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ERÖFFNUNGSFILM
CANNES FILMFESTIVAL 2004 |
Wie in "HABLE
CON ELLA" gibt es eine Film-im-Film-Sequenz, aber in "LA MALA EDUCACIÓN"
dauert sie eine halbe Stunde lang, was extrem riskant ist. Genau genommen erzählt
der Film drei Geschichten über drei konzentrische Drei- ecksverhältnisse, die
sich am Ende zu einer Geschichte verbinden... Pedro
Almodóvar Almodóvar ist seit Jahren
eine Konstante im Europäischen Kino. Angefangen von seinen schrillen Komödien
bis zu den Dramen hat er jedesmal mehr Menschen für seine Erzählweise
eingenommen. Genau das zeichnet seine Filme aus, Almodóvar erzählt Geschichten
und visualisiert diese mit viel Gefühl. Als Eröffnungsfilm des diesjährigen
Internationalen Filmfestivals in Cannes von der Kritik hochgelobt, wird "LA MALA
EDUCACIÓN" nicht nur seine Fans erfreuen, sondern wieder viele neue dazugewinnen...
In einer Klosterschule zu Beginn der sechziger Jahre
entdecken zwei kleine Jungen, Ignacio und Enrique, die Liebe, das Kino und die
Angst. Padre Manolo, ihr Schulleiter und Literaturlehrer, ist Zeuge dieser Entdeckungsreise
und wird mehr und mehr zu ihrem Teilnehmer. Unter seiner Führung überschreitet
die ungleiche Dreiergruppe Grenzen und dringt in ein düsteres, verbotenes Gebiet
vor... Noch zweimal, Mitte der siebziger und in den achtziger Jahren, treffen
die drei Personen aufeinander. Bei ihrem Wiedersehen brechen alte Wunden auf.
Die schonungslose Konfrontation mit der Vergangenheit greift in dramatischer Weise
erneut in ihr Leben ein - und bedeutet für einen von ihnen sogar den Tod.
Schwarz sind die Soutanen der Priester... |
... schwarz sind die Nächte
der Schüler in ihren Schlafsälen, schwarz sind die Schicksale der Protagonisten,
und "Noir" lautet der Name des filmischen Genres, zu dem LA MALA EDUCACIÓN - SCHLECHTE
ERZIEHUNG gehört. Seine endgültige Formulierung als spezifisches Genre mit ganz
eigenem Charakter erfuhr der "Film noir" innerhalb des französischen Kinos der
fünfziger und sechziger Jahre. Der "Film noir" verträgt es, mit anderen filmischen
Genres vermischt zu werden, vorausgesetzt der Erzählung kommt dabei nicht ihr
fatalistischer Grundtenor abhanden, ohne den sich das Schwarz zu einem schmutzigen
und langweiligen Grau ausbleichen würde. Im "Film noir" müssen keine Polizisten
und geladenen Schusswaffen vorkommen. Auch die unverhohlene Darstellung brutaler
körperlicher Gewalt ist nicht unbedingt nötig.
| . | Was
dieses Genre vielmehr auszeichnet, sind die Eigenschaften der Lüge und der düsteren
Fatalität, die sich zumeist im Charakter einer Frau inkarnieren: der sogenannten
"Femme Fatale". Die "Femme Fatale" - sie stellt kein obligatorisches Merkmal aber
eine der großen Ikonen dieses Genres dar - ist eine Frau, die sich ihrer Verführungskraft
bewusst ist und sich in einem Zustand größtmöglicher Anspannung befindet, so dass
sie nicht eher Ruhe gibt, bevor sie ihr Ziel erreicht hat, bei dessen rücksichtsloser
Durchsetzung ihr keinerlei Skrupel im Wege stehen. Sex bedeutet für sie kein Vergnügen,
sondern eine Quelle des Schmerzes für die anderen, die Männer. |
In
LA MALA EDUCACIÓN - SCHLECHTE ERZIEHUNG ist die "Femme Fatale" ein "Enfant Terrible",
das sich in dem von Gael García Bernal dargestellten Charakter verkörpert. Dieser
Charakter steht eindeutig in der Tradition von Barbara Stanwyck, Jane Greer, Jean
Simmons, Joan Bennett, Ann Dvorak, Mary Windsor, Lizabeth Scott, Veronica Lake
und so vieler anderer weiblicher Nachtgestalten.
