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Berlinale Blog 2014 |
64. Internationale Filmfestspiele Berlin (06. - 16.02.2014) |
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Von Berlin nach Anderswo |
Unter den Journalisten gibt es nur noch ein die eine abschließendes Frage. Bekommt Boyhood den goldenen Bären oder nicht. Für den silbernen Bären , Hauptdarstellerin könnte man sich Kreuzweg vorstellen. Kleine Jungs sollten keine Bären bekommen. Der Page in Brand Budapest Hotel für den männlichen Hauptdarsteller, oder... Man weiß es nicht. Der Abschlussfilm der Berlinale ist ein Märchen. Im Prinzip nicht schlecht, entlässt uns dieser Film doch in die Welt der Realität des Alltags und öffnet uns wieder die Tür für die Welt der Unterhaltungsfilme. Der letzte Wettbewerbsfilm hat es immer schwer. Ich glaube es hat noch nie ein letzter Wettbewerbsfilm einen Preis gewonnen. Die Kritiker interessiert die letzte Aufführung in der Regel auch nicht mehr. Was wäre wohl gewesen, wenn Boyhood als letzter Film gezeigt worden wäre? Diese Ehre bekommt nun ein japanischer Liebesfilm (Chiisai Ouchi | The Little House), der vor dem Hintergrund der japanischen Politik und Gesellschaft vor und während des Zweiten Weltkrieges spielt. Wäre dieser Film in schwarz /weiß , könnte man denken, der Film ist aus den Vierzigern. Von Tokyo geht es in die Berge Kurdistans. Were Dengê Min erzählt sehr holzschnittartig von einem abgelegenen kurdisches Bergdorf. Die kleine Jiyan macht sich Sorgen um ihren Vater. Er wurde als vermeintlicher Freischärler von türkischen Polizeikräften gefangen genommen und soll erst wieder freikommen, wenn die Familie |
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seine Waffe abliefert. Das Problem ist: Er hat nie eine besessen. Aber nur weil darin ein Kind mitspielt, ist es noch lange kein Kinderfilm. Irgendwann nervt es auch, dass in dem Film nicht einmal gelacht wird und immer nur gelitten wird. Zum Abschluss geht es in die Perspektive Deutsches Kino. In dieser Sektion ist man ganz im hier und jetzt. Keine Diskussionen über Bärenanwärter, man feiert seine Filme mit seinem Team und den Freunden. Nach einem kurzen Abstecher nach Kuba (El carro azul) in dem nach dem Tod seiner Großmutter Hansel aus San Francisco nach Kuba zurückkehrt, um sich um seinen behinderten Bruder Marcos zu kümmern eine Fahrt von Berlin nach Israel. Anderswo ist mein persönliche Abschlussfilm und einer der schönsten Tragikomödien der letzten Zeit. Den Namen der Regisseurin, Ester Amram muss man sich unbedingt merken, den er steht nicht nur für diesen sehr gelungenen Film, sondern auch für eine intelligente Erzählweise und wunderbaren Dialogen, wie man sie selten im deutschen Produktionen genießen kann. Für mich ein schöner Ausstieg aus der Berlinale. Ach ja und morgen gibt es ja noch die Bären… |
Anderswo (Perspektive Deutsches Kino) |
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Seit 8 Jahren wohnt Noa in Berlin. Jetzt steht sie dicht vor dem Ende ihres Studiums und ist vor kurzem bei ihrem deutschen Freund Jörg eingezogen. Doch plötzlich rutscht sie in eine Krise. Noa fühlt sich unverstanden und isoliert. Sie erkennt sich selbst nicht wieder. Als dann auch noch die Professorin ihre Masterarbeit, ein Wörterbuch für unübersetzbare Wörter, für unzureichend erklärt und Jörg mit seinem Orchester auf Konzertreise geht, nimmt sich Noa eine Auszeit. Spontan fliegt sie nach Israel. Ein paar Tage Heimaturlaub. Sonne, Familie, Essen, Muttersprache. Das tut ihr gut. Aber plötzlich muss die Oma ins Krankenhaus. Für Noa der Anlass ihre Rückreise aufzuschieben |
und die in Berlin wartenden Probleme zu verdrängen. Doch schneller als ihr lieb sein kann, wird sie auch in Israel vom Alltag eingeholt. Alte Konflikte kochen hoch und neue kommen hinzu. Der innere Druck, den Noa schon in Berlin verspürte, steigt und der Zustand der Oma verschlechtert sich. Ironischerweise fühlt sie sich in ihrer alten Heimat genauso missverstanden, wie in Berlin. Und dann taucht auch noch Jörg in Israel auf. Ausgerechnet am nationalen Erinnerungstag prallen Noas fein säuberlich getrennte Welten aufeinander und selbst Jörg beginnt zu zweifeln, ob die beiden eine Zukunft haben. Kann Noa in diesem Chaos einen Weg zu sich selbst finden? |
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Nach 10 Jahren in Berlin kann ich sagen, dass es nicht leicht ist, in einem fremden Land zu leben. Auf der anderen Seite ist es ja auch im Allgemeinen nicht so leicht zu leben. Egal, wo. Auch meine Figuren suchen ihren Platz, nicht nur im geografischen Sinne. Jede Figur kommt mit ihrer Ladung, trägt sie irgendwo hin oder versucht sie irgendwo abzuladen. Für jede einzelne von ihnen empfinde ich große Zuneigung und ich kann ihre Macken, ihre Ängste, ihre Einzigartigkeit gut verstehen. Ich beurteile sie nicht, denn jenseits aller moralischer oder politischer Fragen versuchen sie mit sich ins Reine zu kommen. Und das ist schwer genug. Ester Amrami |
