Berlin,

Sophie Scholl
Die letzten Tage

Silbernen Bär für Marc Rothemund für die Beste Regie und
Julia Jentsch für Ihre Leistung als Beste Darstellerin

Februar 1943: Bei einer Flugblatt-Aktion gegen die Nazi-Diktatur wird die junge Studentin Sophie Scholl zusammen mit ihrem Bruder Hans in der Münchner Universität verhaftet. Tagelange Verhöre bei der Gestapo entwickeln sich zu Psycho-Duellen zwischen der Widerstandskämpferin und dem Vernehmungsbeamten Robert Mohr. Sophie kämpft zunächst um ihre Freiheit und um die ihres Bruders, stellt sich schließlich durch ihr Geständnis schützend vor die anderen Mitglieder der "Weißen Rose" und schwört ihren Überzeugungen auch dann nicht ab, als sie dadurch ihr Leben retten könnte...



Vorbilder statt Helden

Michael Verhoeven drehte 1982 „Die weiße Rose“. Der Film damals stand im Kontext mit der Tatsache, dass zu der Zeit die Urteile des Volksgerichtshof immer noch gültig waren. 1985 erst stellte der Bundestag offiziell fest, dass der Volksgerichtshof „kein Gericht im rechtsstaatlichen Sinne darstellte. Seitdem gelten Sophie Scholl und alle anderen der weißen Rose als Mordopfer. Rothemunds Film, er ist Jahrgang 1968, ist an dem Tag im Wettbewerb zu sehen, an dem mehrere Tausend Nazis durch Dresden maschieren. Geschichte und ihre kulturelle Verarbeitung in Kontiunität.

So gesehen kann man "Sophie Scholl - Die letzten Tage" durchaus als ein Gegenentwurf zu "der Untergang" sehen. Statt wir wagen einen Neuanfang und zeigen die Bestie als Mensch, sehen wir wie Julia Jentsch, in der Rolle als Sophie Scholl, an der Konfrontation mit dem System, in der Gestallt des Vernehmungsbeamten Robert Mohr, bis an ihre Grenzen geht. Drei Tage lang wird Sophie Scholl verhört.

. Am 18. Februar 1942, verteilt Sophie Scholl mit ihrem Bruder (Fabian Hinrichs) Flugblätter der „Weißen Rose“ in der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Beide werden festgenommen, verhört und zusammen mit ihrem Christoph Probst (Florian Stetter) vor den Volksgerichtshof gestellt. Am Nachmittag des 22. Februar werden die drei mit dem Fallbeil hingerichtet.


Der große Verdiendst des Filmes ist, den Fokus wieder auf die eigendliche Frage zu richten, die entscheidend für jeden einzelnen ist: Auf welcher Seite hätte man selber gestanden.Wen interessiert es da noch in welcher Verfassung der Führer in den letzten Tagen seines Kampfes war, wenn einem klar wird wie geschmiert die Mordmaschine bis zum Schluß lief.

Ein Gespräch mit Regisseur Marc Rothemund; Regie


Wodurch unterscheidet sich Ihr Projekt von Michael Verhoevens Film über die „Weiße Rose“?

Unser Film konzentriert sich auf die letzten sechs Tage von Sophie Scholl – von der Vorbereitung der Flugblatt- Aktion in der Münchner Uni über ihre Verhaftung, Vernehmung und Verurteilung bis zur Hinrichtung. „Die Weiße Rose“ von Michael Verhoeven beginnt dagegen mit Sophies Ankunft 1942 in München und schildert die Entwicklung der gesamten Widerstandsgruppe; die dramatischen Vorgänge nach der Verhaftung nehmen nur einen kleinen Raum ein. Während Hans und Sophie Scholl bei Verhoeven kurz vor Ende des Films festgenommen werden, beginnen wir erst an diesem Punkt mit unserer Geschichte: Wir begleiten Sophies emotionale Reise bis in den Tod, die sich über fünf Tage hinstreckt, und wir zeigen, wie Sophie unter dem Druck mit ihrer Aufgabe wächst.

Auch Percy Adlons Film „Fünf letzte Tage“ widmet sich diesem Zeitraum...

Ja, aber er beschränkt sich auf die Perspektive von Else Gebel, Sophies Zellengenossin im Gestapo-Gefängnis, und blendet da ab, wo über das Schicksal unserer Hauptfigur entschieden wird. Außerdem endet der Film, als Sophie aus ihrer Zelle abgeholt und in den Justizpalast gebracht wird. Unser Film wird konsequent aus Sophies Sicht geschildert, und er geht noch weiter: Wir haben die Gerichtsverhandlung rekonstruiert und den berüchtigten „Blutrichter“ Roland Freisler zum Leben erweckt. Und wir erzählen Sophies Aufenthalt in Stadelheim: die letzte Zigarette, den Abschied von den Eltern, das Abendmahl, die Gebete, das Schafott. Aber der vielleicht entscheidende Unterschied zu den bisherigen Filmen über Sophie Scholl liegt darin, dass wir auf Dokumente zurückgreifen konnten, die in den 80er Jahren noch nicht zur Verfügung standen.



Welche Quellen standen Ihnen für die Gerichtsverhandlung zur Verfügung?

Wir hatten die schriftliche Begründung der Todesurteile von Richter Roland Freisler, die Anklageschriften und das offizielle Protokoll zum Verhandlungsablauf. Zudem konnten wir uns auf verschiedene Augenzeugenberichte berufen, darunter die Aussagen des damaligen Rechtsreferendars Leo Samberger und die Erinnerungen von Franz Müller, der im zweiten Verfahren gegen die Mitglieder der Weißen Rose verurteilt wurde – ebenfalls unter Freisler. Gestützt auf all diese Quellen hat Fred Breinersdorfer, der ja selbst viele Jahre lang Anwalt war, eine sehr spannende Gerichtsverhandlung geschrieben: drei Angeklagte, drei völlig unterschiedliche Standpunkte.