Das
Kino als Refugium und Spiegel... |
Mir
gefällt der Gedanke, dass Kinosäle bevorzugte Fluchtburgen für Mörder und einsame
Herzen darstellen. Die Leinwand fungiert dabei als eine Art Zauberspiegel, in
dem die Zukunft lesbar wird. So ziehen sich Juan und Señor Berenguer (Gael García
Bernal und Lluis Homar) ja auch ins Kino zurück, um Zeit totzuschlagen, nachdem
sie einen Mord begangen haben. Der Abend taucht sich langsam und unweigerlich
in ein tiefes Schwarz, und dies in mehrfacher Hinsicht: Ein heranziehender Sturm
verdüstert den Himmel und im Dunkel des Kinos flimmern zwei Meisterwerke des "Film
noir" über die Leinwand, Jean Renoirs LA BÊTE HUMAINE (Bestie Mensch, 1938) sowie
Marcel Carnés THÉRÈSE RAQUIN (1953), die beide auf Romanen Emile Zolas basieren.
Die Filme schildern Situationen, die der, in der sich die beiden Männer im Zuschauerraum
gerade befinden, überraschend ähnlich sind. Deshalb äußert Señor Berenguer beim
Verlassen des Kinos gegenüber seinem Begleiter folgenden Satz: "Es war mir eben,
als sprächen die Filme direkt zu uns." Die Leinwand ist zum Spiegel ihrer Betrachter
geworden. Es gibt noch eine weitere Sequenz, in der sich Fiktion und Realität
annähern bzw. Betrachter und Betrachtetes ineinander blenden. Als Señor Berenguer
Enriques Filmset besucht, sieht er vor laufender Kamera Padre Manolo agieren und
erkennt diesen als sein früheres Selbst, wie sich seine ehemaligen Schüler, Ignacio,
der Drehbuchautor, und Enrique, der Regisseur des Films, an ihn erinnern. Berenguer
hat nun die Möglichkeit, seine eigene Vergangenheit aus der Perspektive seiner
einstigen Opfer wahrzunehmen und erneut zu bedenken. Pedro Almodóvar wurde in den fünfziger Jahren
in Calzada de Calatrava in der spanischen Provinz Ciudad Real, also im Herzen
der La Mancha geboren. Im Alter von acht Jahren zog er mit seiner Familie nach
Extremadura, wo er unter der Obhut franziskanischer Padres seine schulische Ausbildung
absolvierte. Ohne Geld und konkrete Jobaussichten, aber mit dem festen Entschluss,
Filmemacher zu werden, ging der sechzehnjährige Pedro in die Hauptstadt Madrid.
Da der damals noch regierende Diktator General Franco die dortige Filmhochschule
soeben geschlossen hatte, blieb dem Neuankömmling nichts anderes übrig, als sich
autodidaktisch fortzubilden. Von seinem ersten Gehalt als Büroangestellter bei
der nationalen Telefongesellschaft, kaufte er sich eine Super-8-Filmkamera.
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Er schrieb Kurzgeschichten für verschiedene
Underground-Magazine, gründete die parodistische Punk- Rock-Formation "Almodóvar
and McNamara", realisierte zahlreiche Bühnenprojekte im Rahmen der inzwischen
legendären Independent-Theatertruppe "Los Goliardos" und schoss seine ersten experimentellen
Super-8-Filme in Eigenregie. Das Jahr 1980 markiert
in Almodóvars Biographie ein wichtiges Datum: Zeitgleich mit der Geburt der spanischen
Demokratie lief nach eineinhalbjähriger, höchst komplizierter und anstrengender
Drehzeit die Komödie PEPI, LUCI, BOM Y OTRAS CHICAS DEL MONTÓN als erster seiner
Filme in den kommerziellen Kinos des Landes an und avancierte prompt zu einem
Überraschungserfolg, obwohl darin, abgesehen von der bekannten Darstellerin Carmen
Maura, ausnahmslos schauspielerische Newcomer zu sehen waren. Im Verlauf der achtziger
Jahre etablierte sich der Regisseur mit weiteren Filmen als feste Größe in der
spanischen Filmlandschaft.
Große internationale
Beachtung fand Almodóvars 1988 entstandene Komödie MUJERES AL BORDE DE UN ATAQUE
DE NERVIOS (Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs), die wiederum Carmen Maura
in der Hauptrolle zeigt und mit Europäischen Filmpreisen nur so überhäuft wurde.
1999 wurde TODO SOBRE MI MADRE (Alles über meine Mutter) gedreht,
mit dem der Regisseur seinen bis dato größten Triumph feiern kann: Der Film wird
mit dem Oscar als Bester Fremdsprachiger Film sowie einem Golden Globe, einem
César, drei Europäischen Filmpreisen, dem David de Donatello, zwei BAFTA-Awards,
sieben Goyas und fünfundvierzig weiteren Preisen ausgezeichnet. Diesen Erfolg
kann der Nachfolgestreifen HABLE CON ELLA (Sprich mit ihr - Hable con ella) sogar
noch übertreffen: Oscar für das Beste Originaldrehbuch, fünf Europäische Filmpreise,
drei BAFTA-Awards, einen César usw. Nur in Spanien hält man sich mit solchem Lob
zurück.
