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Die Idee zu „Der Glanz der Unsichtbaren“ verdankt sich dem Buch „Sur la route des invisibles“ und der Filmdokumentation „Femmes invisibles: survivre dans la rue“ von Claire Lajeunie. Diese Porträts von obdachlosen Frauen in Frankreich überraschten und begeisterten Louis-Julien Petit. „Ich durfte in eine sehr menschliche Geschichte mit vielen tragikomischen Elementen eintauchen. Die Frauen in diesem Buch waren unglaublich komplex, berührend und oft auch sehr lustig, trotz ihrer dramatischen Lebenswege“, erinnert er sich. „Frauen voller Widersprüche, die einen verzaubern und zur Verzweifl ung bringen können: Filmheldinnen. Es gibt sehr wenige Filme, die dieses Thema ausgehend von der Erzählung der Protagonisten behandeln. Meistens sind Obdachlose auf die Figur des „Penners“ reduziert, als sei dies ein Status, eine Eigenschaft. Diese Barriere wollte ich überwinden.“
Es entspricht der Arbeitsweise von Louis-Julien Petit, sich in der Recherche nicht nur auf Lektüre und Materialsichtung zu stützen, sondern sich selbst vor Ort ein Bild zu machen. Für die Vorbereitung von „Der Glanz der Unsichtbaren“ besuchte er während eines Jahres Unterkünfte wohnungsloser Frauen in ganz Frankreich, lernte den Alltag der Frauen kennen und sprach mit den Menschen, die in der Sozialarbeit engagiert sind, in der großen Mehrzahl ebenfalls Frauen. „Mir wurde bald klar, dass ich mich in meinem Film auf das tägliche Miteinander dieser zwei Frauengruppen konzentrieren wollte, die in der Gesellschaft „unsichtbar“ sind: Man sieht sie nicht, weder die einen noch die anderen.“
Petit schrieb eine erste Fassung des Drehbuchs – und verwarf sie wieder. „Es war mir nicht gelungen, eine Distanz zum Thema zu fi nden. Wir merkten bald, dass wir dem Dokumentarfi lm von Claire Lajeunie nichts hinzufügen würden, wenn wir diese Realität einfach nur auf einen Spielfi lm übertragen würden.“ Also begann er die Arbeit von neuem, nun mit einem etwas anderen Fokus: „Ich stellte mir eine Geschichte vor, in der Sozialarbeiterinnen für die soziale Wiedereingliederung der Frauen kämpfen, die sie betreuen. Ich wollte, dass die Geschichte des Spielfi lms dort anfängt, wo Claires Dokumentation aufhört: Wenn die (reale) Catherine schließlich einen Platz in einem Wohnheim bekommt. „Der Glanz der Unsichtbaren“ beginnt damit, dass (die fi ktionale) Catherine diese Unterkunft verlässt und ins L’Envol zurückkehrt. Und während die erste Fassung vor allem auf der Straße spielte, war die zweite Fassung hauptsächlich im L’Envol angesiedelt.“ |