In den Filmen von Martin Scorsese mögen die Schauplätze und Zeiten wechseln, den Lebensthemen seiner Protagonisten aber begegnen wir immer wieder. Das Verhältnis seiner filmischen Figuren untereinander ist geprägt von Misstrauen, Angst und Verrat einerseits und der Suche nach Sicherheit, Vertrauen und Nähe anderseits. Oft wirken die Beziehungsgeflechte eher schicksalhaft als selbst gewählt. Gewalt spielt eine zentrale Rolle, ebenso wie die Suche nach Spiritualität. Schauplatz der Filme ist häufig New York, insbesondere Little Italy, eine früher überwiegend von italienischen Einwanderern bewohnte Gegend, in der Scorsese aufgewachsen ist. Aus diesem urbanen Mikrokosmos stammen die Figuren seiner New-York-Filme, hier, in den Straßen seiner Kindheit, entwickelten sich seine filmischen Obsessionen.
York-Filme, hier, in den Straßen seiner Kindheit, entwickelten sich seine filmischen Obsessionen. Das Spektrum von Scorseses OEuvre reicht von den experimentellen Anfängen über Dokumentar- und Musikfilme bis hin zum Psychothriller. Auch der Einfluss von Werken des europäischen Autorenkinos und des klassischen Hollywood-Repertoires ist in seinem Werk erkennbar. Auf der Grundlage seines Interesses für die Motive menschlichen Handelns und für die Sprache des Kinos hat Martin Scorsese seine eigene filmische Handschrift entwickelt.
Die erste große Ausstellung über den Regisseur speist sich vornehmlich aus seiner privaten Sammlung aus New York sowie den Sammlungen von Robert De Niro und Paul Schrader aus dem Harry Ransom Center der Universität Texas in Austin. Neben seinem künstlerischen Werk würdigt die Ausstellung außerdem Martin Scorseses Engagement für den Erhalt des internationalen Filmerbes, mit dem er eine Brücke zwischen der Geschichte und der Zukunft des Kinos schlägt.
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Martin Scorsese und Kamerateam bei den Dreharbeiten zu NEW YORK, NEW YORK, 1977 Foto: Harry Ransom Center / The University of Texas at Austin |
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Jodie Foster, Robert De Niro und Martin Scorsese Während der Dreharbeiten zu TAXI DRIVER, USA 1976 Foto: Martin Scorsese Collection, New York |
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Martin Scorsese und Robert De Niro bei den Dreharbeiten zu TAXI DRIVER, USA 1976 Foto: Martin Scorsese Collection, New York |
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Martin Scorsese wuchs in den 1950er-Jahren im New Yorker Stadtviertel Little Italy auf. Nicht nur er, sein Bruder und seine Eltern lebten dort, sondern die ganze Familie mit Großeltern, Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen. Die italienische Großfamilie war für den Jungen neben der katholischen Kirche und der rauen Welt der Straßengangs der prägendste Einfluss. Schon in seinen frühen studentischen Kurzfilmen beschäftigte Scorsese sich mit der Lebenswelt der Immigranten. Später verkörperte seine Mutter Catherine Scorsese in seinen Filmen fast drei Jahrzehnte lang meist in sehr kleinen Rollen die typische italienische „Mamma“. Auch sein Vater Charles und andere Familienmitglieder wurden von Scorsese immer wieder in Statistenrollen besetzt.
Über seine Eltern drehte Scorsese 1974 den preisgekrönten Dokumentarfilm ITALIANAMERICAN, der beispielhaft die Geschichte einer italienischen Einwandererfamilie im 20. Jahrhundert in den USA beschreibt. Die Familie ist in Scorseses Filmen aber nicht nur ein behütender Schutzraum, sondern vor allem auch eine reglementierende Macht, die die Freiheit ihrer Mitglieder einschränkt und Konflikte erzeugt. Diesem Druck entkommen Scorseses Helden auch nicht, indem sie sich der Mafia zuwenden: Auch in deren familienähnlichen Strukturen sind strenge Regeln zu beachten. Nach Filmen wie WHO’S THAT KNOCKING AT MY DOOR (1967/1969) oder MEAN STREETS (1973) setzte Scorsese mit GOODFELLAS (1990) der italo-amerikanischen Welt der Großfamilien und des organisierten Verbrechens ein Denkmal.
Erstmals hat Martin Scorsese für die Ausstellung sein Privatarchiv geöffnet. Ein Großteil der Exponate kommt aus seiner Sammlung. Weitere Leihgaben stammen aus der Robert De Niro Collection und der Paul Schrader Collection des Harry Ransom Center, University of Texas at Austin. Darüber hinaus haben die Kostümbildnerin Sandy Powell und der Production Designer Dante Ferretti (zu GANGS OF NEW YORK und THE AVIATOR) Leihgaben zur Verfügung gestellt. Außerdem werden Originalabzüge der Fotografin Brigitte Lacombe zu GANGS OF NEW YORK, SHUTTER ISLAND, THE AVIATOR, HUGO gezeigt sowie ein Foto zur aktuellen Produktion THE WOLF OF WALL STREET (exklusiv vorveröffentlicht).
Zu entdecken sind rund 600 Exponate, darunter Storyboards, Familienfotos, Drehbuchauszüge, Schnittpläne, Korrespondenzen sowie unveröffentlichte Werk- und Szenenfotos aus der privaten Sammlung von Martin Scorsese, New York; Kostüme und Dokumente aus der Robert De Niro Collection und Paul Schrader Collection des Harry Ransom Center, Austin; Szenenbildentwürfe von Dante Ferretti, Rom; Kostümentwürfe und Filmkostüme von Sandy Powell, London; originale Set- und Szenenfotos von Brigitte Lacombe, New York; Modell „New York“
Annähernd 120 Minuten Ausschnitte aus 32 Scorsese-Filmen sind auf Monitoren und in Projektionen, die den Bereichen zugeordnet sind, und einer Installation, die einen Großteil der Produktionen Martin Scorseses abbilden, sind zu sehen.
Ausstellung MARTIN SCORSESE
Laufzeit 10. Januar bis 12. Mai 2013
Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
im Filmhaus am Potsdamer Platz
Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin
Di – So 10 bis 18 Uhr
Do 10 bis 20 Uhr
www.deutsche-kinemathek.de
Tel +49(30) 300903-0
Fahrverbindungen S-/U-Bahn Potsdamer Platz, Bus M48, M85, 200 Varian-Fry-Straße
Eintrittspreise Sonderausstellung “Martin Scorsese”
Erwachsene 5 € | ermäßigt 4 €
Schüler 2 €
Gruppentickets ab 10 Personen 4,50 € p. P.
inklusive Ständige Ausstellung
Erwachsene 7 € | ermäßigt 4,50 €
Schüler 2 € | Familienticket 14 €
Audioguide Eine Führung durch die Ausstellung mit exklusiven Kommentaren von Martin
Scorsese und Michael Ballhaus. Deutsch/Englisch
Retrospektive (2) Kino Arsenal, 1. Januar bis 15. Januar 2013
http://www.facebook.com/MuseumfuerFilmundFernsehen