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Das Forum der Berlinale gilt als Labor für das Mainstreamkino der Zukunft.
So würde man sich den Mainstream wünschen: skurril wie Kevin Aduakas
Regiedebüt Elvis Pelvis, eine schmerzvoll verzahnte Vater-Sohn-Geschichte,
die immer wieder um die Idole Elvis Presley und Jimi Hendrix kreist. Verstörend
wie Li Yings Mona Lisa, der im Grenzbereich zwischen Dokumentar- und Spielfilm
die Geschichte einer Kindesentführung aufrollt.
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Frech und bunt wie
Ichijiku
no kao (
Faces
of a Fig Tree), das Regiedebüt
der bekannten japanischen Schauspielerin Momoi Kaori, die eine bizarre
Kleinfamilie porträtiert. Klug wie
a.k.a Nikki
S. Lee, das Selbstporträt der
amerikanisch-koreanischen Künstlerin, das wie ihre fotografischen
Selbstinszenierungen unseren Glauben an dokumentarische Wahrheiten herausfordert.
Offensiv wie
Dol,
der neue Spielfilm des irakischen Kurden Hiner Saleem, der mit trotzigem
Sarkasmus aus dem kurdischen Dreiländereck erzählt. Gewaltig
wie Jeff Nichols
Shotgun Stories,
der eine Familienfehde zwischen Halbbrüdern in den amerikanischen
Südstaaten beschreibt. Verspielt und träumerisch wie
I
Was a Swiss Banker von Thomas Imbach,
ein Unterwassermärchen aus der kapitalistischen Schweiz.
Imbachs Spielfilm ist Teil eines in diesem Jahr
besonders starken deutschsprachigen Programmschwerpunkts. Zu ihm gesellen
sich Ann-Kristin Reyels’ im winterlichen Brandenburg gedrehtes bemerkenswertes
Regiedebüt Jagdhunde,
Maria Speths reifer zweiter Film Madonnen,
in dem Sandra Hüller als Mutter und Tochter eine schauspielerische Tour
de force durchmacht, und Angela Schanelecs überraschender Nachmittag,
eine in die heutige Zeit übertragene Variante von Tschechows „Möwe“ zwischen
Potsdam und Berlin. Den dokumentarischen Ansatz vertritt die Österreicherin
Anja Salomonowitz mit dem formvollendeten Kurz
davor ist es passiert, in dem ein
Zöllner, ein Taxifahrer, eine Diplomatin, eine Dörflerin und ein
Bordellkellner in den eigenen vier Wänden oder bei der Arbeit Leidensprotokolle
des grenzübergreifenden Frauenhandels rezitieren. Ebenfalls österreichische
Produktionen sind Ulrike Ottingers feuilletonistisches Porträt der Wiener
Institution Prater und
Heinz Emigholz’ Schindlers Häuser,
eine filmische Bestandsaufnahme vom Werk des Architekten Rudolph Schindler
in Los Angeles und Umgebung. Spurensuche betreibt auch Philip Scheffners The
Halfmoon Files, der mit Tondokumenten
kolonialer Vergangenheit einen Bogen ins Jetzt spannt. Stefan Schwieterts Heimatklänge porträtiert
drei Künstler, die traditionelle Schweizer Musik auf ganz unterschiedliche,
höchst unkonventionelle Weise weiterentwickeln.
Von Bollywood – Farhan Akhtars furiose Neuinszenierung
des klassischen Gangsterfilms Don – bis
ins Fußballstadion – der französische Nationalspieler Vikash
Dhorasoo und der Super-8-Filmer Fred Poulet lassen die WM 2006 in Substitute aus
der Ersatzbankperspektive nacherleben – zeigt das 37. Forum eine
Weltkinematografie der schroffen Gegensätze und verblüffenden Parallelen.
Die Auswahl ist nicht ausgewogen, sondern setzt Schwerpunkte, sucht Kontraste.
So richtet der renommierte Dokumentarfilmer Frederick Wiseman in dem dreieinhalbstündigen State Legislature seinen
Blick auf praktizierte Demokratie im Staate Idaho, während der Japaner
Kazuhiro Soda in Campaign den
Wahlkampf eines jungen Kandidaten an der langen Leine eines übermächtigen
Parteiapparats beobachtet.
