Das westliche Publikum hat ein sehr bruchstückhaftes Bild der iranischen Frauen, alle denken immer, sie seien passiv, ans Haus gebunden und weit entfernt von jedweden sozialen Aktivitäten. Vielleicht lebt eine gewisse Zahl der Frauen im Iran auch so – aber im Allgemeinen sind Frauen gesellschaftlich sehr präsent und aktiv, und zwar in einer viel offeneren Art als die Männer, trotz der Beschränkungen, die ihnen auferlegt wurden. Beide Frauentypen sind in diesem Film präsent, ohne, dass die eine verurteilt oder die andere als Heldin glorifiziert wird. Die Konfrontation dieser beiden Frauen ist nicht die zwischen Gut und Böse. Da treffen einfach nur zwei verschiedene Sichtweisen von Gut aufeinander. Und genau das ist der Punkt, an dem meiner Meinung nach die modernen Tragödien beginnen. Der Konflikt entzündet sich zwischen zwei positiven Instanzen, und was ich hoffe, ist, dass die Zuschauer sich nicht entscheiden können, wem sie den Sieg mehr wünschen. Es ist für ein |
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iranisches Publikum wahrscheinlich leichter, eine direkte Verbindung zu dem Film herzustellen. Wenn man die Sprache, aber auch den Kontext und die gesellschaftlichen Strukturen kennt, in denen die Geschichte spielt, werden sich zweifellos auch weniger offensichtliche Interpretationen eröffnen.
Aber im Zentrum der Geschichte steht ein verheiratetes Ehepaar, und die Ehe ist schließlich eine universale Beziehung zwischen zwei Menschen, unabhängig von der Epoche oder Gesellschaft in der sie leben. Das Thema menschliche Beziehungen ist nicht an einen festen Platz oder eine bestimmte Kultur gebunden. Es ist eine der essentiellsten und komplexesten Angelegenheiten der modernen Gesellschaft. Daher denke ich, dass das Sujet des Films auch einem breiteren Publikum zugänglich ist und geografische, kulturelle oder sprachliche Grenzen überwindet. Asghar Farhadi/Regie |