Ich
hatte einige Monate zuvor einen jungen Mann kennen gelernt, der
zwar mitten unter uns, aber dennoch in einer sehr isolierten,
eigenen Welt lebte und so voller für mich nicht nachvollziehbarer
Widersprüche war, dass mich das sehr beschäftig hatte. Er konnte
der liebenswürdigste Mensch sein, den man sich vorstellen kann,
witzig und eloquent – und einen Moment später zog er sich in
die komplette Isolation zurück, stieß unfähig jedweder Kommunikation
jeden brutal vor den Kopf, der ihn in seinem „Panzer“ stören
wollte. Für Außenstehende war sein Verhalten so schwer zu begreifen,
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schien
es einem oft auch so unlogisch und unsinnig. Vor allem erreichte
er damit fast immer das Gegenteil von dem, was er sich eigentlich
für sein Leben wünschte. Aber er war einfach so in seiner Vergangenheit
und seinen daraus resultierenden Ängsten gefangen, dass er sich
in bestimmten Momenten nicht anders zu helfen wusste. Das war
einerseits sehr traurig anzusehen, zumal er wirklich jemand war,
den man trotz allem nur mögen konnte, andererseits auch faszinierend. ALMUT
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