Joachim ist ja eigentlich extrem überspannt und alles andere als lustig. Aber natürlich haben die New Burlesque-Mädchen ein absolutes Händchen dafür, jeden Raum in eine Party zu verwandeln. Trübsal geblasen wird bei denen nie. Ich liebe hemmungslose Schauspieler, die stets übertreiben, immer übers Ziel hinausschießen und wirklich alles dafür tun, auch noch den letzten am Tisch zum Lachen zu bringen. Sie gehen immer zu weit und man fürchtet jedes Mal, ihre Stimmung könnte ins Gegenteil, in bodenlose Verzweiflung kippen. Aber irgendwie brauchen wir solche Menschen trotzdem manchmal um uns. Mit den Mädchen dieser Truppe ist es ganz genauso. Sie mussten überhaupt nichts über ihre Vergangenheit erzählen, denn das taten schon ihre Gesichter und Körper. Aber gleichzeitig war es für sie ein Kinderspiel, jedes noch so trostlose Hotel in einen Ort der Lust und Begierde zu verwandeln. Ich halte nichts von männlichen Regisseuren, die behaupten, sie wüssten genau, was in den Frauen vorgeht. Im Gegenteil finde ich es viel |
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toller, dass mir das Kino die Möglichkeit bietet, wieder den Jungen in mir hervorzuholen, der sich früher in die Schlafzimmer der Mädchen hineinträumte. Mir fällt dazu eine Szene des Films ein, wenn Mimi auf dem Balkon Dirty von ihrem kleinen Toiletten-Abenteuer erzählt. Die Szene sah vor, dass die beiden herumschlendern und Mimi dabei immer ein wenig verschämt und schweigsam bleibt, also nur ganz allmählich gegenüber ihrer Freundin auftaut. Als wir nach einigen Takes gerade die Szene beenden wollten, hatte ich aber plötzlich den Impuls, dass Mimi Dirty auch einfach ganz offen erzählen könnte, was gerade passiert ist.
Genau das hat sie dann getan, in ihren eigenen Worten, und Dirty hat, auf die ihr eigene Art, darauf reagiert. Da saß ich dann also hinter der Kamera, die Kopfhörer auf den Ohren, und bekam – dank ihrer Großzügigkeit und Spielfreude – tatsächlich einen Einblick in die Schlafzimmergespräche der Mädchen. Mathieu Amalric |