
Weil du nur einmal lebst - Die Toten Hosen auf Tour © avanti media fiction 2019 |
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Wir waren an dem Morgen zum Dreh verabredet, da rief Andi an und erzählte mir von Campinos Hörsturz. Ich hielt es zuerst für einen schlechten Scherz, konnte mir das gar nicht vorstellen. Und klar, neben der großen Sorge um Campino gab es die Befürchtung, dass der Film nicht fertig wird. Wir hatten bis zu dem Zeitpunkt erst zwei Konzerte gefilmt. Es wurden dann sofort Entscheidungen getroffen und Konzerte abgesagt, das haben wir ja alles dokumentiert. Wobei die Band keine große Lust hatte, die Krankheit im Film auszustellen. Als Jammerlappen wollten sie nicht dastehen. Alle waren sehr glücklich, als es nach sechs Wochen Pause weitergehen konnte, auch wenn es natürlich eine Zitterpartie blieb, ob mit dem Ohr alles in Ordnung ist und Campino die Belastung aushält.
Im Mai 2018 haben wir angefangen zu drehen – und im August begonnen zu schneiden. Die erzwungene Tour- Pause hat vielleicht sogar ein bisschen geholfen. Meine Editorin Mechthild Barth und ich konnten früh eine Linie reinbringen: Was erzählen wir und was nicht? Wir wussten von Anfang an, dass wir relativ schnell fertig werden wollen, damit WEIL DU NUR EINMAL LEBST nicht zwei Jahre nach der Tour herauskommt, sondern eine gewisse Aktualität hat. Gerade was die Haltung der Toten Hosen zu den politischen Ereignissen 2018 angeht, die im Film deutlich wird, war das sicher die richtige Entscheidung. Aber es gab ungefähr 190 Stunden Rohmaterial. Das ist Wahnsinn. Wir hatten auch den nötigen Austausch mit den Engländern, die uns ihre Konzertmitschnitte zeitnah schickten. Er war eine super Teamarbeit.
Argentinien ist ein spezieller Fall. Seit Anfang der 1990er Jahre spielen sie dort Konzerte, inzwischen gibt es eine familiäre Bindung zu den Fans. Die Bewunderung hat sich in den letzten Jahren noch gesteigert, auch weil es die Ramones nicht mehr gibt. Die Toten Hosen sind so was wie deren Platzhalter geworden. Es existiert sogar ein Hosen-Festival. Die Jungs fühlen sich da sehr wohl.
Ein Freund der Band, Mariano, mit dem sie auf einem Weingut Geburtstag feiern, sagt im Film ganz passend: „Wahrscheinlich finden sie in Argentinien zurück zu ihren Punk-Wurzeln.“ Cordula Kablitz-Post |