, eine Schlepperkapitänin mit Hang zum amourösen Abenteuer, eine Psychiaterin mit Ordnungszwängen sowie etwas Romeo und Julia.
Was auf dem ersten Blick wie eine Feelgood-Komödie aussieht entwickelt sich durchaus zum ernsten Thema. Das Land erscheint zerrissen wie schon lange nicht mehr. Filmemacherin Rebecca Miller war mit „Pippa Lee“ (2009) und „Maggies Plan“ (2016), auf der Berlinale. Mit ihrer sechsten Regie-Arbeit hat sie den richtigen Ton getroffen, um dem Festival die Herzlichkeit und auch etwas Hoffnung zu geben nach all den Einschränkungen der letzten zwei Jahren. Hoffnung vermittelt auch der Film mit seinem Ende.

Die Liebe gewinnt und bring die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Der Film von Rebecca Miller ist nicht der schrille glamouröse, epische Film, den sich einige für die Eröffnung eines Festivals wünschen. Ein romantischer Liebesfilm mit einer optimistische Botschaft am Ende ist dieser Film und ein Publikumsliebling wird er auch ganz sicher.

She Came to Me
Berlinale Special Gala

Regie Rebecca Miller
mit Peter Dinklage, Marisa Tomei, Joanna Kulig, Brian d’Arcy James, Anne Hathaway

USA 2023 102 min. Drama Komödie
https://www.berlinale.de/de/programm/

Pressespiegel
"Neustart mit einer Komödie aus New York"  Von Andreas Busche Tagesspiegel
"Die Kapitänin und der Komponist"  von Tim Caspar Boehme  taz
"Der Motor läuft mit Liebe"  von Claudia Reinhard  Berliner Zeitung
"Mann und Mops"  Von Philipp Bovermann  Süddeutsche Zeitung
"Peter Dinklage leads sparklingly convoluted romantic comedy"  by Peter Bradshaw  The Guardian
"Peter Dinklage Leads a Sly Ensemble Comedy"  by Owen Gleiberman  variety
"There is a bruised charm to this screwball-inspired New York story"  by Wendy Ide screendaily
"Stadtneurotiker*innen"  von Joachim Kurz  kino:zeit
"Die weibliche Antwort auf Sweeney Todd – und noch viel zu viel mehr" Von Christoph Petersen  filmstarts
"Im Kino braucht es mehr als Mut" Von Andreas Kilb  Frankfurter Allgemeine Zeitung










© Lu Films
 
 Wahlfamilie
  19.02.2023  
     

Eine Familiengeschichte aus China hat einen festen Platz im Wettbwerb der Berlinale. Dieses Jahr ist es Lu Zhangs Wettbewerbsbeitrag Bai Ta Zhi Guang (Der schattenlose Turm). Der Restaurantkritiker Gu Wentong ist geschieden, seine Tochter wächst bei seiner Schwester auf. Er selbst hat schon im Kindesalter, nachdem ein Vorfall die Familie zerstört hat, den Kontakt zu seinem Vater verloren. Eines Tages erfährt er, dass der Vater allein in Beidaihe lebt, einer Küstenstadt 300 Kilometer nordöstlich von Peking. Lu Zhang Filme waren schon in den unterschiedlichsten Sektionen Gast der Berlinale. Sein aktueller Film ist 144 Minuten lang, eingerahmt in einem wunderbaren Soundtrack und einer exelenten Bildführung, die uns immer wieder neue Blicke über Spiegelungen und Reflexionen gibt. In der Hektik des Festivals ist der Film ähnlich der Entspannungstechnik einer Frau in einem Bus die Gu beobachtet. Nicht unbeding preisverdächtig, aber sehr entspannend.

Bai Ta Zhi Guang
Wettbewerb

Regie Zhang Lu
mit Xin Baiqing, Huang Yao, Tian Zhuangzhuang, Nan Ji, Wang Hongwei

VR CHINA 2023 144 min. Drama
https://www.berlinale.de/de/programm/






© Mitosfilm
 
 Melek, das sehende Kind
  19.02.2023  
     

In einer abgelegenen Stadt im Nordosten der Türkei versucht ein deutsches Filmteam, einen Dokumentarfilm zu drehen, während sich ein türkischer Überwachungsagent mit scheinbar mystischen Kräften auseinandersetzt, die seine kleine Tochter verfolgen. Während sich ihre Geschichten verflechten, entfaltet sich ein komplexes Netz aus Verschwörung, Paranoia und Traumata.


