Die Figur der Lily ist durch ein Mädchen inspiriert, das zu Behandlungszwecken in jener Klinik untergebracht war, in der wir damals „Frankie“ drehten. Letztlich ist „Barfuß auf Nacktschnecken" eine logische Fortsetzung meiner bisherigen Arbeit: Phantasiewelten und Grenzerfahrungen zählen ebenso zu den Themen, die mich laufend beschäftigen, wie die Unangepasstheit und die Zerbrechlichkeit meiner Protagonisten. Ihre Freiheit. Ihre Fähigkeit, ganz im Hier und Jetzt zu leben. Mich interessieren Menschen, die keiner Schablone entsprechen und denen es aufgrund ihrer ausgeprägten Sensibilität verwehrt ist, sich widerstandslos in ein Gesellschaftsmodell einzufügen, wie es einem nun einmal angeboten wird. Lily schert sich nicht um die Grenzen dessen, was gemeinhin |
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als „Normalität" betrachtet wird, und mit dieser Einstellung zwingt sie uns dazu, uns über die möglichen Lebensformen einer Person Gedanken zu machen, die sich in kein bestimmtes Schema pressen lässt. Ohne sich auf Kompromisse einzulassen, verfügt Lily frei über ihren Geist und ihren Körper – da gibt es nichts zu verhandeln! Sie rüttelt an der herrschenden Moral und brüskiert damit ihre Umwelt. Die Geschichte rührt uns im Grunde alle in unserem Innersten, denn sie wirft die Frage nach dem schmalen Grat zwischen „normal" und „verrückt" auf. Sind die Zwänge unserer Erziehung, die Werte, die man uns einbläut – Geld, materieller Wohlstand, Erfolg im Beruf, Vernunft in Herzensangelegenheiten usw. – nicht allzu oft schuld an unserem Unglück? Fabienne Berthaud/Regie |