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Für mich ist es mehr als ein Film. Es ist mein Leben. Anfangs habe ich ohne ein bestimmtes Vorhaben mein Leben und die Protestbewegung in Syrien mit dem Handy dokumentiert, wie so viele andere Aktivisten auch. Ich hatte keine Vorstellung davon, wohin mich dieser erste Schritt später führen würde. Die verschiedenen Emotionen, die wir durchlebten – Glück, Verlust, Liebe – und die grausamen Verbrechen des Assad- Regimes an der unschuldigen Bevölkerung waren einfach unvorstellbar… sogar zu der Zeit, als wir sie selbst erlebten. Von Anfang an fühlte ich mich zu Geschichten hingezogen, die vom Leben und von Menschlichkeit erzählen. Ich wollte mich nicht, so wie viele Nachrichtenkanäle, auf den Tod und die Zerstörung konzentrieren. Als Frau stand mir in diesem konservativen Stadtteil Aleppos die Lebenswelt der Frauen und Kinder offen, die Männern traditionell verschlossen ist. So konnte ich den verborgenen Alltag vieler Syrer zeigen, die inmitten des Kampfes um Freiheit versuchten ihr Leben weiterzuleben.
Gleichzeitig lebte auch ich mein Leben weiter. Ich heiratete und bekam ein Kind. Ich musste viele verschiedene Rollen gleichzeitig ausfüllen: Mutter und Aktivistin, zivile Journalistin und Regisseurin. Die verschiedenen Seiten meines Lebens geben dem Film seine Kraft, so empfinde ich es jetzt. Ich möchte mit dem Film zeigen, dass er zwar meine Geschichte und die meiner Familie erzählt, dass unsere Erfahrung aber nicht einzigartig ist. Hunderttausende Syrer haben Ähnliches erlebt und erleben es bis heute. Der Diktator, der diese Verbrechen verübt hat, ist immer noch an der Macht und lässt unschuldige Menschen töten. Unser Kampf um Gerechtigkeit ist heute noch ebenso aktuell wie zu Beginn der Revolution. Ich fühlte mich der Stadt, ihren Bewohnern und unseren Freunden gegenüber verpflichtet, ihre Geschichten so zu erzählen, damit sie nicht vergessen werden und niemand die Wahrheit dessen, was wir erlebt haben, verfälschen kann.
Den Film fertigzustellen war fast so schwer wie die tatsächliche Zeit in Aleppo. Ich erlebte alles wieder und wieder. Ich bin sehr dankbar für das großartige Team, mit dem ich arbeiten durfte, welches sich so für mich, meine Geschichte und Syrien eingesetzt hat. Ganz besonders danke ich meinem Mitregisseur, Edward Watts. Er hat mir die Last von den Schultern genommen. Gemeinsam konnten wir aus den vielen Schichten meines Lebens und des vorliegenden Materials die Geschichte des Films gestalten. WAAD AL-KATEAB |
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