Im toten Winkel stehen nicht nur die Protagonisten des Films, wenn sie sich aus dem Aufnahmewinkel der Überwachungskameras bewegen. Im toten Winkel sind auch Themen, die aus der Öffentlichkeit verschwinden. Die ethnischen Konflikte von damals sind Geschichten von gestern, aber auch ein unverarbeitetes Trauma für die Betroffenen bis heute. So wechselt der Film gekonnt zwischen Drama und Thriller, legt immer wieder neue Fährten schürt das allgegenwärtige Misstrauen und bildet so eine Gesellschaft ab, in der man sich nicht mehr gegenseitig trauen kann. Am Ende liegt die Hoffnung in der nächsten Generation. Das Vertrauen in die Jetzige scheint aufgebraucht.

"In meinen bisherigen Filmen habe ich mich mit dem Thema Trauma und seinen Spuren auf der Seele beider auseinandergesetzt das Individuum und das Kollektiv. Bei „In The Blind Spot“ war es interessant, sich auf das zu konzentrieren Täter. Der Protagonist Zafer ist Teil eines autoritären Systems, das mit operiert Überwachung und Angst, wodurch Paranoia entsteht. An einem Punkt wendet sich das System der Paranoia gegen sich selbst und zerstört sich selbst.
Dieser Prozess wird durch die Geister eines dunklen und beschleunigt unaufgelöste Geschichte. Sie sind unzerstörbar und werden sich ihren Weg erkämpfen, bis sie gesehen werden gehört. Dazu müssen sie den blinden Fleck verlassen. Mehrere Perspektiven nutzen und multimedial erforscht der Film den blinden Fleck in der Seele. Es war spannend, dieses Thema in der zu erzählen Genre des Mystery-Thrillers, der es mir ermöglichte, verschiedene Schichten von Generationen zu enthüllen Trauma".  Ayşe Polat

Im toten Winkel
Encounters

Regie Ayşe Polat
mit atja Bürkle, Ahmet Varlı, Çağla Yurga, Aybi Era, Maximilian Hemmersdorfer

D 2023 118 min. Drama Thriller
https://www.berlinale.de/de/programm/

Pressespiegel
"Diese Geister verfolgen die Leute" Interview von Fabian Tietke   taz
"Kreuzberger Regisseurin Ayşe Polat: Berlinale-Debüt mit „Im toten Winkel“"  Von Andreas Busche Tagesspiegel
"Augen, überall Augen – Paranoia-Kino stark und vielschichtig" Von Janick Nolting  filmstarts





© Limerencia
 
 Abschied
  20.02.2023  
     

Lila Avilés Debütfilm The Chambermaid (La Camarista) hatte 2018 in Toronto seine Premiere, bevor er 2020 Mexiko im internationalen Oscar-Rennen vertrat.

Lila Avilés lässt ihre Kindheit für ihren zweiten Spielfilm Tótem Revue passieren. Schauplatz ihres aktuellen Filmes, der im Wettbewerb uraufgeführt wird, ist ein großes Haus, in dem Familie und Freund*innen ein zweifaches Ritual begehen: Der Maler und junge Vater Tona hat Geburtstag, und da es wohl sein letzter ist, wird zugleich Abschied gefeiert.

Wir nehmen an den Vorbereitungen des Festes teil, indem wir seine Tochter Sol begleiten. Sie streift durch das Haus voller Menschen und Pflanzen und Haustieren. Sie fragt immer wieder, ob sie denn zu ihrem Vater dürfe. Er müsse sich für das Fest ausruhen sagen ihr die Tanten, die alle schwer mit den Vorbereitungen für das Fest beschäftigt sind. Immer wieder ist zu spüren wie alle Familienmitglieder und Freunde des Totkranken zwischen der Trauer, die mit dem Moment verbunden ist, das dies ein Abschiedsfest ist und der Vorbereitung für ein schönes Geburtstagsfest hin und hergerissen sind. Als Zuschauende stehen wir am Rande und beobachten, wie unterschiedlich Menschen mit Trauer umgehen. Lila Avilés zeigt uns, wie Menschen unterschiedlichen Alters die Sterblichkeit sehen. Die Erwachsenen trösten die Kinder und die Kinder sind ein Trost für die Erwachsenen. Am Ende feiern alle ein Fest. Der letzte Blick im Film gehört Sol. Ähnlich wie im dem Film Im toten Winkel gehört der Blick in die Zukunft dem Kind.

