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Berlin
is in Germany
Regie: Hannes Stöhr
Drehbuch: Hannes Stöhr
Kamera: Florian Hoffmeister, Andreas Doub
Schnitt: Anne Fabini
Kostüme: Katrin Kath
Land/Jahr: Deutschland
2001
Kinostart: 1. November 2001
Länge: 91 Min..
Verleih: Piffl
Link: http://www.berlinisingermany.de/
Justizvollzugsanstalt Brandenburg, 2000. Martin
Schulz wird aus dem Gefängnis Brandenburg entlassen. Ordnungsgemäß
händigt man ihm aus, was er vor mehr als 11 Jahren bei seiner Einlieferung
bei sich hatte: Personalausweis, Führerschein, Geldbörse - längst
nutzlose Relikte der verschwundenen DDR
Martin Schulz kommt in eine Welt, die er nur aus dem Fernsehen
kennt. Das Neue ist da, das Alte noch nicht ganz verschwunden.
Zufällige Begegnungen mit alten Freunden und neue Bekanntschaften,
das Wiedersehen mit seiner Frau Manuela, die im schwäbischen Lehrer
Wolfgang einen neuen Lebenspartner gefunden hat, sein Sohn Rokko,
den er nun zum ersten Mal trifft - neugierig, zäh, charmant und couragiert
versucht Martin, sich die neue Welt zu eigen zu machen.
Doch es ist nicht einfach, auf die eigenen Füße zu kommen. Die
Jobsuche bleibt ohne Erfolg. Nur widerwillig nimmt Martin das Angebot
seines Knastbekannten Victor an, als Aushilfe in dessen dubiosem Video-Nachtclub
zu arbeiten. Der Taxischein scheint endlich die erhoffte Perspektive
zu bieten. Tatkräftig unterstützt von seinem früheren Arbeitskollegen
Enrique und Manuela beginnt Martin, sich mit Feuereifer auf die Taxiprüfung
vorzubereiten. Es sieht so aus, als sei er in der Gegenwart angekommen.
Doch seine Knastvergangenheit steht ihm im Weg. Als die illegalen
Geschäfte Victors auffliegen, wird es eng für Martin.
Die Idee zu Berlin is in Germany entstand 1998.
Über eine Bekannte bei der Freien Hilfe e.V., einem Verein für die
Betreuung von Haftentlassenen in Berlin, erfuhr Hannes Stöhr von
einem Mann, der mit seinem alten DDRPersonalausweis bei der Freien
Hilfe ankam und um Hilfe nachsuchte. Mauerfall und Wiedervereinigung
hatte er im Gefängnis erlebt, Freigang nur in Brandenburg gehabt
- nun kam er in ein vereintes Berlin, das ihm nur aus dem Fernsehen
bekannt war.
Aus dieser Grundidee entstand 1999 Hannes Stöhrs Kurzfilm 'Berlin
is in Germany', der auf zahlreichen Festivals zu sehen war und
den Kurzfilmpreis auf dem Filmfest Potsdam gewann. Durch den Erfolg
des Kurzfilms wurden etliche Produktionsfirmen und Sender auf den
Stoff aufmerksam, an dessen Spielfilmfassung Hannes Stöhr zu dieser
Zeit bereits arbeitete.
"Ich habe dem Sohn einer Nachbarin in Ostberlin einmal bei den
Englisch-Aufgaben geholfen. Sein Geburtstag war ausgerechnet
der 9. Nobember, und er hieß Rokko. In seinem Arbeitsheft stand
genau dieser Satz: 'I am a boy from Berlin. Berlin is in Germany'.
Das hat mich fasziniert, die Selbstverständlichkeit, mit
der er das geschrieben hat, obwohl es vor ein paar Jahren noch ganz
anders hätte heißen müssen... 'I am a boy from East Berlin', je
nachdem. Für jemanden wie Martin Schulz ist das auch im Jahr 2000
noch neu, er kennt es aus dem Fernsehen, aber er muß es erst begreifen.
'Berlin is in Germany' ist kein Film über Ost-West, sondern ein
Film über Berlin heute, ein Film über die Leute vor meiner Haustür."
"Ich denke, es trifft zu, was Hemingway über eine gute Geschichte
gesagt hat, daß sie wie ein Eisberg ist: ein Siebtel über der
Oberfläche, sechs Siebtel darunter. So haben wir versucht, auf allen
Ebenen zu arbeiten, bei der Entwicklung der Figuren, bei der Geschichte,
in der Bildgestaltung und später im Schnitt: immer mehr zu erzählen
als das, was zu sehen ist."
"Bei allen internationalen
Aufführungen, |
bei denen ich dabei war, war die Neugier zu spüren. Die Leute
wollten sehen, wie es in Deutschland ist, was sich verändert hat.
Natürlich werden überall andere Schwerpunkte gesetzt.
In Moskau kennen die Leute die Situation der Veränderung selbst sehr
gut, und die meisten Lacher gibt es, wenn Martin Schulz über die russischen
Schriftsteller spricht. Interessant war Jerusalem, wo viele ältere,
deutschstämmige Zuschauer da waren, die mich nach den literarischen
Bezügen des Films gefragt haben, Falladas 'Wer einmal aus dem Blechnapf
fraß' oder 'Berlin Alexanderplatz' von Döblin - diese Fragen habe
ich in Berlin nicht gehört, die wurden in Jerusalem gestellt.
Was sich überall vermittelte, war das grundlegende Thema des Films:
die Veränderung, das Neu- Anfangen-Müssen. Das ist das Spannende für
mich. Ich will im Film nicht sagen: So und so ist es. Ich will Raum
dafür lassen, daß sich jeder Zuschauer seine eigene Geschichte erzählen
kann." (Alle Zitate von Hannes Stöhr) Jörg Schüttauf, Berlin is in
Germany Hannes Stöhr, Mirko Borscht (Regieassistenz), Dreharbeiten
zu Berlin is in Germany
Hannes Stöhr)
Jörg Schüttauf (Martin Schulz),
Julia Jäger (Manuela Schulz),
Robin Becker (Rokko),
Thomas Jahn (Peter Pau),
Edita Malovcic (Ludmila),
Robert Lohr (Wolfgang Riedel),
Oscar Martinez (Enrique Cortés),
Valentin Platareanu (Victor Valentin),
Dieter Jäger, Carmen-Maja Antoni
Ausgezeichnet mit dem Panorama Publikumspreis der
Internationale Filmfestspiele Berlin 2001;
Publikumspreis, Filmkunstfest Schwerin 2001;
Erster Preis, Studio Hamburg Nachwuchspreis 2001;
Premio Luna de Plata, Valencia 2001 Festivals
(Auswahl): Internationales Filmfestival Moskau, Internationales Filmfestival
Jerusalem, World Film Festival Montreal, Internationales Filmfest
Warschau, Max Festival Hong Kong, Internationales Filmfestival São
Paolo, Internationales Filmfestival Los Angeles, Museum of Modern
Art New York, Göteborg International Filmfestival
Interview
mit Regisseur Hannes Stöhr Von Kathrin Wesely TAGBLATT
"Leise
Überraschungen." Von Thomas Winkler taz
Berlinale-Interviews
als RealVideos. Radio EINS
Filmausschnitte
RealVideos Radio EINS
Kritik
von Wolfgang M. Hamdorf. film-dienst
"Du
sollst du selbst bleiben." Von Eberhard von Elterlein DIE WELT
"Denn
sie drehten in Berlin." Lars von Törne Der Tagesspiegel
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