UNCLE
BOONMEE ERINNERT SICH AN SEINE FRÜHEREN LEBEN ist eine Hommage
an meine Heimat, aber auch an eine besondere Art Kino, mit der
ich aufgewachsen bin. Ich glaube an Seelenwanderungen zwischen
Menschen, Pflanzen Tieren und Geistern. Die Geschichte von Uncle
Boonmee erzählt vom Verhältnis zwischen Mensch und Tier, zugleich
überwindet sie die Linie, die beide trennt. Wenn das Kino so
etwas zeigt, wird es zur gemeinsamen Erinnerung von Filmcrew,
Schauspielern und Öffentlichkeit. Die Erinnerung der Zuschauer
erweitert sich um eine neue, wenn auch simulierte Schicht. In
dieser Hinsicht funktioniert Filmemachen so ähnlich, als würde
man künstliche vergangene Leben erschaffen. Ich möchte die Eingeweide
dieser Zeitmaschine erforschen. Vielleicht sind dort geheimnisvolle
Kräfte am Werk, die nur darauf warten, enthüllt zu werden. Manche
Praktiken, die als Schwarze Magie abgetan wurden, sind inzwischen
ja auch |
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wissenschaftlich
bestätigt worden. Für mich bleibt Filmemachen eine Quelle, deren
Energie wir noch nicht wirklich genutzt haben. So, wie wir auch
die inneren Vorgänge im Gehirn noch nicht wirklich erklärt haben.
Mich interessiert auch, wie Kulturen und Arten zerstört undausgerottet
werden. Weil ein Militärputsch den Nationalismus angefacht hat,
stehen sich in Thailand in den letzten Jahren Ideologien unversöhnlich
gegenüber. Es gibt nun eine staatliche Behörde, die sich als
Moral-Polizei versteht. Unterdrücken will sie „unangemessene“
Aktivitäten und die Inhalte, um die es dabei geht. Auch damit
steht die Geschichte Uncle Boonmees und seines Glaubens natürlich
in Verbindung. Er verkörpert etwas, das im Verschwinden begriffen
ist; etwas, das zerfällt wie jene alten Kinos, Theater und Schauspiel
Stile, die nicht mehr in unsere Landschaft passen. Apichatpong
Weerasethakul |