Totem
Wettbewerb

Regie Lila Avilés
mit Naíma Sentíes, Monserrat Marañon, Marisol Gasé, Saori Gurza, Teresita Sánchez

MEX/DK 2023 95 min. Drama
https://www.berlinale.de/de/programm/

Pressespiegel
"Pozole und Morphium"  von Eva - Christina Meier  taz
"Kinderaugen, die niemand ungerührt lassen"    von Peter Zander Berliner Morgenpost
"Für einen Moment des Glücks"  Von Patrick Holzapfel  perlentaucher
"Magischer Realismus aus Mexiko" Von Michael Meyns filmstarts
"Durch die Unmittelbarkeit der Inszenierung wirft Regisseurin Lila Avilés ihr Publikum mitten hinein in das geschäftige Treiben"   von Sophie Charlotte Rieger   filmlöwin
"Ein Haus voller Liebe und Leben “"  Von Fabian Wallmeier  rbb24




© Benjamin Baltimore / 2022 Rectangle Productions - Close Up Films - Arte France Cinéma - RTS Radio Télévision Suisse - Tournon Films
 
Puppentheater ist vor unserer
Zeitrechnung entstanden
  21.02.2023  
     

Es ist die Geschichte einer Familie von Puppenspielern. Die Geschwister Louis, Martha und Lena, ihr Vater, Leiter der Truppe, und die Grossmutter, die Puppenmacherin. Gemeinsam gründen sie eine Kompanie und führen Puppentheaterstücke auf. Eines Tages stirbt der Vater während einer Aufführung an einem Schlaganfall und lässt seine Kinder allein zurück.

Philippe Garrel lässt uns am Leben einer Familie teilhaben. Liebe, Freundschaft, Trauer, Geburt, Trennung und Neuanfang finden in seiner Vision von Familie Bilder und Dialoge. Der Regisseur hat seine drei Kinder zum ersten Mal wieder vor der Kamera vereint, so das das Thema nach außen und nach innen gespielt wird. Dadurch entstehen Momente von erstaunlicher Intimität. Ähnlich wie das Puppenspiel eine aussterbende Kunstform zu seien scheint, die nicht mehr viele Zuschauer anzieht scheint das die Art wie man Filme macht so wie es Philippe Garrel umsetzt, ein Form zu sein wie man sie nur noch auf Festivals sieht. Die Metapher ist hier offensichtlich, der Vater ist der Gründer Puppenspieltruppe. Ohne ihn wird sich das Puppenspiel in seinem Charakter verändern oder sogar ganz verschwinden.

Le grand chariot
Wettbewerb

Regie Philippe Garrel
mit Louis Garrel, Damien Mongin, Esther Garrel, Lena Garrel, Francine Bergé

F/CH 2023 95 min. Drama
https://www.berlinale.de/de/programm/








 
Bester Spielfilm beim Preis der
deutschen Filmkritik 2022
  20.02.2023  
     

Als einziger deutscher Filmpreis, der ausschließlich von Kritiker*innen vergeben wird, zeichnet der Preis der deutschen Filmkritik seit 1956 deutsche Filme aus, die nicht nach wirtschaftlichen, länderspezifischen oder politischen Kriterien bewertet werden, sondern ausschließlich nach künstlerischen. Über die Preisvergabe entscheiden Jurys aus Mitgliedern des Verbandes der deutschen Filmkritik. Alle Filme hatten im Referenzjahr des Preises einen Kinostart oder Premiere auf einem deutschen Festival.

Zum Besten Spielfilm des Jahres 2022 kürte die Jury „Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?“ von Alexandre Koberidze. Der zweite Spielfilm des in Berlin und Tiflis lebenden und arbeitenden Regisseurs erzählt in poetischen Bildern von großen Gefühlen und der Macht der Fantasie.

