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Femmes
François und ich haben uns sehr früh dafür entschieden, bei
den Gesangsszenen ein völlig unterschiedliches Licht einzusetzen als
für den Rest des Films. Als ich Fanny Ardant beim Tanzen beobachtete,
hatte ich die Vorstellung, sie im Lichtkegel eines wandernden Spotlights
erscheinen zu lassen und den Rest der Szene in Dunkelheit zu tauchen.
Ähnliche Extravaganzen haben wir uns auch bei den anderen Chansons
erlaubt. Lediglich bei den beiden Mädchen, also Ludivine Sagnier und
Virginie Ledoyen, sowie beim Chanson von Danielle Darieux sind wir
davon abgewichen, weil es einfach nicht passend war.
Pascaline
Chavanne (Kostüme) |
Einflüsse
Zusammen mit François habe ich mir einige Klassiker des französischen
Films der fünfziger Jahre angeschaut. Leider fanden wir darin die
Kostüme oft sehr bieder. Die aufregendste Leinwandgraderobe dieser
Jahre findet man in den Technicolor-Filmen von Douglas Sirk oder Alfred
Hitchcock. Hollywood idealisierte die Haute Couture bereits in den
dreißiger Jahren - man sieht das besonders in den Filmen von George
Cukor - und die Garderobe waren wirkliche Kunstwerke. Letztlich waren
sie Bestandteil der Starexistenz eines Schauspielers oder einer Schauspielerin.
Plausibilität
Wenn man sich Cukors DIE FRAUEN genauer ansieht, merkt man, dass die
Kostüme nicht wirklich dem entsprechen, was Frauen in den dreißiger
oder vierziger Jahren tatsächlich trugen. Die Kleider drücken wirklich
etwas aus und sind völlig jenseits des Gewöhnlichen. Bei 8 FRAUEN
mussten wir natürlich darauf achten, plausibel zu bleiben, andererseits
hatten wir aber auch keinen historischen Film vor, so dass wir uns
bei den Kostümen durchaus einige Freiheiten heraus nehmen konnten
(und wollten):
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Fanny Ardant hätte beispielsweise mit
solchen Schuhen niemals wirklich im Schnee gehen können. Bei
all unseren Entscheidungen spielte die größte Rolle, dass die
Kostüme auch die Beziehungen der Frauen untereinander ausdrücken
sollten. Wir stellten uns vor, dass die jeweilige Kleidung eine
Waffe in der Auseinandersetzung mit den anderen sollten. |
Das Problem der Farbe(n)
Um die Technicolor-Stimmung wiederauferstehen zu lassen, wollte François,
dass ich besonderen Wert auf die Farben lege. Das hat mir anfangs
etwas Kopfzerbrechen gemacht, weil ich befürchtete, dass die Farbigkeit
einen rund herum anspringen würde und man keinen Moment zur Ruhe käme.
Die Farben des Sets trugen ja ihren Teil dazu bei, dass die Farbigkeit
der Kostüme noch stärker hervortrat. Nachdem ich mir aber Douglas
Sirks Filme noch mal angesehen hatte, wurde mir klar, dass die Künstlichkeit,
auf die wir ja hinauswollten, diese außergewöhnlichen Kostüme direkt
forderte. Sie geben den Charakteren Glaubwürdigkeit und schaffen zugleich
eine gewisse Distanz.
Wie bei TROPFEN AUF HEISSE STEINE, wo ebenfalls die Kostüme bereits
Bestandteil des Dramas waren, wollte François solche Eindrücke verstärken.
Deshalb könnte man bei 8 FRAUEN behaupten, dass es einen blauen Charakter,
einen rosa Charakter, einengrünen Charakter etc. gibt ... eben so,
wie die Papageien, die man anfangs im Salon sieht. Wie auch immer:
wir hatten acht Stars und nichts sollte von ihnen ablenken.
Die fünfziger Jahre waren ein gutes Jahrzehnt für die Mode.
Mit dem sogenannten Neuen Look revolutionierte Christian Dior 1947
die Modewelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag den Frauen daran, ihre
Weiblichkeit stärker zu betonen, und genau das hat Dior verstanden.
Einerseits hat er sich auf Schnitte aus den ersten Jahren des Jahrhunderts
bezogen, andererseits auch das leichte, figurbetonende Korsett, das
während des Kriegs undenkbar gewesen wäre, wieder entdeckt. In einer
Vogue- Ausgabe von 1949 habe ich Photos von Robert Doisneau gefunden,
in denen er solche Korsetts aufgenommen hatte und daher trauten wir
uns auch, einige unserer Schauspielerinnen in diese Korsetts zu stecken.
