Alle Drehbuchideen fangen bei mir mit einem Bild an. Im Fall von „Atmen“ war das ein Wohnzimmer mit der Leiche einer alten Frau, die bäuchlings auf dem Boden liegt. Aus diesem ersten Bild, entwickelte sich die Neugier, einen Film über Bestatter zu machen. Ich wollte eine sehr beiläufige, alltägliche Geschichte über Menschen erzählen, die als Dienstleister mit dem Tod umgehen müssen. Das allein war natürlich noch keine Geschichte und deshalb prädestiniert dazu, wie viele meiner Drehbuch-Ideen zu enden – in der Schublade, ohne dass etwas damit passiert. Aber nach einiger Zeit erschien ein junger Mann in meinem Kopf und wollte in der Geschichte mitspielen. Es war ein Pirandello-Erlebnis, wie im Stück „Sechs Personen suchen einen Autor“ – das meine ich, wenn ich sage, wie stark eine Geschichte ihr Recht einfordern kann. Egal ob Bestattung, Jugendgefängnis oder Bewährungshilfe, ich hatte überall das Glück auf Menschen zu treffen, die mich vorbehaltlos |
 |
unterstützten und mir Einblick in ihre teilweise buchstäblich verschlossenen Welten gaben. Ich hätte ohne diese Recherchen das Drehbuch niemals schreiben können; das war mir schon nach den ersten Skizzen klar. Ich habe bestimmt drei Monate damit verbracht, allein die Welt der Bestatter kennen zu lernen. Ich konnte keinen Schauspieler casten, bevor ich nicht den Hauptdarsteller hatte. Er bedingte die Besetzung aller weiteren Darsteller. Nicole Schmied begann zunächst an verschiedensten Schulen, in U-Bahn-Zeitungen u.ä. zu inserieren. Aus rund 300 Kandidaten beim ersten Termin haben wir in zwei weiteren Durchgängen Thomas Schubert ausgewählt. Ich suchte einen nicht-professionellen Schauspieler, weil ich keinen 22-jährigen Abgänger einer Schauspielschule wollte, der einen 18-Jährigen spielt, ich wollte wirklich einen 18-Jährigen, der in manchen Momenten noch ein Kind ist. Karl Markovics/Regie |