Berlin,
57. Internationale Filmfestspiele Berlin (08. - 18.02.2007)   
 
MMM Berlinale | Im Wettbewerb | MMM Berlinale Tagebuch | Berlinale Infos | Bärengewinner 07

57. Internationale Filmfestspiele Berlin (8. - 18.02.2007)
Weltkinematografie der schroffen Gegensätze und
verblüffenden Parallelen: Das diesjährige Programm
des Forums der Berlinale umfasst Filme aus 29 Ländern,
darunter 25 Weltpremieren und 15 Erstlingswerke


 
 

Das Forum der Berlinale gilt als Labor für das Mainstreamkino der Zukunft. So würde man sich den Mainstream wünschen: skurril wie Kevin Aduakas Regiedebüt Elvis Pelvis, eine schmerzvoll verzahnte Vater-Sohn-Geschichte, die immer wieder um die Idole Elvis Presley und Jimi Hendrix kreist. Verstörend wie Li Yings Mona Lisa, der im Grenzbereich zwischen Dokumentar- und Spielfilm die Geschichte einer Kindesentführung aufrollt.


Frech und bunt wie Ichijiku no kao (Faces of a Fig Tree), das Regiedebüt der bekannten japanischen Schauspielerin Momoi Kaori, die eine bizarre Kleinfamilie porträtiert. Klug wie a.k.a Nikki S. Lee, das Selbstporträt der amerikanisch-koreanischen Künstlerin, das wie ihre fotografischen Selbstinszenierungen unseren Glauben an dokumentarische Wahrheiten herausfordert. Offensiv wie Dol, der neue Spielfilm des irakischen Kurden Hiner Saleem, der mit trotzigem Sarkasmus aus dem kurdischen Dreiländereck erzählt. Gewaltig wie Jeff Nichols Shotgun Stories, der eine Familienfehde zwischen Halbbrüdern in den amerikanischen Südstaaten beschreibt. Verspielt und träumerisch wie I Was a Swiss Banker von Thomas Imbach, ein Unterwassermärchen aus der kapitalistischen Schweiz.

Imbachs Spielfilm ist Teil eines in diesem Jahr besonders starken deutschsprachigen Programmschwerpunkts. Zu ihm gesellen sich Ann-Kristin Reyels’ im winterlichen Brandenburg gedrehtes bemerkenswertes Regiedebüt Jagdhunde, Maria Speths reifer zweiter Film Madonnen, in dem Sandra Hüller als Mutter und Tochter eine schauspielerische Tour de force durchmacht, und Angela Schanelecs überraschender Nachmittag, eine in die heutige Zeit übertragene Variante von Tschechows „Möwe“ zwischen Potsdam und Berlin. Den dokumentarischen Ansatz vertritt die Österreicherin Anja Salomonowitz mit dem formvollendeten Kurz davor ist es passiert, in dem ein Zöllner, ein Taxifahrer, eine Diplomatin, eine Dörflerin und ein Bordellkellner in den eigenen vier Wänden oder bei der Arbeit Leidensprotokolle des grenzübergreifenden Frauenhandels rezitieren. Ebenfalls österreichische Produktionen sind Ulrike Ottingers feuilletonistisches Porträt der Wiener Institution Prater und Heinz Emigholz’ Schindlers Häuser, eine filmische Bestandsaufnahme vom Werk des Architekten Rudolph Schindler in Los Angeles und Umgebung. Spurensuche betreibt auch Philip Scheffners The Halfmoon Files, der mit Tondokumenten kolonialer Vergangenheit einen Bogen ins Jetzt spannt. Stefan Schwieterts Heimatklänge porträtiert drei Künstler, die traditionelle Schweizer Musik auf ganz unterschiedliche, höchst unkonventionelle Weise weiterentwickeln.

Von Bollywood – Farhan Akhtars furiose Neuinszenierung des klassischen Gangsterfilms Don –  bis ins Fußballstadion – der französische Nationalspieler Vikash Dhorasoo und der Super-8-Filmer Fred Poulet lassen die WM 2006 in Substitute aus der Ersatzbankperspektive nacherleben – zeigt das 37. Forum eine Weltkinematografie der schroffen Gegensätze und verblüffenden Parallelen. Die Auswahl ist nicht ausgewogen, sondern setzt Schwerpunkte, sucht Kontraste. So richtet der renommierte Dokumentarfilmer Frederick Wiseman in dem dreieinhalbstündigen State Legislature seinen Blick auf praktizierte Demokratie im Staate Idaho, während der Japaner Kazuhiro Soda in Campaign den Wahlkampf eines jungen Kandidaten an der langen Leine eines übermächtigen Parteiapparats beobachtet.