Die französische Mode war für unsere Entwürfe zwar die Grundlage,
aber die wesentliche Anstöße kamen schließlich doch über Hollywood
zu uns zurück: Diors Präsentation des Jahres 1947 fand in New York
statt und sorgte wirklich für Aufsehen. Es war unglaublich, wie sehr
das amerikanische Kino auf die Entwürfen dieses französischen Modeschöpfers
angesprungen ist! Im französischen Kino wurden diese Anregungen erst
einige Jahre später aufgenommen. FAMILIENSTAMMBAUM
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Filmographie François
Ozon/Links |
Filmtitel: 1992 Victor Thomas constitué (Kurzfilm)
1993 Une rose entré nous (Kurzfilm) 1994 La petite mort (Kurzfilm)
Action vérité (Kurzfilm) 1995 Scénes de lit (Kurzfilm) Une robe d'été
(Kurzfilm) 1996 Regarde la mer (Kurzfilm) 1997 Sitcom (Sitcom) 1998
X2000 (Kurzfilm) 1998 Les Amants Criminels 2000 Gouttes d' eau sur
pierres brûlantes (Tropfen auf heiße Steine) 2001 Sous le sable (Unter
dem Sand) 2002 8 FEMMES (8 FRAUEN)
"François Ozon und die Liebe zu den Schauspielerinnen." Interview
Interview mit Regisseur François Ozon. (Berlinale) blickpunktfilm.de
"Die Lust am Tabubruch." Porträt Von Gerhard Midding. (Berlinale)
"Die Himmelskörper." Von Jan Schulz-Ojala. (Berlinale) Der Tagesspiegel
"Die
Figur hinter den Figuren." Von Cristina Nord. (Berlinale) taz Berlin
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Mamy (Danielle Darrieux): Eine
ältere Dame. Vom Schicksal gebeutelt. Sie träumt von ihren Aktienzertifikaten
und vom Wohlstand, der mit ihnen verbunden ist. Irgendwann hat
sie es sich im Haus ihrer Tochter Gaby bequem gemacht. Sie liebt
ihre Familie. (Zumindest behauptet sie es!) |
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Gaby, die Hausherrin (Catherine
Deneuve): Eine attraktive Frau. Elegant, tadellos in den Umgangsformen,
ausgesprochen bürgerlich. Komfort misst sie große Bedeutung
bei, ihren Töchtern ein bisschen, ihrem Mann am wenigsten. Ihre
Schwester Augustine und ihre Mutter duldet sie ... |
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Marcel, der Vater und Hausherr (anonym): Er wurde ermordet.
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Suzon, die ältere Tochter (Virginie
Ledoyen): Hübsch, unbekümmert, charmant... Sie geht auf ein
englisches Internat. Absolut chic! |
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Catherine, die jüngere Tochter
(Ludivine Sagnier): Ein Wirbelwind... wie aus einem frühen Nouvelle-Vague-Film.
Sie liest nächtelang Kriminalgeschichten und ist der Familienclown.
Zu bestimmten gesellschaftlichen Anlässen sollte man sie tunlichst
nicht mitnehmen! |
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Augustine, Gabys Schwester (Isabelle
Huppert): Eine alte Jungfer, die im Schlepptau ihrer Mutter
ins Haus kam. Sie hat an allem und jedem etwas auszusetzen,
am meisten an ihrer Schwester Gaby. Sie und alle anderen sollen
jetzt gefälligst dafür büßen, dass sie nie einen Mann abgekriegt
hat. |
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Pierrette, die Schwester des
Opfers (Fanny Ardant): Eine sinnliche Erscheinung, aber alles
andere als ,pflegeleicht'. Sie ist sehr schlagfertig. Früher
war sie eine Nackt-Tänzerin, sagen die Frauen. Rein wie Schnee
und ein Opfer der Männer, so beschreibt sie Mlle. Chanel. |
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Mlle. Chanel, die Haushälterin
(Firmine Richard): Ihre Herzlichkeit macht sie zum guten Geist
des Hauses. Sie war schon die Amme der beiden Mädchen und gehört
seit langem praktisch zur Familie. Sie kennt jede Menge kleiner
Geheimnisse ihrer Arbeitgeber, aber die behält sie für sich.
Eine absolut patente Frau (wahrscheinlich). |
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Louise, das neue Zimmermädchen
(Emmanuelle Béart): eine sehr hübsche junge Frau mit einen leichten
Hang zur Unverschämtheit und Perversion. Sie ist nicht willens,
sich von irgendjemand auf ihre zarten Füße treten zu lassen... |
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