Mit dem Ehrenpreis zeichnet der Verband der deutschen Filmkritik in diesem Jahr die Filmgalerie 451 aus (

https://www.vdfk.de
Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen? (offizieller Trailer)





 
Spielberg
  22.02.2023  
     

Ein Höhepunkt der Berlinale war garantiert die gestrige Verleihung des Goldenen Ehrenbären an den US-amerikanischen Regisseur Steven Spielberg. Im Berlinale Palast nahm er die renommierte Auszeichnung nach der Laudatio von U2-Sänger Bono vor stehendem Applaus von den 1.600 Zuschauer*innen entgegen. Bereits bei seinem Erscheinen im Saal hatte es minutenlange Standing Ovations gegeben.

„Wir freuen uns sehr darüber, dass die Säle voll sind, dass die Zuschauer*innen Kino wieder gemeinsam erleben können und das Festival wieder Ort für spannende Erlebnisse, inspirierende Begegnungen und lebhaften Austausch ist“, sagt das Berlinale-Leitungsduo Mariëtte Rissenbeek und Carlo Chatrian.

Er ist der erfolgreichste Regisseur aller Zeiten und hat mit unzähligen Filmen Filmgeschichte geschrieben. Steven Spielbergs neuester Film "Die Fabelmans" gilt mit sieben Nominierungen als einer Anwärter auf den diesjährigen Oscar. In dem Film verarbeitet er seine eigene Kindheit als Sohn jüdischer Eltern im Amerika der 50er- und 60er-Jahre. Es handelt von Sammy Fabelman, der im Arizona der Nachkriegszeit aufwächst und durch ein spektakuläres Zugunglück auf die Idee kommt, Filmregisseur zu werden. Der Film startet am 9. März in den deutschen Kinos.

Bis zum heutigen Morgen (22. Februar) wurden bereits 267.000 Tickets verkauft. Die neue Berlinale-Spielstätte Verti Music Hall wurde vom Publikum sehr gut angenommen. Bei den Fachbesucher*innen und der Presse ist die Auslastung der Vorstellungen ebenfalls sehr hoch – in Einzelfällen liegt sie bei 100 Prozent, im Durchschnitt bei 90 Prozent. Am Berlinale Publikumstag, Sonntag, 26. Februar 2023, gibt es noch eine Zugabe: Zahlreiche Festivalfilme aus den verschiedenen Sektionen werden in den Berlinale-Spielstätten wiederholt. Tickets für die Vorstellungen am Berlinale Publikumstag sind seit dem 13. Februar erhältlich.





© Gariza Films, Inicia Films
 
 Ich bin die Königin
  22.02.2023  
     

Ein achtjähriges Kind leidet darunter, dass die Leute es hartnäckig bei seinem Geburtsnamen Aitor nennen, der bei ihm Unbehagen auslöst. Sein Spitzname Cocó fühlt sich nicht ganz so eindeutig verkehrt, aber auch nicht richtig an. Im Sommerurlaub im Baskenland vertraut das Kind seinen Kummer Verwandten und Freund*innen an.


Die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht spielt in unserer Kultur eine wichtige Rolle. Regiseur Estibaliz Urresola Solaguren begleitet ein Kind auf der Suche nach seiner Identität inmitten einer großen Familie (ja, es erinnert an den Film von Lila Avilés im Wettbewerb). Dabei geht er sehr behutsam vor, lässt dem Kind viel Zeit für das eigene Spiel und findet immer wieder neu Bilder um die Gefühle von Ausprobieren und Suche sind. Sehr schön ist ein Badehosentausch mit einer Freundin. Dennoch verfällt der Film immer wieder in Rollenklischees, die ja eigentlich von dem Kind aufgebrochen werden. Ein Kleid steht für Weiblichkeit, ein machohafter Vater für Männlichkeit und die Mutter arbeitet sich an ihrem Künstlervater ab und Tante Lourdes, die Honig sammelt und Bienen zu Heilzwecken für die Menschen einsetzt. Geschlechtsstereotypien transportieren Vorstellungen, Mädchen und Jungen angeblich sind und sein sollen, auch der Film ist natürlich nicht frei davon.

