Oberflächlich
behandelt SCHANDE von David Lurie (John Malkovich) eigenem Abgrund,
seiner Entfremdung zur Gesellschaft, vor allem aber zu Frauen. Er
flüchtet sich in seine Literatur, schreibt Opern, doch auch zu seiner
Tochter gelingt es ihm nicht ein besseres Verhältnis herzustellen.
Im tieferen Sinne ist jedoch die Umkehrung der Rollenverteilung im
Post-Apartheids-Südafrika eminent - in welchem zwar Einigkeit zwischen
schwarz und weiß angestrebt wird, sehr schön zu sehen bei der Stageperformance
- und vor allem durch den Konflikt zwischen Malkovichs Tochter Lucy
und dem Landbesitzer Petrus eindeutig als Exempel hierfür passend
instumentalisiert. Lucy hat sich wie ihr Vater von der Gesellschaft
weitestgehend entfremdet und hat sich ein eigenes Reich aufgebaut,
doch sie ist auf den Gutwillen ihres Landbesitzers angewiesen. Um
ihr Reich, ihren Traum nicht zu zerstören, erduldet sie alles Erdenkliche.
Auch das Beispiel der mittelständischen Familie und Malkovichs
Affäre mit ihrer Tochter verdeutlicht dies,
vor allem aber die Stellung jener in der Gesellschaft und die |
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Bloßstellung
durch Malkovichs Sklavenhändler-Mentalität. In
einem Land, in welchem eine Majorität unterdrückt wurde, hat die
Minorität sich anzupassen. Man könnte es auch Rache nennen. Das
erduldete Leid wird zurückgegeben und vermeintlich oder offenbare
Straftaten als Normalität dargestellt. Umgekehrte Welt. Aber irgendwelche
Folgen und Konsequenzen sollten jahrhunderte lange Opression schon
mit sich bringen, für beide Parteien. Und am Ende wird es Zeit,
den Sklavenhändler sein zu lassen und sich den Tatsachen zu stellen.
Tatsachen, welche neue Rollen erfordern. Und Malkovich ist einer,
der diese Rollen akzeptieren lernen muss. Das ist seine Bürde.
Am Ende bleibt ihm keine Wahl...
Malkovich ist gut. Der Film
an sich lebt zwar von und mit ihm, doch die konkreten Zwischentöne
bezüglich der Rassenkonflikte stellen im Grunde den Schwerpunkt
dar. Malkovich ist nur das Instrument, um das zu verdeutlichen.
Egoistisch, einsam, entfremdet, aber kulturell florierend und um
Einigkeit bemüht. Jan Pfeiffer/MMM |