
OFAS © Port au Prince Pictures |
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Ich habe nach Kindern gesucht, die auf ein Dasein als Dschihadisten vorbereitet werden. Wir fanden Osama in einem Scharia-Camp – das überwacht wurde von jemandem, den ich bei den Dreharbeiten zu RÜCKKEHR NACH HOMS getroffen hatte. Ich kannte einen Führer der al-Nusra-Front, der wiederum kannte Osamas Vater, Abu Osama. Ihm stellte ich mich als Filmemacher und Kriegsfotograf vor, der mit dem Salafismus sympathisiert. Er sah meinen früheren Film und fand es toll, wie ich meine Hauptfigur als „Held“ präsentierte. Also verbrachte ich Zeit mit Abu Osama und seiner Familie und erarbeitete mir Tag für Tag ein Stück mehr seines Vertrauens.
Zunächst habe ich vor allem die Kinder draußen beim Spielen und die Landschaft rund um Abu Osamas Haus gefilmt. Langsam war er dann auch einverstanden, Teil des Films zu werden, und ich durfte ihm folgen. Als er beim Entschärfen einer Landmine einen Unfall hatte und dabei einen Fuß verlor, musste Abu Osama aufhören. Er verlor seine Zuversicht. Zu diesem Zeitpunkt entschied er, seinen Sohn in ein Scharia-Camp zu schicken. Also begannen wir dort zu drehen.
Von Beginn an wollte ich das Leben von Kindern einfangen, die einen radikal-islamischen Vater haben und zeigen, wie diese Ideen von Generation zu Generation weitergegeben werden. Aber natürlich passierten auch unerwartete Dinge – etwa, als Abu Osama seinen Fuß verlor. Nachdem ich diesen Film gemacht habe, verstehe ich besser, wie Kinder lernen, wie wichtig es ist, dass sie in einer friedlichen Umgebung aufwachsen und wie selbst einfache Dinge ihren Charakter beeinflussen können.
. In meinem Film untersuche ich den Kreislauf der Gewalt und den Zustand eines armen Landes unter der Herrschaft eines Diktators. Wenn man von Gewalt umgeben ist, wird Radikalismus zu etwas Gefährlichem und Entsetzlichem. Ungerechtigkeit und ein Mangel an Bildung schaffen ideologischen Fanatismus. Der salafistische Dschihadist ist die Spitze der Radikalisierungs-Bewegung in der Welt von heute. Aber Radikalismus begründet sich nicht nur in einer Religion, es gibt ihn genauso in der Politik, es gibt ihn überall. Talal Derki |