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http://anderswo-film.com/ | |||
https://www.facebook.com/anderswofilm | |||
Berlinale: Dialogue en perspective des Deutsch-Französischen Jugendwerks | |||
Léa im Märchenland |
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Die jüngste Verfilmung des weltberühmten Märchens vereint Léa Seydoux und Vincent Cassel in einer zeitlosen, romantischen Zauberwelt. Im Jahre 1810 treibt ein Schiffbruch einen wohlhabenden Händler und Vater dreier Töchter und dreier Söhne in den finanziellen Ruin. Die Familie zieht aufs Land und lebt fortan in ungewohnt ärmlichen Verhältnissen. Nur die Jüngste, die anmutige Belle, kann sich für die ländliche Idylle begeistern. Doch das Schicksal schlägt ein zweites Mal zu. Als der Vater in einem verwunschenen Schlossgarten eine Rose für Belle pflückt, wird er vom Besitzer, einem Ungeheuer, zum Tode verurteilt. |
Furchtlos begibt sich Belle anstelle des Vaters in den Palast, bereit sich zu opfern. Doch dort erwartet sie nicht der Tod, sondern ein merkwürdiges Leben, erfüllt von Magie, Luxus und Melancholie. Jeden Tag, ohne Ausnahme, isst Belle gemeinsam mit dem Biest zu Abend. Jede Nacht wird sie von Träumen heimgesucht, die die tragische Vergangenheit des Biests enthüllen. Das Untier verspürt ein immer stärker werdendes Verlangen nach der schönen, jungen Frau. Die nutzt ihren Mut, um das Geheimnis des bösen Zaubers zu entdecken, unter dem ihr unheimlicher Bewunderer leidet. |
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"Glühwürmchen und Gewitter" Von Peter Uehling Berliner Zeitung | ||||
"Die letzte Rose" Von Kerstin Decker Tagesspiegel | ||||
Gläserne Bären und Preise der Bundeszentrale für Politische Bildung bei Generation 14plus |
Die Mitglieder der Generation 14plus Jugendjury Simon Kalmbach Luca Kokol Karla Laitko Leonie Mo Munder Paula Noack Nicola Scholz Florian Stündel vergeben die folgenden Preise: Gläserner Bär für den Besten Film: 52 Tuesdays von Sophie Hyde, Australien 2013 Eine außergewöhnliche Situation, die uns doch ganz nahe kam. Der diesjährige Gewinnerfilm ist überraschend und berührend. Es ist ein Film über Familie und Identitätssuche, in dem die Protagonisten trotz aller Konflikte stets durch ihre Liebe zueinander verbunden bleiben. Die bewegende Geschichte wird hierbei in einem faszinierenden Rahmen erzählt und besticht durch starke Charaktere, Witz, clevere Ideen und viel Feingefühl. Lobende Erwähnung: ärtico von Gabri Velázquez, Spanien 2014 Dieser Film hat es mal ganz anders gemacht. Auf eine einzigartige Art verbindet dieser Film Sätze, Rhythmus, Ton und Handlung zu einem Gesamtbild. Von starken Motiven unterstützt entwickelte er seine ganz eigene Filmsprache und beindruckte uns damit. Gläserner Bär für den Besten Kurzfilm: Mike von Petros Silvestros, Großbritannien 2014 Wir haben uns für einen Kurzfilm entschieden, der es schafft, dem Zuschauer innerhalb weniger Minuten eine komplexe Thematik zu verdeutlichen. Der Film schafft einen Rahmen, den der Zuschauer noch selbst mit eigenen Vorstellungen füllen kann und zum Nachdenken anregt. Mit geschickten Bildern präsentiert dieser Film eine Geschichte, die eine unerwartete Wendung nimmt. Lobende Erwähnung: Emo (the musical) von Neil Triffett, Australien 2013 Gelobt wird dieses Jahr ein Film, der mit überraschender und wohltuender Leichtigkeit den Konflikt der Gruppenidentifikation behandelt. Er begeisterte uns mit einem Feuerwerk an Witz und Melodien, nahm sich selbst auf die Schippe, wurde dabei aber nie lächerlich. Für seine abstrakte Erkundung der Gefühle nach einem tragischen Todesfall und für ein in Kamera, Ton und Erzählweise exquisites Filmwerk vergibt die Jury ihren Großen Preis für den besten Langfilm an Violet von Bas Devos. Lobende Erwähnung: Einstein and Einstein von Cao Baoping, Volksrepublik China 2013 Im Moment, da ihre Familie einen sehnlichst erwarteten Sohn begrüßen kann, wird auf hintergründige Weise die komplexe emotionale Gefühlswelt eines jugendlichen Mädchens entfaltet. Dieses Familiendrama enthüllt Schicht für Schicht die Geschlechterverhältnisse im heutigen China. Spezialpreis der Internationalen Jury von Generation 14plus für den besten Kurzfilm, im Wert von € 2.500, gestiftet von der Bundeszentrale für Politische Bildung: Vetrarmorgun von Sakaris Stórá, Färöer 2013 In einer kleinen, isolierten Inselgemeinschaft im nördlichen Atlantik erheben sich zwei Mädchen gegen das Unheil der Stigmatisierung. Für seine ehrliche und bittere Darstellung der Beziehungen zwischen diesen beiden besten Freundinnen verleiht die Jury den Spezialpreis für den besten Kurzfilm an Vetrarmorgun von Sakaris Stórá. Lobende Erwähnung: Søn Mit Präzision in der Regieführung und beeindruckender schauspielerischer Leistung vergegenwärtigt uns dieser Film auf sehr zärtliche Weise, wie es ist, zwischen seinen geschiedenen Eltern gefangen zu sein. |
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