© Allyson Riggs/A24 |
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First Cow - Zurück zur echten Milch |
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23.02.2020 |
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Meinen ersten Film von Kelly Reichardt war 2006 „Old Joy“. Das fsk Kino am Oranienplatz (peripherfilm) hatte den Film im Programm. Der Film war knapp über siebzig Minuten lang und handelte von zwei alten Freunden, die sich zu einem Campingausflug in Oregons Cascade Mountains treffen. Der eine redet wenig, während der andere zum Beispiel seine Theorie, daß das Universum einem fallenden Tropfen gleicht, ausführlich erklärt. Am Ende scheint alles beim alten zu bleiben, doch kleine Zeichen deuten auf die Möglichkeit von Veränderung hin. In diesem Film ist das tragische Potenzial von Freundschaft schon angelegt und auch in „First Cow“ befinden wir uns wieder in Oregon und beobachten die entstehende Freundschaft zwischen zwei Suchenden im frühen 19. Jahrhundert, der Zeit der Goldsucher. Kelly Reichardt schrieb das Drehbuch mit Jonathan Raymond, dem Autor der Romanvorlage.
Der Auftakt des Films spielt in der Gegenwart und zeigt eine junge Frau, die zwei menschliche Skelette entdeckt, die flach im Wald von Oregon begraben sind. Reichardt führt uns zurück in die 1820er Jahre und erzählt die Geschichte von dem jungen Koch Otis (John Magaro), alle nennen ihn Cookie und dem chinesische Geschäftemacher King-Lu (Orion Lee). Die Talente von beiden finden zusammen und gemeinsam verkaufen sie köstliche Buttermilch-Scones, welches sie mit der Milch, die sie dem Chef der englischen Siedler stehlen, umsatzkräftig an die wilden Kerle des Ortes verkaufen. Auch der bestohlene ist irgendwann ganz angetan von Cookies Backkünsten, womit das Unheil seinen Lauf nimmt.
Wer die Filme der Independent-Regisseurin Kelly Reichardt kennt, wird wissen, dass sie die üblichen Stereotypen üblicher Buddy-Filme nicht interessiert. Sie verweigert sich auch, wie schon „Meek’s Cutoff“ den klassischen Western-Bildern. Hierzu nutzt sie auch das 4:3 Format statt der eines Cinemascope Bildes von weiter Landschaft. In Reichardts ersten Western „Meek’s Cutoff“ wird die Geschichte aus der Frauenperspektive erzählt. In diesem Film spielen Frauen fast nicht mit und dennoch zeigt der Film viel über die unterschiedlichen Perspektiven der Geschlechter. In einigen Momenten würde man sich nicht wundern wenn die „The Sisters Brothers“ aus dem Film von Regisseur Jacques Audiard um die Ecke biegen würden. Ein Film der auch in Oregon spielt.
"Dem Vogel ein Nest, der Spinne ein Netz, dem Menschen die Freundschaft". Das Zitat von William Blake ist dem Film vorangestellt.
Schön wäre es gewesen im Rahmen der Berlinale Kiezkinos First Cow im fsk Kino am Oranienplatz zu sehen. Ich glaube Kelly Reichardt würde es dort auch gefallen... |
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