„Warum bin ich so?“, fragt die kleine Cocó. Dieser Sommer wird ihr Leben verändern, da sie gezwungen sein wird sich zu entscheiden. Das ist sehr früh für einen Menschen, der noch mitten in seiner Entwicklung steht. Die These sich entscheiden zu müssen ist eine zutiefst erwachsene Sicht der Dinge. Es ist wichtig die Kinder mit ihrem Problem nicht allein zu lassen. Schätzungsweise 1,5 bis 2 Prozent der Kinder und Jugendlichen nehmen das zugewiesene Geschlecht im Widerspruch zu dem wahr, was sie selbst als ihre geschlechtliche Identität empfinden. Alle Kinder und Jugendlichen, die ihre Transgeschlechtlichkeit ansprechen, sollten ein Angebot für eine Beratung und eine weitere therapeutische Begleitung bekommen.

20.000 especies de abejas
Wettbewerb

Regie Estibaliz Urresola Solaguren
mit Sofía Otero, Patricia López Arnaiz, Ane Gabarain, Itziar Lazkano, Sara Cózar

SP 2023 129 min. Drama
https://www.berlinale.de/de/programm/

Pressespiegel
"Schwierige Selbstfindung eines Kindes"  von Elena Philipp   Berliner Morgenpost
"Taufe einer Meerjungfrau"  Von Nadine Lange  Tagesspiegel




© Claudio Iannone
 
 Berlinale Series Award
  23.02.2023  
     

Buchstäblich vor ihren Augen verschwindet Denises geliebte Mutter spurlos. Vor Jahren hatte sie gegen ihren Mann, den berüchtigten ’Ndrangheta-Boss Carlo Cosco, ausgesagt, in der Hoffnung auf ein Zeugenschutzprogramm, das es am Ende nicht gab. Denise und zwei weitere Frauen, die in die reichsten italienischen Mafia-Familien hineingeboren wurden, werden zu den wichtigsten Verbündeten der jungen Staatsanwältin Anna Colace. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, das brutale System von innen zu stürzen. Basierend auf dem Roman von Alex Perry, der auf wahren Begebenheiten beruht, verwebt Drehbuchautor Stephen Butchard die Geschichten von drei außergewöhnlichen Frauen


Die BerlinaleSeries-Jury –Mette Heeno, André Holland und Danna Stern – hat entschieden: Der erste Berlinale Series Award in Kooperation mit Deadline geht an The Good Mothers. Eine Lobende Erwähnung wurde von der Jury für die norwegische Serie Arkitekten (The Architect) ausgesprochen. Die Begründung der Jury im Wortlaut: „The Good Mothers hat uns mit seinen vielschichtigen Charakteren, die sich vorsichtig vor unseren Augen entwickeln dürfen, überzeugt. Wir waren gerührt, angsterfüllt und manchmal atemlos. Die Creators der Serie haben mit großer Sorgfalt eine authentische und detaillierte Welt geschaffen, mit einem herausragenden Schauspielensemble, dessen Leistung unsere Herzen lauter schlagen ließ. Die sichere Kameraführung, das Szenenbild und die sorgfältig gewählten Schauplätze tragen zum ultra-realistischen Eindruck der Serie bei, was nur richtig ist, wenn man bedenkt, dass sie auf wahren Ereignissen und realen Personen beruht – den mutigen Frauen, die sich jahrzehntelanger Unterdrückung und Frauenfeindlichkeit widersetzten und dabei halfen, die kalabrische Mafia zu stürzen.“

Der Berlinale Series Award ist die erste bei einem A-Festival für eine Serie ausgelobte Auszeichnung. Mit der Einführung der Berlinale Series 2015 ist die Berlinale als erstes A-Festival weltweit den veränderten Sehgewohnheiten und der Bedeutung seriellen Erzählens gerecht geworden. Sieben Serienwaren für den Berlinale Series Award nominiert, der am Mittwoch, 22. Februar, im Zoo Palast verliehen wurde.

The Good Mothers

Berlinale Series

Regie Julian Jarrold, Elisa Amoruso
mit Gaia Girace, Valentina Bellè, Barbara Chichiarelli, Francesco Colella, Simona Distefano

