Berlin,
 

Der neue Film von  JIM JARMUSCH


Dieser Film hat den Großen Preis von Cannes 2005 gewonnen, es ist endlich wieder ein ein Jim Jarmus Film, der Hauptdarsteller ist Bill Murray, es ist kein Horrorfilm und keine Teenykomödie. Der Film hat eine gut erzählte Geschichte, einen intelligenten Humor, der einen oft schmunzeln lässt, die Schauspieler/innen sind toll ... mit anderen Worten, schauen sie sich diesen Film an.  MMM

 Der Inhalt

   Der Tag fängt gar nicht gut an für Don Johnston (Bill Murray). Erst wird er von seiner sehr viel jüngeren Freundin Sherry (Julie Delpy) verlassen, dann flattert auch noch ein rosafarbener Brief ins Haus. Keine Liebesbotschaft, sondern die späte Quittung für eine frühere Liaison des ergrauten Don Juan: Sein inzwischen 19-jähriger Sohn werde ihn aufsuchen, droht die anonyme Schreiberin. Doch wer ist die Mutter? Ginge es allein nach Don – er würde gewiss weiter sein Sofa hüten und die Dinge auf sich zukommen lassen. Aber sein Nachbar Winston (Jeffrey Wright) kann die lethargische Couchpotato zu detektivischen Nachforschungen überreden. Und so startet Don eher widerwillig und mit rosa Blumen bewaffnet eine aberwitzige Reise in seine Vergangenheit. Vier Frauen in vier verschiedenen Städten kommen als Mutter des unbekannten Sohnes in Betracht ...




 INTERVIEW MIT JIM JARMUSCH


Zu Beginn des Films steht eine Widmung an Jean Eustache. Wie hat er Sie als Filmemacher inspiriert und welchen Einfluss hatte er auf diese spezielle Geschichte?

Ich habe verschiedene Gründe für diese Widmung. Auf einer bestimmten Ebene hat er mich sicherlich beeinflusst, wenn auch nicht direkt. Sein Film DIE MAMA UND DIE HURE ist ein wirklich schöner Film über die Misskommunikation zwischen Mann und Frau und dieses Element gibt es auch in unserem Film. Aber diese inhaltliche Verbindung ist eher gering. Und stilistisch ähnelt BROKEN FLOWERS Eustaches Filmen überhaupt nicht. Aber auf andere Weise hat er mich tatsächlich inspiriert. Ich schreibe immer in den Wäldern der Catskill Mountains, und in dem kleinen Raum, in dem ich da arbeite, steht ein Foto direkt neben meinem Schreibtisch. Es ist ein Bild von Jean Eustache auf dem Set von DIE MAMA UND DIE HURE, das die New York Times 1981 zu seinem Nachruf druckte. Er hat mich also die ganze Zeit beobachtet. Ich habe das Drehbuch sehr schnell geschrieben, und immer wenn ich ins Stocken geriet oder desillusioniert war, war er da. Das war mir wichtig – dass dieses Foto von ihm immer da war.

   Ein weiterer Grund ist, dass die Haltung, mit der er Filme drehte, immer ihm selbst und dem, was er mit cineastischen Mitteln erzählen wollte, entsprach. DIE MAMA UND DIE HURE ist ein dreieinhalb Stunden langer, großartiger französischer Film, der nicht einmal in Frankreich auf DVD oder Video erhältlich ist. Das finde ich schockierend und enttäuschend. Jedenfalls gibt es diese Seite von ihm, die ich auch in mir tragen möchte: einen Film so zu drehen, wie man es selbst entscheidet. Sich selbst treu zu bleiben ohne sich Gedanken zu machen über die Vermarktung oder irgendjemandes Erwartung. Es geht um den reinen Wunsch, etwas in seinem eigenen Stil auszudrücken. Genau das ist mir wichtig. Zunächst dachte ich, es sei vielleicht anmaßend, ihm diesen Film zu widmen. Aber so lange es auch nur drei junge Zuschauer irgendwo in Japan oder Ungarn oder Kansas gibt, die meinen Film sehen und Jean Eustache nicht kennen, aber daraufhin von seiner Arbeit, den insgesamt nur vier Filmen, erfahren, ist es mir das wert gewesen. Das wäre genug, um mich glücklich zu machen.




