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Je mehr Maryam über die zunächst aus Trotz erfolgte Kandidatur als Gemeinderätin nachdenkt, umso stärker reift ein Gedanke in ihr. Motiviert von den jüngsten Ereignissen und dem Drang, die inakzeptablen Zustände des Krankenhauses zu verbessern, will sie sich der Herausforderung stellen. Aber wie geht man vor? Das Internet hilft: Zehn Schritte zur eigenen Wahlkampagne. Bei den Schwestern stößt ihr Vorhaben zunächst eher auf gemischte Gefühle. Besonders ihre kleine Schwester Sara hat Angst, dass die Familie erneut zum Gespött der Leute wird. Und auch Selma hat so ihre Zweifel, besonders wenn der überstürzte Plan mit Hilfe einer Google-Anleitung umgesetzt wird. Aber Maryam lässt sich nicht mehr abbringen. Letztlich weiss sie ganz gut, wie sie ihre Schwestern auf Linie bringen kann. Die drei Schwestern beginnen, am politischen Auftritt Maryams zu basteln. Mit Smartphones, ein bisschen Videotechnik und dem nötigen Selbstvertrauen ist die Kampagne schnell zum Laufen gebracht.
Und weil sich Maryam an ein für lokale Verhältnisse doch recht ungewöhnliches Unternehmen gewagt hat, ist Aufmerksamkeit quasi garantiert. Doch nun stellen sich plötzlich ein paar ganz praktische Fragen: wer als politische Kraft in Erscheinung treten möchte, sollte eventuell keinen Schleier vor dem Gesicht tragen? Wie lässt sich eine männliche Wählerschaft adressieren, wenn man sich nicht im selben Raum aufhalten darf? Vor dem Hintergrund einer sehr speziellen Situation offenbaren sich plötzlich ganz fundamentale Mechanismen des politischen Austauschs: Politik ist nur möglich, wenn man denselben Raum gleichberechtigt teilt, im selben Raum anwesend ist, auf derselben Bühne sprechen kann wie die männlichen Kandidaten. Gleichheit und Politik sind nicht voneinander zu trennen. |
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