Die Filme im Forum 2007
...a bude hůř (It
Gonna Get Worse) von Petr Nikolaev,
Tschechische Republik (IP)
A Walk into the Sea: Danny Williams and the
Warhol Factory von Esther B. Robinson,
USA (WP)
a.k.a. Nikki S. Lee von
Nikki S. Lee, USA/Republik Korea (IP)
Ad Lib Night (Aju teukbyeolhan sonnim) von
Lee Yoon-ki, Republik Korea (IP)
Armin von
Ognjen Sviličić,
Kroatien/Deutschland/Bosnien und Herzegowina (WP)
Campaign (Senkyo) von
Kazuhiro Soda, USA/Japan (WP)
Le cercle des noyés (Drowned by Oblivion) von
Pierre-Yves Vandeweerd, Belgien/Frankreich (IP)
Chrigu von
Jan Gassmann, Christian Ziörjen, Schweiz (IP)
Dans les villes (In the Cities) von
Catherine Martin, Kanada (IP)
Dol von
Hiner Saleem, Autonome Region Kurdistan/Frankreich/Deutschland (IP)
Elvis Pelvis von
Kevin Aduaka, Großbritannien/Frankreich (WP)
L’esprit des lieux (The Spirit of Places) von
Catherine Martin, Kanada (IP)
Extranjera (Foreigner) von
Inès de Oliveira Cézar, Argentinien/Griechenland/Polen (WP)
Eye in the Sky (Gen zong) von
Yau Nai Hoi, Hongkong, China (WP)
Faro, la reine des eaux von
Salif Traoré, Mali/Frankreich/Kanada/Deutschland (WP)
The Halfmoon Files von
Philip Scheffner, Deutschland (WP)
Heimatklänge von
Stefan Schwietert, Schweiz/Deutschland (WP)
I Was a Swiss Banker von
Thomas Imbach, Schweiz (WP)
Ichijiku no kao (Faces of a Fig Tree) von
Momoi Kaori, Japan (IP)
Jagdhunde von
Ann-Kristin Reyels, Deutschland (WP)
Kain no matsuei (Cain’s Descendant) von
Oku Shutaro, Japan
Klopka (The Trap) von
Srdan Golubović,
Serbien/Deutschland/Ungarn (WP)
Kurz davor ist es passiert von
Anja Salomonowitz, Österreich (IP)
Madonnen von
Maria Speth, Deutschland/Schweiz/Belgien (WP)
Mona Lisa (Meng Na Li Sha) von
Li Ying, Volksrepublik China/Japan (WP)
Nachmittag von
Angela Schanelec, Deutschland (WP)
Pas douce (A Parting Shot) von
Jeanne Waltz, Frankreich/Schweiz (WP)
Potosi, le temps du voyage (Potosi, the Journey) von
Ron Havilio, Israel/Frankreich (WP)
Prater von
Ulrike Ottinger, Österreich/Deutschland (WP)
Rıza von
Tayfun Pirselimoğlu,
Türkei (WP)
Schindlers Häuser von
Heinz Emigholz, Österreich (WP)
Shotgun Stories von
Jeff Nichols, USA (WP)
Stone Time Touch von
Gariné Torossian, Kanada (WP)
Substitute von
Fred Poulet, Vikash Dhorasoo, Frankreich (IP)
El telón de azúcar
(The Sugar Curtain) von Camila Guzmán
Urzúa, Kuba/Spanien/Frankreich
Tout refleurit (All Blossoms
Again) von Aurélien Gerbault,
Frankreich (IP)
Tuli von
Auraeus Solito, Philippinen
Village People Radio Show
(Apa khabar orang kampung) von Amir
Muhammad, Malaysia (WP)
Wolfsbergen von
Nanouk Leopold, Niederlande/Belgien (WP)
Special screenings:
Brand Upon the Brain! von
Guy Maddin, Kanada
Don von
Farhan Akhtar, Indien
Killer of Sheep von
Charles Burnett, USA 1977
State Legislature von
Frederick Wiseman, USA (WP)