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Während Lulu Wangs Familienlüge den Ausgangspunkt des Drehbuchs zu THE FAREWELL bildete, geht es aber letztlich um die Frage, wie Familien heutzutage ticken. Und Wang stellt fest, dass die Dinge, die wir uns gegenseitig nicht sagen können oder wollen, mindestens genauso wichtig sind wie die Dinge, über die wir ständig reden. Mit der Entwicklung ihrer Figur Billi – ein Alter Ego, das ihr zwar sehr ähnlich, aber eben doch nicht ganz sie selbst ist –, hat Wang eine Frau erschaffen, die entschlossen ist, mit den Höhen und Tiefen des Familienlebens zurechtzukommen.
Während Billi mit der Lüge gegenüber ihrer Großmutter hadert, wird ihr immer mehr bewusst, dass jedes Familienmitglied ein kleines Geheimnis mit sich herumträgt, selbst Nai Nai und sie selbst. Schließlich lässt sich Billi von dem heiklen, aber faszinierenden Strom aus Freude, Bedauern, Unsicherheit, Konflikten und komplizierter Liebe mitreißen und fügt sich dem familiären Lauf der Dinge, der ihr zwar den Verstand raubt, ihr aber zugleich auch Halt bietet. „Durch das Schreiben des Drehbuchs konnte ich mich mehr auf die Gefühlsebene der Geschichte konzentrieren und diese ganz besondere Stimmung einfangen, die vor allem in den Momenten entsteht, in denen man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll“, so Wang.
„Beim Schreiben hatte ich viele Ideen im Kopf, wie ich diesen schmalen Grat zwischen Lachen und Weinen, Sagbarem und Unsagbarem filmisch darstellen könnte.“ Wang gefällt es, dass Billi, die einen großen Teil des Films in einer Art Ohnmacht gefangen ist, alles andere als eine typische Hauptfigur ist. „Von Hauptfiguren wird erwartet, dass sie aktiv sind und handeln, aber bei Billis Reise geht es im Grunde darum, dass sie nichts tut“, so Wang. „Billi will die Situation ändern, kann es aber nicht, und das muss sie akzeptieren. Eine meiner größten Herausforderungen bestand also darin, eine konstante Spannung zu erzeugen, damit der Zuschauer den Druck spürt, der entsteht, wenn man jeden Morgen aufwacht und seiner Großmutter unbedingt diese eine Sache erzählen will, die man ihr aber nicht erzählen darf.“ |