In BROKEN FLOWERS nimmt die Handlung durch einen Brief ihren Lauf. Wessen Schrift ist das eigentlich auf dem Umschlag?

Die gehört Sandy Hamilton, unserem Requisiteur. Er ist da sehr akribisch. Überhaupt war es ein Geschenk, mit diesem Team und diesen Menschen zusammenzuarbeiten. Mit unserem Designer Mark Friedberg, unserem Kameramann Fred Elmes. Ich habe jetzt nur drei von etwa 60 namentlich erwähnt. Aber alle waren einfach fantastisch, die Beleuchter, die Praktikanten, die Fahrer.

Schon vor ein paar Jahren haben Sie mit Bill Murray gearbeitet, für die „Delirium“-Episode in COFFEE AND CIGARETTES. Haben Sie diesen Film jetzt speziell für ihn geschrieben?

Ja. Während ich das Drehbuch schrieb, habe ich mich aber nicht bewusst bemüht, mir genau vorzustellen, wie er die Sätze spricht. Vielmehr wollte ich anhand seiner Person einen Charakter kreieren, der sich von dem Bill Murray unterscheidet, den wir kennen oder von dem wir erwarten, dass er wahnsinnig komisch ist. Ich wollte seine andere Seite zeigen, denn auch diese Mischung aus Unheil und Melancholie gehörte immer schon zu ihm. Ich wollte also eine Rolle schaffen, die dieser anderen Seite seiner Fähigkeiten als Schauspieler etwas mehr Gewicht verleiht. Er mochte das Drehbuch, also habe ich dann alles auf die Zeit ausgerichtet, in der er für Dreharbeiten zur Verfügung stand.

   Für einen Schauspieler ist die Rolle des Don ziemlich kompliziert. Immerhin ist Don ja niemand, mit dem man sich auf Anhieb verbunden fühlen will. Ihm fehlt ja sogar der Zugang zu sich selbst. Aber die Empathie steigt zusehends. Für Bill war diese Aufgabe nicht ohne, aber er hat wunderbare Arbeit geleistet und enorm zum Gelingen des Films beigetragen.




Halten Sie Don für optimistisch oder pessimistisch?

Ich glaube, zu Beginn des Films ist er weder noch. Da ist er einfach statisch und trägt eine große Leere mit sich herum. Wenn ich an einer Hintergrundgeschichte interessiert wäre, was ich nicht bin, hätte ich darauf sicher eine Antwort. Aber ich möchte gar nicht wissen, woher diese Leere kommt. Der Film beginnt und sie ist einfach da. Er hat zu Beginn also kein Gespür für sich selbst und daher kann ich mir nicht vorstellen, dass er weiß, ob er optimistisch oder pessimistisch ist.




   Broken Flowers
 
Land/Jahr: USA 2005
Regie: JIM JARMUSCH ("Stranger Than Paradise" 1984; "Down by Law" 1986)
Darsteller: BILL MURRAY, JEFFREY WRIGHT, ALICIA SIMMS, SHARON STONE, JESSICA LANGE, JULIE DELPY
Drehbuch: JIM JARMUSCH
105 Min. FSK:
Kamera : FREDERICK ELMES, ASC
Schnitt : JAY RABINOWITZ, A.C.E.
Musik: MULATU ASTATKE
Ton: DREW KUNIN
Kostüm: JOHN DUNN
Casting: ELLEN LEWIS
Maske: JUDY CHIN
FOCUS FEATURES / FIVE ROSES Produktion
http://brokenflowersmovie.com/home.html
http://www.apple.com/trailers/focus_features/broken_flowers.html
http://www.festival-cannes.fr/films/fiche_film.php?langue=6002&id_film=4278008
http://de.wikipedia.org/wiki/Jim_Jarmusch
Broken Flowers (Ost) [SOUNDTRACK] EUR 14,99
Down by Law DVD  EUR 13,99
Stranger than Paradise  DVD   EUR 14,99 
 
 
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