 Sanita
schleicht sich mal wieder verschlafen und viel zu spät zur Tür herein.
Sie setzt sich neben Bright, der seinen Kopf in den verschränkten
Armen versteckt, als wäre er dann unsichtbar. Laethicia rückt ratlos
ihre Plastikkrone zurecht und starrt auf den Rechenschieber, während
Fuat lieber von einer Autofahrt mit seinem Vater träumt. Bright,
Sanita, Laethicia und Fuat leben in Berlin und haben das gleiche
Problem – sie sind Schulanfänger. Denn egal ob nigerianisch, bosnisch,
deutsch oder türkisch, zur Schule gehen heißt für die 6 bis 8-Jährigen
die tägliche Konfrontation mit dem Gefühl, anders zu sein. Aber für
Emotionen gibt es im vollen Klassenzimmer keinen Platz. Alltag ist
ein einsamer Kampf um Anpassung und Leistung, der seine Ventile sucht.
Wer kriegt eine Chance und wer bleibt Außen vor. „Je länger wir uns
auf die Kinder einlassen, desto klarer wird, dass sie ihre |
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eigenen
Methoden entwickeln müssen, um ihr neues Leben voller Herausforderungen
zu organisieren. Es ist nicht leicht, diese zu bewältigen. Frustration,
Überforderung und Rebellion keimen immer wieder in ihnen auf und
machen ihnen ihr Leben schwer. Wie sehen diese Strategien jedoch
konkret aus? Welche Ventile finden die Kinder überhaupt, um den
aus diesem Zwiespalt entstehenden Druck zu kompensieren?
Indem die Kinder der Klasse 1e uns zu einer Reise in ihre Welt, ihren
Schulalltag und ihre Gedanken einladen, fordern sie uns als Erwachsene
in einer besonderen Weise heraus. Indem wir uns auf ihre Perspektive
einlassen und ihre kindliche Würde mit all ihren Facetten erkennen
lernen, beginnt eine Reise zurück in die Kindheit.“ Sophie Narr |