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Ich saß in einem Coffee Shop in Tel Aviv und las eine Zeitung, in der Fotos von Bryon Widner abgedruckt waren – jenem verrückten, faszinierenden Ex-Neonazi, dessen Gesicht einst von Tätowierungen übersät war, die er sich in einem langen, schmerzhaften Prozess hatte entfernen lassen. So hat er sich äußerlich und innerlich, physisch und emotional, von seiner Vergangenheit gelöst. Als Enkel von vier Holocaust-Überlebenden wollte ich sofort mehr über ihn erfahren. Ich zeigte den Artikel meinem Großvater und er ermutigte mich, die Geschichte weiter zu verfolgen.
Jaime und ich machten uns auf die Suche nach Bryon. Das stellte sich natürlich als große Herausforderung dar, denn er hielt sich versteckt. Doch es gelang uns, Kontakt aufzunehmen und er bot mir ein Treffen in einem Diner an einer Schnellstraße an. Ich flog also von Israel in die Staaten, war mir aber nicht sicher, ob Bryon auftauchen würde. Aber er kam – und wir saßen dann ganze vier Tage lang zusammen. Wir freundeten uns sogar an. Ich hätte nie gedacht, dass ich mit einem Ex-Neonazi so gut auskommen würde.
Können wir uns ändern, können wir uns davon lösen, wie wir erzogen wurden? Unser Film erforscht einen sehr komplizierten, vielschichtigen Mann. Ich will seinen schwierigen Weg nicht simplifizieren, ich will ihn nicht als unschuldiges Opfer zeigen, ich will ihn nicht schönreden. An seiner Metamorphose ist nichts einfach. Guy Nattiv/Regie |