UK/IT 2023 Drama
https://www.berlinale.de/de/2023/programm/






© Christian Schulz / Schramm Film
 
 Etwas stimmt nicht
  24.02.2023  
     

Es ist gleich einer der ersten Sätze, die sich einprägen und die Stimmung der nächsten 100 Minuten prägen. Irgendetwas stimmt nicht. Ja denkt man und das schon seit mindestens drei Jahren. Es ist ein Gefühl, was sich eingeschlichen hat und obwohl die Sonne scheint, und das Meer wunderbar aussieht liegt über allen Dingen dieses unheimliche Gefühl. In dem Film versagt erst einmal das Auto. Leon und Felix wollen den Sommer im Ferienhaus an der Ostsee zu zweit verbringen. Jetzt stehen sie mitten im Nirgendwo auf der Straße ohne Netz und Hilfe. Felix kennt eine Abkürzung durch den Wald. Auch wenn der Wind in den Bäumen rauscht, wie man es gewohnt ist bei Christian Petzold, wirkt der Wald bedrohlich. Leon (Thomas Schubert) und wollen Felix (Langston Uibel) den Sommer zusammen in einem Ferienhaus an der Ostsee verbringen. Leon ist Schriftsteller und beendet gerade ein Roman. Er erwartet seinem Verleger (Matthias Brandt), ist gereizt und dauert müde. Zu seiner Müdigkeit trägt Nadja (Paula Beer) bei die wegen schlechter Absprache mit der Mutter von Felix. schon im Haus ist.

Roter Himmel erzählt von Schaffenskrisen, Beziehungen wie im Sommernachtstraum, und dem unheimlichen Wegbrechen von Sicherheiten im Alltag. Was im Film der brennende Wald ist, ist woanders ein Erdbeben, ein Krieg oder eine Pandemie. Der Roter Himmel ist in einer Trilogie der zweite Teil auf „Undine“ folgend, in dem Paula Beer auch die weibliche Hauptrolle spielt. Während Undine einem alten Mythos um eine Wassernymphe folgte, ist diesmal offensichtlich das Feuer das Element dem Petzold sich annimmt Der Film endet ungewohnt dramatisch für Christian Petzold und man ist für eine Zeit gefangen in dieser melancholischen Stimmung eines Sommers der zwischen Heine und Horror, zwischen Liebe und Schmerz, zwischen Romantik und Aufklärung pendelt.

Roter Himmel ist ein emotional vielschichtiger Film mit einer bestechenden Darstellung der verschiedenen Charaktere, filmisch wunderbar umgesetzt von Kameramann Hans Fromm. Mit Roter Himmel ist Christian Petzold zum sechsten Mal im Wettbewerb der Berlinale vertreten. Ein Bär wäre möglich.

Roter Himmel
Wettbewerb

Regie Christian Petzold
mit Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel, Enno Trebs, Matthias Brandt

D 2023 103 min. Drama
https://www.berlinale.de/de/programm/

Pressespiegel
"Die Ostsee brennt"  von Von Andreas Busche  Tagesspiegel
"Wenn der Wald an der Ostsee brennt, was wird da aus der Liebe?"  von Cornelia Geißler Berliner Zeitung
"Wie spielt man eine Frau mit Aura? "  Inetrview von Christian Peitz  Tagesspiegel
"Flammen draußen und drinnen"  von Tim Caspar Boehme  taz
"Scheitern als Chance"  Von Frank Schirrmeister  nd
"Ein Sommerfilm der schönsten Sorte – klug, humorvoll und berührend" Von Björn Becher filmstarts
"Vielschichtig-lakonisches Drama"  von Jens Hinrichsen  filmdienst
"Roter Himmel lässt Natur und romantische Beziehungen, Künstlerambitionen und einen tollen Song entbrennen.
 von von Jonas Nestroy   critic.de
"Feuer überall"  von Harald Mühlbeyer  kino:zeit
"Useless-author comedy-drama in saga of angst and lust"  by Peter Bradshaw  The Guardian
"A Summer Retreat Brings No Peace in Christian Petzold’s Superb, Smoldering New Film"  by Guy Lodge variety
"Christian Petzold Examines the Insecurities of the Male"  by David Ronney   hollywoodreporter.
"Ein deutsches Märchen mit viel Wahrheit"  von Frank Arnold  tip berlin
"Rotkäppchen und der Waldbrand"  von Carolin Ströbele  Zeit




 
73. Berlinale Bären
  26.02.2023  
Die Mitglieder der Internationalen Jury 2023, Kristen Stewart (Präsidentin), Golshifteh Farahan, Valeska Grisebach, Radu Jude, Francine Maisler, Carla Simón und Johnnie To haben entschieden. Erstmals in der Geschichte des Festivals ging der Hauptpreis an einen Dokumentarfilm. Der Goldene Bär an die Produzent:innen von "Sur L'Adamant". In dem Film porträtiert der renommierte französische Regisseur Nicolas Philibert ("Sein und Haben") Leben und Alltag in einer schwimmenden Pariser Tagesklinik für psychisch erkrankte Erwachsene. Kristen Stewart sagte bei der Preisverleihung, in Philiberts Meisterwerk hätten die von der Filmindustrie gezogenen Grenzen zwischen Kunst und Kommerz keine Geltung mehr.

