Ich weiß, dass ich nichts weiß. Nachdem ich das Drehbuch von Etienne Comar gelesen hatte, habe ich mich mit einem Theologen, meinem späteren monastischen Berater Henry Quinson, getroffen. Mit ihm habe ich das Drehbuch noch einmal gemeinsam gelesen und versucht zu verstehen, was das eigentlich bedeutet - der Glaube, das klösterliche Leben oder das Wunder an Ostern zum Beispiel. Zu Beginn bin ich immer eher unwissend, doch es gelingt mir dann recht schnell, tief ins Thema einzusteigen. Wenn man Menschen mit einem Film berühren will, dann ist eine Regel Grundvoraussetzung: man muss härter und mehr arbeiten als andere. Ich habe alles zu dem Thema gelesen, was ich konnte. Aber zu einer Art Bibel wurde für uns das Buch von John Kaiser über die Geschichte Algeriens und die der Klosterbrüder. Außerdem habe ich die Schriften von Christian de Chergé, die von Bruder Christophe sowie Auszüge der Bibel und des Korans gelesen. Allein die verschiedenen Interpretationen der Bibel und des Korans zu vergleichen, ist faszinierend. Je nach Übersetzung könnte hier und da auch ein Fragezeichen gestanden haben. Zum Beispiel: „Ihr seid |
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Götter. Aber ihr werdet wie Menschen sterben.“ oder aber „Ihr seid Götter? Nein, ihr werdet als Menschen sterben.“ Und das ändert alles. Am Vorabend der Dreharbeiten haben wir uns gemeinsam mit einigen vom Stab und den Schauspielers noch einmal Rossellinis Film „Franziskus, der Gaukler Gottes“ angesehen. Das ist wie beim Fischen: man beginnt am Tag zuvor, damit die Fische am nächsten Morgen anbeißen. Aber ich habe die Angewohnheit, mir keine Filme anzuschauen, die unmittelbar mit dem Thema zu tun haben, über das ich gerade drehe. Ich bevorzuge, echte Mönche zu besuchen - das ist die Bibel, das ist die Religion. Man wird immer etwas in meinen Filmen finden, was ich an anderen Filmemachern mag, aber ich weiß weder wie noch warum. Ich kann nur Dinge verarbeiten, die ich vollständig verdaut habe. Ich erinnere mich an die Lehren von Jean Douchet. Aber auch an die Art von André Téchiné, wie er mit seinen Schauspielern umgegangen ist oder immer Jean Renoir zitiert hat, dass man die Bühne offen halten soll, damit das Unerwartete erscheinen kann. |