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"Ich habe erst in meinen späten Teenager-Jahren einen Film über junge Afrikaner gesehen, die ineinander verliebt waren. Davor hatte ich noch nie gesehen, wie sich zwei Afrikaner küssen. Ich erinnere mich noch an die Aufregung, die Überraschung und die Verwunderung, die ich dabei empfand, und wie der Film meine Vorstellungen von Romantik ins Wanken brachte. Bis dahin war Zuneigung für mich für Ausländer reserviert, nicht für uns. Sich vorzustellen, dass es für Afrikaner auf einer Leinwand ganz normal sein sollte, Händchen zu halten und sich zu küssen, war ungeheuerlich. Jahre später las ich dann „Jambula Tree“ by Monica Arac de Nyeko – und wurde wieder kalt erwischt. Als Romantikerin musste ich die zärtliche Verspieltheit zwischen den beiden Mädchen in „Jambula Tree“ einfach zum filmischen Leben erwecken; und als Filmemacherin sah ich mich beinah verpflichtet, diese beiden wunderschönen Afrikanerinnen in ihrer Liebe zu zeigen – und diese Erinnerungen dem Kino hinzufügen.
Rafiki bedeutet auf Suhaeli Freund oder Freundin. Wenn Kenianer in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung sind, fehlt ihnen oft die Möglichkeit, ihre Partner als Partner, Geliebte, Ehemänner oder -frauen vorzustellen – stattdessen sprechen sie von „Rafiki“, wenn sie ihn oder sie meinen. Der Film sollte in einem belebten, quirligen Viertel in Nairobi spielen. Als wir einmal das richtige Viertel dafür gefunden hatten, begannen wir das Drehbuch entsprechend anzupassen. Das Hauptmotiv, für das wir uns entschieden hatten, ist eine große Siedlung mit Kirchen, Schulen und Geschäften, umgeben von einer großen Mauer. Es ist Ort, an dem jeder jeden kennt und in der Privatsphäre Luxus ist. Wir wollten zudem, dass die Nachbarschaft einen Querschnitt der Bevölkerung Nairobis darstellt: von Motorradfahrer über konkurrierende Politiker bis zu tratschenden Kiosk-Besitzern. Dieses lichte, laute und zudringliche Viertel war der perfekte Gegensatz zu der stillen und intimen Sphäre, die die Mädchen füreinander schaffen wollen. Wanuri Kahiu |