Der große Preis der Jury ging an Christian Petzolds „Roter Himmel“. Den Jurypreis gewann João Canijos Generationendrama „Mal viver“. Einen Silbernen Bären für die beste Regie bekam der französische Regisseur Philippe Garrel für „Le grand chariot“. Den Silbernen Bären für das beste Drehbuch vergab die Jury an die deutsche Filmemacherin Angela Schanelec für ihren Film „Music“. Als beste Hauptdarstellerin wurde Sofia Otero für ihr Porträt eines achtjährigen Transmädchens in dem spanischen Film „20.000 especias de abejas“ („20.000 Bienensorten“) geehrt. Den Preis für die beste Nebendarstellerin bekam Thea Ehre für ihre Rolle in Christoph Hochhäuslers Polizeithriller „Bis ans Ende der Nacht“. Die Kamerafrau Hélène Louvart erhielt den Silbernen Bären für eine herausragende künstlerische Leistung im Drama "Disco Boy".

Mit der Losung „ Let’s get together“ war die Berlinale in ihre erste vollumfängliche Präsenzveranstaltung nach zwei pandemiebedingten Ausnahmejahren gestartet – und Publikum wie auch Branche folgten ihr. Das Interesse war überwältigend: Rund 20.000 Akkreditierte, darunter 2.800 Medienvertreter*innen, aus 132 Ländern kamen nach Berlin, 320.000 Tickets wurden an das Publikum verkauft. Damit knüpfen die Internationalen Filmfestspiele Berlin an die Zuschauer*innenzahlen vor der Pandemie an.

Der sechstägige Berlinale Talents mit 66 Talks, Workshops, Drehbuch-Labs, einem neuen dreitägigen Think-Tank, öffentlichen Events unter anderem mit Kristen Stewart, Ruben Östlund, Euzhan Palcy und Cate Blanchett bot den Besucher*innen und den 203 Talenten aus 68 Ländern einen wichtigen Diskursort im Festival. Berlinale Talents konnte seine Position als eine der bedeutendsten Filmcommunities mit weltweit fast 10.000 Alumni eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Pressespiegel
"Das Publikum hat einen besseren Bären-Wettbewerb verdient"  von Christiane Peitz  Tagesspiegel
"Dankbare Gesichter, gemischte Gefühle"  Von Christiane Peitz   Tagesspiegel
"Gute Zeit für Wirklichkeit"  von Tim Caspar Boehme  taz
"Großer Abend für den deutschen Film"  von Peter Zander  Berliner Morgenpost
"Das Festival in alter Größe"  von Peter Zander  Berliner Morgenpost
"Die Berlinale-Bären – Heilkräfte der Kunst"  Von: Daniel Kothenschulte  Frankfurter Rundschau
"Eine Tür ins Jenseits, ein Turm ohne Schatten"   Von: Daniel Kothenschulte  Frankfurter Rundschau
"Angst vor den Bären"  von Bahareh Ebrahimi  nd
"Zwischen Kunst und Glamour "  Von Fabian Wallmeier  rbb24
"Wenig zu feiern"  von Marius Nobach  filmdienst
"Der Bauchnabel von Kristen Stewart"  Von Rüdiger Suchsland  artechock
"Zeit für Schwarmintelligenz"  Von Oliver Heilwagen  film+kunst
"Der Bär hat ausgetobt"  Alexandra Seitz   ray filmmagazin
"Wir kuscheln in einer politischen Welt"  von Stefan Hochgesand  Berliner Zeitung




Wird der Potsdamer Platz je wieder das Herz der Berlinale, oder sucht das Festival schon längst nach einem neuen Ort? Bild: Rückansicht Filmhaus und ehemaliger Eingang zum Cinestar (Ende 2019 geschlossen) im Sony Center.




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