Die Filme im Forum 2007

...a bude hůř (It Gonna Get Worse) von Petr Nikolaev, Tschechische Republik (IP)
A Walk into the Sea: Danny Williams and the Warhol Factory von Esther B. Robinson, USA (WP)
a.k.a. Nikki S. Lee von Nikki S. Lee, USA/Republik Korea (IP)
Ad Lib Night (Aju teukbyeolhan sonnim) von Lee Yoon-ki, Republik Korea (IP)
Armin von Ognjen Sviličić, Kroatien/Deutschland/Bosnien und Herzegowina (WP)
Campaign (Senkyo) von Kazuhiro Soda, USA/Japan (WP)
Le cercle des noyés (Drowned by Oblivion) von Pierre-Yves Vandeweerd, Belgien/Frankreich (IP)
Chrigu von Jan Gassmann, Christian Ziörjen, Schweiz (IP)
Dans les villes (In the Cities) von Catherine Martin, Kanada (IP)
Dol von Hiner Saleem, Autonome Region Kurdistan/Frankreich/Deutschland (IP)
Elvis Pelvis von Kevin Aduaka, Großbritannien/Frankreich (WP)
L’esprit des lieux (The Spirit of Places) von Catherine Martin, Kanada (IP)
Extranjera (Foreigner) von Inès de Oliveira Cézar, Argentinien/Griechenland/Polen (WP)
Eye in the Sky (Gen zong) von Yau Nai Hoi, Hongkong, China (WP)
Faro, la reine des eaux von Salif Traoré, Mali/Frankreich/Kanada/Deutschland (WP)
The Halfmoon Files von Philip Scheffner, Deutschland (WP)
Heimatklänge von Stefan Schwietert, Schweiz/Deutschland (WP)
I Was a Swiss Banker von Thomas Imbach, Schweiz (WP)
Ichijiku no kao (Faces of a Fig Tree) von Momoi Kaori, Japan (IP)
Jagdhunde von Ann-Kristin Reyels, Deutschland (WP)
Kain no matsuei (Cain’s Descendant) von Oku Shutaro, Japan
Klopka (The Trap) von Srdan Golubović, Serbien/Deutschland/Ungarn (WP)
Kurz davor ist es passiert von Anja Salomonowitz, Österreich (IP)
Madonnen von Maria Speth, Deutschland/Schweiz/Belgien (WP)
Mona Lisa (Meng Na Li Sha) von Li Ying, Volksrepublik China/Japan (WP)
Nachmittag von Angela Schanelec, Deutschland (WP)
Pas douce (A Parting Shot) von Jeanne Waltz, Frankreich/Schweiz (WP)
Potosi, le temps du voyage (Potosi, the Journey) von Ron Havilio, Israel/Frankreich (WP)
Prater von Ulrike Ottinger, Österreich/Deutschland (WP)
Rıza von Tayfun Pirselimoğlu, Türkei (WP)
Schindlers Häuser von Heinz Emigholz, Österreich (WP)
Shotgun Stories von Jeff Nichols, USA (WP)
Stone Time Touch von Gariné Torossian, Kanada (WP)
Substitute von Fred Poulet, Vikash Dhorasoo, Frankreich (IP)
El telón de azúcar (The Sugar Curtain) von Camila Guzmán Urzúa, Kuba/Spanien/Frankreich
Tout refleurit (All Blossoms Again) von Aurélien Gerbault, Frankreich (IP)
Tuli von Auraeus Solito, Philippinen
Village People Radio Show (Apa khabar orang kampung) von Amir Muhammad, Malaysia (WP)
Wolfsbergen von Nanouk Leopold, Niederlande/Belgien (WP)

Special screenings:
Brand Upon the Brain! von Guy Maddin, Kanada
Don von Farhan Akhtar, Indien
Killer of Sheep von Charles Burnett, USA 1977
State Legislature von Frederick Wiseman, USA (WP)

 
 
  LINKS

http://www.fdk-berlin.de/de/forum/
http://www.berlinale.de


MMM Berlinale-Retrospektive 2007: City Girls. Frauenbilder im Stummfilm
MMM Meisterwerke von Okamoto Kihachi im Forum
MMM Die Wettbewerbsfilme
MMM Berlinale Talent Campus 2007
MMM Das diesjährige Programm des Forums der Berlinale umfasst Filme aus 29 Ländern
MMM Berlinale 2006
     
  AS/Januar 2007 Go back| FORUM | HOME
     

   

The Queen [Soundtrack]
Alexandre Desplat (Künstler),
Alexandre Desplat (Komponist)
Label: Milan (Warner)
Amazon-Preis:
 EUR
19,99

The Queen  [Soundtrack] 
Eine bezaubernde und harmonische orchestrale Mischung. Der Franzose Alexandre Desplat (Casanova, Syriana) komponierte ruhige Melodien vorgetragen vom London Symphony Orchestra. Das letzte Stück der 44. Minuten langen CD ist "Libera Me" aus Verdis Oper Rossini.


Google
  Web MMEANSMOVIE

   © MMEANSMOVIE 2001 - 2007 Filmmagazin Berlin