|
|
Die Chronophobie ist die Angst vor dem Vergehen der Zeit. Das Wort bezeichnet das Gefühl, dass die Ereignisse zu schnell an einem vorüberziehen. Der oder die Betroffene hat Mühe, alles adäquat mitzuerleben, zu fühlen und zu verdauen. Chronophobie kann durch ein traumatisches Erlebnis ausgelöst werden und betrifft Menschen die durch eine Krankheit lange ans Bett gefesselt waren oder lange Zeit im Gefängnis verbrachten.
Die beiden Protagonisten des Films sind für mich die Verkörperung dieser beiden widerstreitenden Gefühle. Auf der einen Seite ist da Suter, eine Art Grossstadt-Asket, ein rastloser Mann, der ständig sein Aussehen verändert, der fast nichts hat, nicht einmal ein echtes Zuhause; er ist ein Mann, der alles tut, um zu vergessen und um sich selbst und seiner Schuld zu entfliehen. Auf der anderen Seite sehen wir Anna, eine Frau, die sich weigert, die Realität zu akzeptieren und die wie erstarrt in der Vergangenheit lebt. Eine Frau, die sich verzweifelt an einen Ort klammert, an erstarrte Erinnerungen und an Objekte, die in ihrem Kopf Gefühle von Intimität und Alltag hervorzaubern, die es nicht mehr gibt.
Während des Entwicklungsprozesses wollte ich widersprüchliche Gefühle erforschen, die ich selber kenne und die meiner Meinung nach vielen Menschen meiner Generation gemein sind. Auf der einen Seite streben wir fortwährend nach Veränderung, nach Mobilität, nach der Rastlosigkeit eines von der ewigen Gegenwart geprägten Lebens; auf der anderen Seite haben wir Sehnsucht nach allem, was wir zurückgelassen haben. Wir sehnen uns nach einem Ort, an dem wir innehalten und eine Bindung aufbauen können mit jenen Dingen und Menschen, die uns am Herzen liegen. Francesco Rizzi |
|