FILMOGRAPHIE Pedro Almodóvar (Auswahl) |
1974 FILM POLÍTICO DOS PUTAS, O HISTORIA DE
AMOR QUE TERMINA EN BODA 1975 EL SUEÑO, O LA ESTRELLA HOMENAJE LA CAÍDA DE SÓDOMA
BLANCOR 1976 SEA CARITATIVO MUERTE EN LA CARRETERA 1977 SEXO VA, SEXO VIENE 1978
SALOME ¡FOLLE . FOLLE . FÓLLEME TIM! 1980 PEPI, LUCI, BOM Y OTRAS CHICAS DEL MONTÓN
1982 LABERINTO DE PASIONES (Labyrinth der Leidenschaften) 1983 ENTRE TINIEBLAS
(Kloster zum heiligen Wahnsinn) 1984 ¿QUÉ HE HECHO YO PARA MERECER ESTO? (Womit
habe ich das verdient?) 1985 TRÁILER PARA AMANTES DE LA PROHIBIDO (TV) 1986 MATADOR
(Matador) 1987 LA LEY DEL DESEO (Das Gesetz der Begierde) 1988 MUJERES AL BORDE
DE UN ATAQUE DE NERVIOS (Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs) 1990 ¡ÁTAME!
(Fessle mich!) 1991 TACONES LEJANOS (High Heels - Die Waffen einer Frau) 1993
KIKA (Kika) 1995 LA FLOR DE MI SECRETO (Mein blühendes Geheimnis) 1997 CARNE TRÉMULA
(Live Flesh - Mit Haut und Haar) 1999 TODO SOBRE MI MADRE (Alles über meine Mutter)
2002 HABLE CON ELLA (Sprich mit ihr - Hable con ella) 2004 LA MALA EDUCACIÓN (La
Mala Educación - Schlechte Erziehung)
Nach
vier gemeinsamen Filmprojekten (LA FLOR DE MI SECRETO - Mein blühendes Geheimnis,
CARNE TRÉ- MULA - Live Flesh - Mit Haut und Haar, TODO SOBRE MI MADRE - Alles
über meine Mutter, HABLE CON ELLA Sprich mit ihr - Hable con ella) ist der Soundtrack
zu LA MALA EDUCACIÓN (La Mala Educación - Schlechte Erziehung) die fünfte Zusammenarbeit
des Spaniers Pedro Almodovar mit Alberto Iglesias. Die Musik zu ihrem letzten
gemeinsamen Film HABLE CON ELLA (Sprich mit ihr - Hable con ella) verkaufte sich
gleich 500.000 mal weltweit.
Gael García Bernal ......................................Ángel/Juan/Zahara Fele
Martínez .....................................................Enrique Goded Daniel
Giménez-Cacho ........................................Padre Manolo Javier
Cámara ...............................................................Paquito Lluis
Homar ...................................................Señor Berenguer Francisco
Boira ..............................................................Ignacio Francisco
Maestre ....................................................Padre José Juan
Fernández ..............................................................Martín Ignacio
Pérez ...................................................Ignacio als Kind Raúl
García Forneiro .........................................Enrique als Kind Alberto
Ferreiro ................................................Enrique Serrano Petra
Martínez ...................................................Ignacios Mutter Sandra
.............................................................................Sandra Roberto
.............................................................Hoyas Barkeeper
Pedro Almodóvar ..............................................Regie,
Drehbuch Agustín Almodóvar .....................................................Produktion Esther
García ........................................Ausführende Produktion José
Luis Alcaine A.E.C. ....................................................Kamera José
Salcado .....................................................................Schnitt Alberto
Iglesias ...................................................................Musik Antxón
Gómez ..........................................................Ausstattung Miguel
Rejas ...........................................................................Ton Antonio
Bermúdez ...................................................Tonmischung Ana
Lozano ........................................................................Maske Pepe
Juez ...........................................................................Haare Paco
Delgado ..................................................................Kostüme in
spezieller Zusammenarbeit mit Jean-Paul Gaultier Land/Jahr: Spanien 2004
· 106 Minuten Cinemascope · Dolby Digital Kinostart: 30. September 2004 Im Verleih
von TOBIS FILM GMBH & CO. KG
http://www.lamalaeducacion.com
http://www.clubcultura.com/clubcine/clubcineastas/almodovar/
http://www.almodovar.de/
Alles
über meine Mutter DVD EUR 21,99
Sprich
mit ihr DVD EUR 27,99
Almodovar
Buch von Christoph Haas EUR 16,90
La Mala
Educación Sundtrack EUR 16,99 |