Erstens Christoph Probst, der vor Gericht ums Überleben kämpft und sich mit Zustimmung von Hans und Sophie Scholl von den Ideen der „Weißen Rose“ distanziert, weil er möchte, dass seine drei Kinder weiterhin einen Vater haben. Zweitens Hans Scholl, der den Blutrichter argumentativ ins Wanken bringt, weil er im Gegensatz zu Freisler tatsächlich für sein Land als Arzt an der Front war und das grauenhafte Morden miterlebt hat. Und drittens Sophie, die auf der emotionalen Ebene argumentiert, sich von ihrem Gewissen und ihrem natürlichen Gerechtigkeitssinn leiten lässt und Freisler bis zuletzt mutig die Stirn bietet.

Bei Ihrer Inszenierung haben Sie allzu aufdringliche Zeitbezüge vermieden...

Mit Absicht: Ich möchte jede Art von Distanz möglichst ausschließen, damit der heutige Zuschauer direkt in das Geschehen eintauchen kann. Darum habe ich darauf geachtet, dass kaum Uniformen oder Hakenkreuze im Bild zu sehen sind. Bei den Kostümen wollte ich zwar Originale aus den 40er Jahren, habe aber diejenigen ausgewählt, die heutzutage am wenigsten befremden. Ich bin sogar mit den kostümierten Darstellern ins Café gegangen – und niemand hat irritiert geschaut. Ich will nicht historische Szenen nachstellen, sondern aktuelle Fragen untersuchen:

Wie reagiert man, wenn man mit Unrecht konfrontiert wird? Wie weit geht der persönliche Einsatz? Kriege und Diktaturen gibt es auch heute noch auf der ganzen Welt: In der Ukraine sind die Leute erst kürzlich auf die Straße gegangen, obwohl sie damit rechnen mussten, von Panzern getötet zu werden. Ich wäre auch froh, wenn sich mehr Moslems gegen die Islamisten stellen würden. Aber die Frage der Zivilcourage stellt sich auch bei uns im Alltag – sei es beim Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule, wo man prinzipiell auf den Schwächsten herumtrampelt. Aufstehen gegen Ungerechtigkeit, die Augen nicht verschließen – das wird immer ein wichtiges Thema bleiben. Deshalb soll sich der Zuschauer in meinem Film auch nicht wie in einer Geschichtsstunde fühlen.




Das Buch zum Film


„Sophie Scholl - Die letzten Tage“, herausgegeben von Fred Breinersdorfer, erscheint als Fischer Taschenbuch am 23. Februar 2005. Der Band - eine Originalausgabe in Zusammenarbeit mit arte Deutschland TV GmbH – enthält u.a. zahlreiche bisher unveröffentlichte historische Dokumente (wie z.B. die Vernehmungsprotokolle von Sophie und Hans Scholl, Christoph Probst und Alexander Schmorell), eine kurze Geschichte der Weißen Rose und das Drehbuch. Die Beiträge stammen von Fred Breinersdorfer (Drehbuch-Autor und Grimme-Preisträger), Marc Rothemund (Regisseur), Ulrich Chaussy (Publizist und Buch-Autor) und von Gerd R. Ueberschär (Historiker). Bereits lieferbar im selben Verlag sind ein Materialienband zu Hans und Sophie Scholl, Texte von Willi Graf und das Buch »Die Weiße Rose« von Inge Scholl.

CAST


Sophie Scholl ............................................... Julia Jentsch
Robert Mohr ............................................. Alexander Held
Hans Scholl ............................................... Fabian Hinrichs
Else Gebel .............................................. Johanna Gastdorf
Dr. Roland Freisler ...................................... André Hennicke
Christoph Probst ........................................... Florian Stetter
Alexander Schmorell .................................... Johannes Suhm
Willi Graf .................................................. Maximilian Brückner
Gisela Schertling ........................................................ Lilli Jung
Robert Scholl ........................................................... Jörg Hube
Magdalena Scholl ................................................. Petra Kelling
Werner Scholl ....................................................... Franz Staber


STAB


Regie ........................................................... Marc Rothemund
Drehbuch ................................................. Fred Breinersdorfer
Kamera ............................................................. Martin Langer
Szenenbild .................................................... Jana Karen-Brey
Kostümbild .......................................... Natascha Curtius-Noss
Casting ......................................................... Nessie Nesslauer
Cutter ................................................................... Hans Funck
Musik ........................................... Reinhold Heil, Johnny Klimek

Kinostart: 24. Februar 2005 Verleih X Verleih AG

Links zum Film

http://www.sophiescholl-derfilm.de/
http://www.x-verleih.de/x-verleih/kino.jsp?movieid=34
http://www.goldkindfilm.de/filme-scholl01.html
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/SchollSophie/
"Die Last menschlicher Größe" von Tanja Rest , sueddeutsche.de
de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Scholl 

Das kurze Leben der Sophie Scholl  Buch EUR 5,95
'Ich würde es genauso wieder machen',...  Buch EUR 8,95
Briefe und Aufzeichnungen  Buch EUR 9,90

Der Film ist im Rahmen der Berlinale, Wettbewerb , zu sehen:
So 13.02. 19:00 Berlinale Palast
Mo 14.02. 12:00 Urania
Mo 14.02. 21:00 Urania
So 20.02. 12:00 Berlinale Palast
MMM Berlinale
   
 

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